Die Schweizerische Nationalbank hat die Leitzinsen an ihre Juni-Sitzung erneut angehoben. Dass es ein kleiner Schritt wurde und nicht ein grosser, stellt die Weichen für eine nochmalige Verschärfung spätestens im September.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat die Geldpolitik weiter gestrafft. Der Leitzins wird um 25 Basispunkte auf nun 1,75 Prozent angehoben. Damit wirkte man dem mittelfristig abermals gestiegenen Inflationsdruck entgegen, heisst es in der am Donnerstag veröffentlichten «Geldpolitischen Lagebeurteilung».

«Es ist nicht auszuschliessen, dass zusätzliche Zinserhöhungen nötig sein werden, um die Preisstabilität in der mittleren Frist zu gewährleisten», heisst es zum weiteren Pfad. Auch das Mantra, dass die SNB weiterhin bereit ist, bei Bedarf am Devisenmarkt aktiv zu sein, um für angemessene monetäre Bedingungen zu sorgen, wird einmal mehr wiederholt. Im gegenwärtigen Umfeld würden dabei Devisenverkäufe im Vordergrund stehen.

«Die erneute Zinserhöhung ist daher notwendig, um sicherzustellen, dass die Inflation in der mittleren Frist nachhaltig in den Bereich der Preisstabilität zurückkehrt», sagt SNB-Präsident Thomas Jordan laut Redetext.

Der Rückgang der Inflation in der Schweiz im Mai auf 2,2 Prozent sei vor allem auf tiefere Preise für importierte Güter zurückzuführen. Dabei wird insbesondere auf die gesunkenen Preise für Erdöl und Gas verwiesen.

Inflation kurzfristig tiefer und langfristig höher gesehen

Die neue bedingte Inflationsprognose der SNB bis Ende 2023 liegt unterhalb derjenigen vom März. Ab 2024 liegt sie jedoch trotz der heutigen Anhebung des SNB-Leitzinses höher. Als Gründe dafür werden anhaltende Zweitrundeneffekte, höhere Strompreise und Mieten sowie der persistentere Inflationsdruck aus dem Ausland genannt. Für 2023 und 2024 wird nun mit einer Inflation im Jahresdurchschnitt von 2,2 Prozent gerechnet, und für 2025 mit 2,1 Prozent.

Die Wachstumsaussichten für die Weltwirtschaft über die kommenden Quartale bleiben verhalten. Gleichzeitig dürfte die Inflation global vorläufig erhöht bleiben, lautet die Erwartung der SNB. In der Schweiz wuchs das BIP im ersten Quartal 2023 solide und für das Gesamtjahr wird mit einem Wachstum von rund einem Prozent gerechnet.

Am Hypothekar- und Immobilienmarkt würden die Verwundbarkeiten bestehen bleiben, heisst es von der SNB. Das Preiswachstum bei den Einfamilienhäusern und Eigentumswohnungen habe sich über die vergangenen Quartale verlangsamt, während die Preise für Mehrfamilienhäuser zurückgegangen sind.

Der kleine Zinsschritt dürfte an den Märkten für wenig Bewegung sorgen. Da wäre ein grosser Schritt als eine grössere Überraschung aufgefasst worden.

Powell sieht Kampf gegen Inflation noch nicht am Ziel

An den Aktienmärkten spielen am Donnerstag jedoch eher der Blick auf die Zinspolitik in den USA eine Rolle. Am Vortag hatte US-Notenbankchef Jerome Powell bei einer Anhörung im US-Kongress davor gewarnt, dass es noch ein «langer Weg» sei, bis das Ziel einer Inflationsrate von zwei Prozent erreicht werde. Das passt ins Bild, dass das Fed bereits in der vergangenen Woche skizziert hatte.Die jüngste Pause bei den Zinsanhebungen dürfe nicht als Signal dafür verstanden werden, dass die Steigerungen am Ende seien.

Fast alle Mitglieder in dem für die Zinspolitik zuständigen Offenmarktausschuss rechnen damit, dass bis zum Jahresende weitere Anhebungen angemessen sein dürften, betonte Powell. Die Ökonomen rechnen mit einem erneuten Zinsschritt im Juli.

Auch in Grossbritannien sind die Zinsanhebungen der Bank of England bei ihrer heutigen Entscheidung mit einem grossen Schritt um 50 Basispunkte auf nun 5,0 Prozent weitergegangen. Angesichts der weiter hartnäckigen Inflation galt die 13. Anhebung in Folge bei den Ökonomen als unausweichlich. Viele hatten aber nur einen Schritt von 25 Basispunkten erwartet. Dort werden inzwischen auch die kräftig steigenden Hypothekarzinsen für viele Haus- und Wohnungsbesitzer zu einem immer grösseren finanziellen Problem und der Wirtschaft droht eine Rezession.

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