Nach einem wahren Boom an Corporate-Venturing-Aktivitäten in der Finanzbranche bis 2019 ist es in den vergangenen Jahren etwas ruhiger geworden. Eine Studie hat sich die Vorgehensweise der Unternehmen angeschaut und sieht sie in einer Phase der Neubestimmung.

In einer neuen Studie hat sich das Beratungsunternehmen TTE Strategy mit den Corporate-Venturing-Aktivitäten von Schweizer Finanzunternehmen beschäftigt. Betrachtet wurden dabei 20 Banken, zu denen sowohl Universal-, Privat- und Kantonalbanken zählen, als auch 15 Versicherungen.

Seit 2012 haben die Schweizer Finanzdienstleister zur externen Förderung von Innovation für 292 Start-Ups Wagniskapital zur Verfügung gestellt, heisst es in dem Corporate Venture Monitor. Dabei haben 14 Unternehmen eigene Innovationseinheiten gegründet und 20 haben Kapital für externe Ventures bereitgestellt. Die thematischen Schwerpunkte lagen im Bereich Finanzplattformen, Künstliche Intelligenz, Mobilität und Health Care.

Laut den Daten nutzen 65 Prozent der Banken Corporate Venturing und bei den Versicherungen 67 Prozent. Die Vorgehensweis lasse sich dabei grob in drei Typen einteilen: Die externe Förderung von Start-Ups, die Gründung eigener Innovationseinheiten oder die Bildung von internen Innovationsteams.

Druck zu Innovation

Dabei sei der Druck in der Finanzbranche zu Innovation und Veränderung durch den Vormarsch von Fintechs und alternativen Anbietern im Vergleich zu anderen Branchen hoch gewesen. Die Unternehmen hätten realisiert, dass die nötige schnelle Innovation im Rahmen der eigenen, über Jahrzehnte gewachsenen Organisationen nicht funktionieren wird.

Ein positiver Effekt sei in fast allen Fällen gewesen, dass die Lern- und Innovationsfähigkeit der Unternehmen gesteigert wurde. Zudem konnten die Unternehmen für technologie- und digital-affine Mitarbeiter und Zielgruppen attraktiver werden. Erfolge würden sich in allen Bereichen finden, insbesondere aber bei der Entwicklung und Markteinführung neuer Produkte. Jedoch hätten sich dabei die Erwartungen insbesondere bei Effizienzgewinn und Wachstum oft nicht erfüllt.

Zu hohe Erwartungen und unrealistische Ziele

«Die Erwartungen hinsichtlich gestiegener Effizienz, neuer Produkte und einem gestiegenen Profit haben sich bei vielen, mit denen wir gesprochen haben, bisher nicht erfüllt», sagte Michael Boppel von TTE Strategy. «Niemand war der Meinung, dass die unternommenen Schritte falsch waren. Aber der mögliche Output ist in den meisten Fällen anders eingeschätzt worden. Hier hatte man sich mehr versprochen.»

Die Studie identifiziert auch Probleme, die bei der Umsetzung oft eine Rolle spielen. Diese lägen oft im Design von Struktur und Prozessen, einer zu eng oder zu breit angelegten Zielsetzung, einer unrealistischen Einschätzung von möglichen Ergebnissen in Relation zum eingesetzten Kapital und Zeit, falsche Geschäftsmodelle oder das Fehlen notwendiger Fachkompetenzen. Auch ein nicht ausreichender persönlicher Einsatz der Beteiligten oder kulturelle Inkompatibilität könnten Faktoren sein.

Peak ist vorbei - Neuausrichtung

Bereits vor der Corona-Pandemie hätten erste Unternehmen ihre Innovation Labs wieder geschlossen. «Den Peak von Corporate Venturing an schierer Anzahl haben wir vermutlich zwischen 2015 und 2019 gesehen», sagt Niklaus Wildberger, Managing Director des Schweizer TTE-Büros. Jetzt werde es darum gehen, die eingegangenen internen wie externen Investitionen erneut zu bewerten und angepasste Ziele zu setzen.

Das Merkmal agiler Einheiten sei, sich ständig neu auszurichten und die Ziele und den Weg dorthin kontinuierlich zu überprüfen.

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