Institutionelle Investoren haben im ersten Halbjahr ihre Beteiligungen an Private-Equity-Fonds im Rekordtempo zurückgefahren. Auslöser sind auch die Einbrüche am Aktienmarkt.

Am Markt für Beteiligungs- und Risikokapitalfonds hat es im ersten Halbjahr 2022 einen rekordhohen Geldabfluss durch institutionelle Investoren wie Pensions- oder Staatsfonds gegeben. Insgesamt seien Beteiligungen an privaten Fonds im Wert von 33 Milliarden Dollar verkauft worden, verglichen mit rund 19 Milliarden Dollar im Vorjahreszeitraum, wie die «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) unter Berufung auf Daten der US-Investmentbank Jefferies berichtete.

Dies ist als klares Zeichen zu werten, dass der Abschwung an den Aktienmärkten auch auf die privaten Märkte übergreift. Privatmarkt-Fonds hatten in der Zeit der niedrigen Zinsen geboomt. Doch die im Jahr 2022 von den westlichen Notenbanken eingeläutete Zinswende lässt den Geldfluss in die Beteiligungs- und Risikokapital-Fonds nun zunehmend versiegen.

Zu hohes Gewicht im Portfolio

Der Ausverkauf folgt auf ein Jahrzehnt steigender Allokationen in Alternative Anlagen, die seit der Finanzkrise an Gewicht gewonnen haben und alles von Buyout-Firmen bis hin zu Risikokapital- und Immobilienfonds umfassen. Die Beteiligungsfonds waren im vergangenen Jahrzehnt zu einer wichtigen Grösse im globalen Dealmaking der Investmentbanken aufgestiegen. Die jetzige Entwicklung lässt jedoch Zweifel daran aufkommen, ob die Fonds künftig noch in der Lage sein werden, entsprechendes Kapital anzuziehen.

Ein Grund für den Ausstieg der Pensionsfonds ist der steile Verfall an den Aktienmärkten. Da die Werte der Privatinvestitionen nicht im gleichen Masse gesunken waren, hatten die Beteiligungen an Privatmarkt-Fonds im Gesamtportfolio von Institutionellen ein zu hohes Gewicht erlangt. Aufgrund festgelegter Anlageregeln mussten dann hier die Investitionen gesenkt und verkauft werden.

Sorgen um Finanzierungsengpässe

«Das mussten wir noch nie tun und hatten gehofft, dass wir es nie tun müssen», wird ein Manager bei einem Pensionsfonds im Bericht zitiert. Jener Verwalter wird nun auch die Mittel, die er in diesem und im nächsten Jahr in Privatmarkt-Fonds investieren wollte, reduzieren.

Als weiterer Faktor werden Sorgen um Finanzierungsengpässe genannt. Einige Pensionsfonds befürchten, dass sie nicht über genügend Barmittel verfügen, um künftigen Kapitalanforderungen von Privatmarkt-Fonds nachzukommen.

Weiter sind die Investoren offenbar besorgt, dass sie in einen Liquiditätsengpass geraten und anfangen müssen, Dinge zu verkaufen. Dem versuchen sie zuvorzukommen, indem sie die Beteiligungen jetzt verkäussern. Im Gegensatz zu börsennotierten Wertpapieren sind Investitionen in private Fonds in der Regel für etwa ein Jahrzehnt gesperrt. Ihr Wert wird anhand eines ausgeklügelten Schätzverfahrens ermittelt.

Verkauf über Sekundärmarkt

Die Inhaber dieser illiquiden Anteile können sie jedoch auf einem Sekundärmarkt verkaufen, entweder an andere Pensionsfonds und Staatsfonds oder an spezialisierte Gruppen, die als «Secondaries»-Unternehmen bezeichnet werden.

Nach Angaben von Jefferies sitzen diese Nischen-Investmentgruppen auf rund 227 Milliarden Dollar, die zum Teil für solche Transaktionen verwendet wurden.

Im Durchschnitt wurden Anteile an Buyout-, Risikokapital- und Immobilienfonds im ersten Halbjahr für nur 86 Prozent ihres Nennwerts veräussert. Laut Jefferies ist das der grösste Abschlag seit der Zeit der Marktturbulenzen zu Beginn der Coronavirus-Pandemie.

Bewertungsabschlag heisst nicht automatisch Verlust

Anteile an Risikokapital-Fonds wurden zu 71 Prozent ihrer letzten Bewertung verkauft. Das unterstreiche, wie die steigenden Zinsen und die Angst vor einer Rezession die Bereitschaft der Anleger zur Finanzierung oft unrentabler Startups gedämpft habe.

Ein vorzeitiger Verkauf zu einem Bewertungsabschlag bedeutet aber nicht automatisch einen Verlust. Bei zuvor erfolgten hohen Rückflüssen und Ausschüttungen kann dabei unter dem Strich immer noch ein Gewinn herausgeschaut haben.

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