Mit der erneuten Anhebung der Leitzinsen im Euroraum durch die EZB engt sich der Entscheidungsspielraum der SNB für den nächsten Zinsentscheid ein.

Nun hat es der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) doch getan. Während noch vor zwei Wochen nur eine Minderheit der Ökonomen mit einem Zinsschritt gerechnet hatte, standen die Erwartungen kurz vor der Ratssitzung am heutigen Donnerstag fast ausgeglichen 50:50. Dafür hatten die Konjunkturdaten gesorgt: Trotz schwachem Trend sind die Preise weiter gestiegen.

Mit dem zehnten Zinsschritt in Folge steigt der Hauptrefinanzierungssatz in den Euro-Ländern damit nun um 25 Basispunkte auf 4,50 Prozent, der Einlagensatz auf 4 Prozent.

Letzte Erhöhung?

Grund ist die weiterhin hohe Inflation. Diese wird im Euroraum nach der neuesten Einschätzung der EZB langsamer zurückgehen als noch vor drei Monaten erwartet. Für dieses Jahr wird nun eine Teuerungsrate von 5,6 Prozent erwartet, statt zuvor 5,4 Prozent. Auch für 2024 stieg die Erwartung auf 3,2 Prozent Inflation von 3 Prozent anlässlich der letzten Prognose im vergangenen Juni.

«Der Schritt war weder eine Überraschung noch beschlossene Sache», schreibt Simona Mocuta, Chefökonomin bei der US-Grossbank State Street. «Die Argumente für eine weitere Straffung der Geldpolitik und für eine Pause haben sich in letzter Zeit ziemlich ausgeglichen.» Da sich die Leitzinsen jedoch tief im restriktiven Bereich befinden, rechnet sie jedoch damit, dass dies die letzte Erhöhung in diesem Zyklus sein wird.

Inflation und Konjunktur auf der Waagschale

Für EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat damit die Bekämpfung der Inflation ein höheres Gewicht als die Konjunktursorgen. Ob das auch das SNB-Direktorium unter der Führung von Thomas Jordan so sieht, bleibt abzuwarten.

Mit der erneuten Anhebung baut sich für die SNB Druck auf. Die Geldpolitische Lagebeurteilung in der kommenden Woche am 21. September könnte damit ebenfalls eine Zinsanhebung bringen.

Inflationstreiber am Horizont

Zwar verharrte die Jahresinflation in der Schweiz im August laut Bundesamt für Statistik (BFS) bei 1,6 Prozent. Die Aussichten auf Mietsteigerungen und steigende Stromkosten lassen eine Senkung der Inflationserwartungen aber kaum zu. Zuletzt haben auch die Öl- und Gaspreise wieder angezogen. Eine Entwicklung, die sich im kommenden Winter nicht abschwächen dürfte.

Gegen eine Erhöhung spricht hingegen der weiter robuste Arbeitsmarkt und die stabile Konjunktur. Zwar zeigen sich gerade in der Industrie und bei den exportierenden KMU Schwächen in der Nachfrage aus dem Ausland. Ein Einbruch der Konjunktur wird aber nicht erwartet.

Bewusste Stärkung des Franken

SNB-Präsident Jordan setzt nun bereits seit Mai vergangenen Jahres auf die bewusste Stärkung des Franken. «Ein gegenüber dem Franken zu starker Euro würde dem Inflationsimport neuen Auftrieb verleihen», schreibt dazu Santosh Brivio, Ökonom bei der Migros Bank.

Dazu dient auch der laufende Abbau der Devisenbestände. Will die SNB den Zinsabstand zum Euro beibehalten, müsste sie demzufolge am kommenden Donnerstag ebenfalls um 25 Basispunkte auf dann 2,00 Prozent anheben.

Powell dürfte abwarten

Eine wichtige Entscheidung steht davor aber auch noch in den USA auf dem Terminkalender. Dort hatte sich die Konsumenten-Inflation zwar im August wieder erhöht, die Kerninflation ging jedoch zurück. Bei der FOMC-Sitzung der US-Notenbank Fed wird am Mittwochabend eine erneute Nullrunde bei den Zinsen erwartet. Dort dürfte die Zinsspanne bei 5,25 bis 5,5 Prozent liegen bleiben. Damit dürfte Fed-Chef Jerome Powell seine neutrale und abwartende Haltung vorerst bestätigen.

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