Die Regenfälle des vergangenen Monats haben zwar in vielen Teilen Europas die Wassersituation kurzzeitig entspannt, doch das Risiko einer Dürre in diesem Sommer ist damit noch nicht gebannt. Valerio Camerano von Algebris Investments sprach mit finews.ch darüber, wie Anleger und politische Entscheidungsträger den «grünen Wandel» angehen sollten und was der Vermögensverwalter für sein Büro in Zürich plant.

Hitzewelle in Spanien, Trockenheit in Norditalien. Nachdem es in Teilen Südeuropas bereits zu Beginn des Jahres zu Wassermangel gekommen ist und für den Kontinent Dürreperioden erwartet werden, hat sich die öffentliche Aufmerksamkeit von der Energiekrise auf die Wasserknappheit verlagert.

«Es ist so leicht zu vergessen, was vor einem Jahr oder sogar vor ein paar Monaten war», sagte Valerio Camerano von Algebris Investments. «Noch vor acht Monaten haben wir damit gerechnet, dass uns in Europa die Energie ausgeht. Jetzt, da die Energiepreise wieder das Niveau von vor dem (Ukraine-)Krieg erreicht haben, scheint dieses Szenario in weiter Ferne zu liegen.»

Das Dürre-Problem betrifft nicht nur das Trinkwasser, sondern auch «die allgemeine Verfügbarkeit von Wasser für Dinge wie die Kühlung von Kraftwerken und die Landwirtschaft», sagte er.

Dennoch ist der Energienotstand nicht verschwunden: «Deutschland und die osteuropäischen Länder, die sich in der Vergangenheit stark auf Energielieferungen aus Russland verlassen haben, laufen nach wie vor Gefahr, dass ihnen im nächsten Winter das Gas ausgeht», so Camerano weiter.

Industrie-Banker

Der in London ansässige Vermögensverwalter Algebris Investments hat eine neue Einheit ins Leben gerufen, die sich mit einem Private-Equity-Fonds «Green Transition Strategy» auf die Energiewende und den Umweltschutz konzentriert. Zu deren Chef wurde Valerio Camerano berufen, der zuvor als CEO das italienische Multi-Utility-Unternehmen A2A Group geleitet hatte und der seine Karriere als Investmentbanker bei der Citi begann.

Die neu geschaffene Geschäftseinheit von Algebris investiert in Unternehmen, die sich mit dem Thema nachhaltiger Wirtschaft und der Ressourcenknappheit befassen. Die Gruppe verwaltet ein Vermögen von 19 Milliarden Euro an acht Standorten auf drei Kontinenten. Mit ihrem kürzlich eröffneten Büro in Zürich, wo einige ihrer wichtigsten Investoren ansässig sind, will sie weiter in der DACH-Region expandieren (Deutschland, Österreich, Schweiz).

Energiewende und Kreislaufwirtschaft

Der Private-Equity-Fonds investiert in Branchen, die sich auf die Energiewende, die Kreislaufwirtschaft und Technologien für Landwirtschaft und Städte konzentrieren.

Camerano ist nicht der Einzige, der über grosses Know-how im Energiesektor verfügt. Das gesamte Team hat einen finanziellen und industriellen Hintergrund. Dabei geh es etwa um die Analyse von Energie- und Infrastrukturprojekten oder das Verständnis von Prozessen wie der Einlagerung von Kohlenstoff oder hydrometallurgischen Lösungen, die für das Batterie-Recycling von kritischen Materialien wie Kobalt oder Lithium verwendet werden.

«Unabhängig davon, welchen Standpunkt man einnimmt, die Fragen, mit denen wir derzeit konfrontiert sind, sind allesamt komplex und müssen von allen Branchen angegangen werden», sagt Camerano.

Kosten des Verbrauchs

Die Kosten des Verbrauchs treiben auch die Preise in den Grundstoffindustrien in die Höhe, weshalb «es einen starken Investitionsanreiz für Unternehmen gibt, die sich mit der Verringerung des Verbrauchs und des Abfalls sowie mit dem Recycling und der Regeneration von Grundstoffen und kritischen Materialien beschäftigen», so Camerano.

Für Camerano ähnelt die Klimakrise immer mehr einer Pandemie, bei der Behörden, Investoren und politische Entscheidungsträger mit «aussergewöhnlichen Instrumenten» auf Notfallszenarien reagieren müssen.

Ressourcenknappheit

Er würde es vorziehen, wenn die Beteiligten den «Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft als neuen Normalzustand» sehen und als Chance begreifen für einen geplanten und disziplinierten Wandel der Agrar-, Industrie- und Energiesysteme.

«Für Industrieexperten ist es schliesslich keine neue Erkenntnis, dass uns im nächsten Winter die Energie ausgehen könnte, sondern der normale Geschäftsverlauf in einer Welt knapper Ressourcen», sagte er.

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