Zuvor milliardenschwere Dollar-Auktionen der Nationalbank haben sich urplötzlich in Luft aufgelöst. Gut möglich, dass die Schweizer Banken zu Zurückhaltung ermahnt worden sind, wie Recherchen zeigen.

Vor einer Woche noch auktionierte die Schweizerische Nationalbank (SNB) mehr als 11 Milliarden Dollar an hiesige Banken – das höchste nachgefragte Volumen seit der Finanzkrise. An der Auktion vom (heutigen) Mittwoch waren es dann viel weniger: nämlich genau 0 Dollar. Damit ist eine bis dato kaum beachtete Transaktion mit Dollar-Swaps innerhalb von sieben Tagen in den Fokus der weltweiten Finanzpresse gerückt, nur um sich dann in Luft aufzulösen. Eine atemberaubende Entwicklung.

Weltweites Aufsehen

Das ist geschehen: Am 19. Oktober hatte die SNB die Milliardensumme an 17 Akteure zugeteilt, wie aus der Statistik hervorgeht. Unmittelbar darauf schossen die Gerüchte ins Kraut. Es hiess, die Nationalbank habe auf einen Liquditätengpass reagiert. Der Name der krisengeschüttelten Grossbank Credit Suisse (CS) fiel. Auch im Ausland begann man sich für den Ausreisser an der SNB-Auktion zu interessieren. So wunderte sich selbst das britische Leitblatt «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig), was die «Swissies» da genau treiben würden.

Tatsächlich sind die Dollar-Auktionen als Kriseninstrument gedacht. Die US-Notenbank Fed stellt Zentralbanken in aller Welt eine Dollarlinie zur Verfügung, die sie jederzeit anzapfen können. So soll dafür gesorgt werden, dass überall stets genügend Dollar im Umlauf sind. Damit soll den gefürchteten Liquiditätsengpässen an den Finanzmärkten vorgebeugt werden.

Komplett verflogen

Von mehr als 11 Milliarden auf 0: Die SNB will auf Anfrage das Resultat der letzten Dollar-Auktion nicht kommentieren. Es ist jedoch davon auszugehen, dass es für das heutige Angebot schlicht keine Nachfrage gegeben hat. Und dies, obschon die Konditionen exakt die gleichen waren wie eine Woche zuvor. Der Zinssatz lag bei denselben 3,33 Prozent. Die Zuteilung war nicht festgelegt, also nach oben offen. Und doch standen diesmal die Vorzeichen ganz anders.

finews.ch hat mit mehreren Marktkennern, Finanzchefs und Treasury-Verantwortlichen von Schweizer Banken gesprochen, die allerdings nicht namentlich genannt werden wollen. Der Verdacht eines Liquditätsengpasses ist dabei komplett verflogen. Zementiert hat sich jedoch das Szenario, dass hiesige Geldinstitute die Dollar-Swaps für ein plötzlich interessant gewordenes Arbitrage-Geschäft nutzten.

Für ein paar Basispunkte mehr

Dieses geht so: Banken beziehen an der Auktion Dollar, die sie dann bei der SNB wieder gegen Franken eintauschen. Der Preis, den sie dafür zahlen, ist tiefer als das, was ihnen die Nationalbank für die Franken bei ihrer wöchentlichen Repo-Auktion überweist – in den vergangenen Tagen liess sich damit ein Arbitrage-Gewinn von 20 bis 25 Basispunkten erzielen, berichten diverse Quellen.

Das klingt nicht nach viel. Doch auf 11 Milliarden Dollar besehen konnten die involvierten Banken einen zweistelligen Millionenbetrag unter sich aufteilen.

Ebenfalls könnte bei einigen mittelgrossen Geschäftsbanken, welche ihre Dollar nicht direkt bei der Fed beziehen können, eine erhöhte Nachfrage nach der US-Währung bestanden haben. Dies, wenn die Institute etwa Dollar-Depositen von Kunden neu am Geldmarkt oder in Wertschriften anlegen, und dadurch Lücken auf der eigenen Bilanz zu stopfen hatten. Ebenfalls verschaffen sich manche Banken aufs Jahresende gerne einen Devisenvorrat, damit sie nicht zum Jahreswechsel in einem kaum frequentierten Markt auf Suche gehen müssen.

Sogar SNB-Bills eingesetzt?

Und schliesslich sind so manche Schweizer Banken derzeit überliquide, womit es sich aufdrängt, diese Mittel arbeiten zu lassen – etwa als Sicherheiten für den Bezug von Dollar bei der SNB. Wie es heisst, sind dabei sogar die SNB-Bills zum Einsatz gekommen, welche die Nationalbank derzeit einsetzt, um nach dem Ende der Negativzinsen Liquidität aus dem System abzuschöpfen. Offenbar sind Schweizer Banker ziemlich kreativ.

Dass nun die Nachfrage komplett in sich zusammengebrochen ist, kann nur zwei Erklärungen haben. Entweder, der Appetit der Banken auf Dollar ist nach dem Run von vergangener Woche gesättigt. Oder, die Institute wurden höflich, aber unmissverständlich zur Zurückhaltung aufgefordert. Denn aus Sicht der Notenbanken sind die Dollar-Auktionen ein Krisen-Instrument – und nicht dazu gedacht, Schweizer Geschäftsbanken reicher zu machen.

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