In einem sind sich die Ökonomen mit Blick auf die Geldpolitische Lagebeurteilung der SNB am Donnerstag einig: Der Leitzins wird angehoben. Nur bei der Frage, ob der Schritt gross oder klein ausfallen wird, und ob im September eine weitere Anhebung ansteht, scheiden sich die Geister.

Die konjunkturellen Rahmenbedingungen der Schweiz sind im internationalen Vergleich weiter ausgesprochen gut. Die Inflation liegt knapp über 2 Prozent, die Arbeitslosigkeit ist tief und der Franken im Vergleich zu Euro und Dollar sehr fest.

Das wird nach Einschätzung der Volkswirte der Schweizerischen Nationalbank (SNB) den Entscheidungsspielraum liefern, die Leitzinsen weiter anzuheben. Doch bei der Geschwindigkeit und bei der Frage, ob auf einem Niveau von 1,75 Prozent, oder erst bei 2,00 Prozent Schluss sein wird, herrscht Uneinigkeit.

Inflation über Zielband

Die Gründe für ein weiteres Anziehen der geldpolitischen Schraube liegen auf der Hand. Die Inflation liegt weiter über der Zielspanne der SNB von 0 bis 2 Prozent und laut den Erwartungen könnte sich die Teuerung als hartnäckiger erweisen als noch vor einigen Monaten gedacht.

Laut den Zahlen des Bundesamtes für Statistik (BFS) ist die Jahres-Inflation in der Schweiz im Mai auf 2,2 Prozent von 2,6 Prozent im April zurückgegangen. Das ist verglichen mit einer Inflation im Euroraum und einem Anstieg des Verbraucherpreisindex in Deutschland um je 6,1 Prozent auf Jahressicht wenig. Doch noch Anfang Juni hatte sich SNB-Präsident Thomas Jordan hinsichtlich einer hartnäckig hohen Kerninflation besorgt geäussert.

Zinsabstand, Franken und fallende Renditen

Das zweite Problem ist der Zinsabstand zu den USA und der Eurozone. Während das Fereral Reserve Board (Fed) jüngst eine Pause eingelegt hat und das Zinsband weiter bei 5,00 bis 5,25 Prozent liegt, stieg der Leitzins der EZB in der vergangenen Woche mit der achten Erhöhung in Folge um weitere 25 Basispunkte auf nun 4,00 Prozent. Sowohl Fed als auch EZB liessen die Tür für weitere Anhebungen offen.

Der Zinsabstand zum Schweizer Niveau von aktuell 1,5 Prozent spielt vor allem auch mit Blick auf den Frankenkurs eine Rolle. Die SNB hat aktuell kein Interesse daran, den Franken zu schwächen. Der starke Franken hat in den vergangenen Monaten dabei geholfen, die importierte Inflation im Zaum zu halten. Auch die anhaltenden Devisenverkäufe der Notenbank stützen diese Sicht.

So ist der Franken laut der Meinung eines Experten von State Street derzeit «extrem teuer» und bleibt kurzfristig überkauft. Aus fundamentaler Sicht sei diese Stärke nicht sinnvoll. Man habe es nun mit einer rollierenden Inflation zu tun und gleichzeitig würde sich das Wachstum deutlich verlangsamen. Zudem fallen Schweizer Renditen im Vergleich zu denen der G10-Staaten. Die Schweizerische Nationalbank habe einen starken Anreiz, weiterhin zu intervenieren, um die Schwäche zu begrenzen, bis sie einen deutlicheren Rückgang der Inflation sieht.

Unterschiedliche Fahrpläne

Die Ökonomen der Banken sind sich bei ihren Prognosen für den Zins-Kurs von Thomas Jordan nicht einig. So rechnen etwa die Experten von J. Safra Sarasin, der UBS und von Raiffeisen mit einer Steigerung um 25 Basispunkte. Die Letzteren beiden sehen damit auch bereits den Anhebungszyklus in der Schweiz beendet. Die St.Galler Kantonalbank rechnet ebenfalls mit einem letzten Schritt, allerdings um 50 Basispunkte. Von zwei kleinen Schritten im Juni und September geht hingegen Pictet aus.

Weniger Zinsentscheide als EZB und Fed

Ein Argument, das für eine Anhebung mit einem grossen Schritt spricht, ist der Blick in den Terminkalender der Notenbanken. Während die SNB turnusgemäss nur viermal im Jahr eine Entscheidung fällt, tagt der EZB-Rat alle sechs Wochen. Damit stehen hierzulande nach der Juni-Sitzung nur noch zwei Entscheidungen im September und Dezember an, bei der EZB und dem Fed jedoch deren vier. Mit einer deutlicheren Anhebung könnte die SNB sozusagen in Vorlage gehen, um die erwarteten Schritte in den USA und der Eurozone im Juli mit Blick auf den Zinsabstand zu kompensieren.

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