Der einstige Credit-Suisse-Manager Leonhard Fischer hat in einem Pressegespräch das Ende des Finanzsystems gefordert. Das hat ein langjähriger Kollege in den falschen Hals bekommen.

Ist Leonhard Fischer der Untergang «seiner» Credit Suisse (CS) in die Knochen gefahren? Jedenfalls erklärte der einstige Manager der Schweizer Grossbank in der deutschen Zeitung «Welt» (Artikel bezahlpflichtig) das derzeitige Finanzsystem unlängst für «kaputt».

Die jüngsten Bankenturbulenzen seien ein Zeichen dafür, so «Lenny» Fischer, dass immer mehr Geld aus dem Nichts geschaffen werde, und dass sich das System überholt habe. Es müsse deshalb durch ein neues ersetzt werden, forderte der heute 60-jährige einstige Top-Banker im Interview. «Es muss beendet werden.» Andernfalls sei die nächste Bankenkrise nur eine Frage der Zeit.

«Zeit, leise Servus zu sagen»

Das ging einem langjährigen Kollegen Fischers über die Hutschnur. Anton Voglmaier, der im Anlagekomitee des von Fischer im Jahr 2018 unter grossem Aufsehen aufgesetzten «Zukunftfonds» sass, hat darüber den Bettel hingeworfen. Und das lautstark. Im Aktionärsbrief «Wahre Werte Depot» erklärte er in einem Beitrag: «Nun habe ich sechs Jahre lang mit ihm (gemeint ist Fischer) gearbeitet, und er gibt ein Interview mit folgendem Satz: Es muss beendet werden!»

Für ihn, Voglmaier, sei es nun an der Zeit, als Mitglied des Anlageausschuss des Zukunftsfonds «leise Servus zu sagen», schloss Fischers vormaliger Mitstreiter. Ein Abschied, der nun aber weniger leise ausgefallen ist als gedacht.

Dabei ist Fischer auch in der Schweiz bestens für seine flamboyanten Aufritte bekannt – und schon anlässlich der Finanzkrise von 2008 war er mit seiner Zunft hart ins Gericht gegangen. In seiner Heimat einst als «Starbanker» apostrophiert, mischte er als Mittdreissiger und junges Geschäftsleitungsmitglied der Bank Dresdner Kleinwort Benson die Frankfurter Finanzszene auf. Im Jahr 2000 wurde er gar deren CEO.

Spitze der CS verwehrt

2003 heuerte Fischer dann in der Schweiz an, wo er als CEO der zur CS gehörenden Winterthur Versicherungen die verstrickte Allfinanz-Struktur der Gruppe erfolgreich entwirrte und den Versicherungsteil an die Axa-Gruppe verkaufte. Doch bei der CS blieb ihm der weitere Weg nach ganz oben verschlossen. Er wechselte ins Fach der Finanzinvestoren, meldete sich dann aber mit der Übernahme der Frankfurter BHF Bank respektive dem Aufbau der Bankengruppe BHF Kleinwort Benson im Banking zurück.

Nach dem Verkauf von BHF an die französisch-deutsche Konkurrentin Oddo (heute Oddo BHF) trat er 2018 als BHF-Chef zurück.

Noch im selben Jahr lancierte er dann gemeinsam mit Kai Diekmann, dem Ex-Chefredakteur und -Herausgeber der deutschen «Bild»-Zeitung, den gemeinsamen Zukunftsfonds.

Bekannte aus der Schulzeit

Diekmann und Fischer kennen sich noch aus der gemeinsamen Schulzeit; mit dem Fonds, einem Kind der damaligen Tiefzinsära, wollten sich vor allem Kleinsparer ansprechen und diesen mehr Rendite bieten, wie damals auch finews.ch berichtete.

Fischer übernahm dabei die Anlagestrategie. Der Ex-«Bild»-Herausgeber sollte Vermarktung und Vertrieb ankurbeln. Doch die Ambitionen beim Start des Fonds – angepeilt waren 20 Milliarden Euro an verwalteten Vermögen – haben sich seither nicht einlösen lassen. Das Fondsvolumen beläuft sich gegenwärtig auf 28,5 Millionen Euro.

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