Die Zürcher Vermögensberaterin Zwei Wealth hat erstmals ein Qualitäts-Rating für Hunderte von Schweizer Banken und Vermögensverwaltern ins Netz gestellt. Die Noten reichen dabei von ungenügend bis sehr gut. finews.ch konnte in Erfahrung bringen, wer in dieser Bewertung obenaus schwingt. 

Es ist ein «Beauty contest», bei dem die Kandidaten Nadelstreifen statt Bikinis tragen: Seit der Gründung vor neun Jahren sucht der Zürcher Vermögensberater Zwei Wealth nach geeigneten Geldverwaltern für seine vermögenden Kundinnen und Kunden.

Was als Vorstellungsrunde in den Büros der von den ehemaligen UBS-Bankern Klaus Wellershoff und Patrick Müller (Bild unten) gegründeten Firma begann, hat sich mittlerweile auf ein Universum von mehr als 500 angeschlossenen Asset Managern, Banken und weiteren Dienstleistern ausgeweitet.

Breit zugänglich

Diese versuchen, bei vermögenden Privatkunden in die Kränze zu kommen – was mittlerweile auch über die digitalisierte «Wealth Office»-Plattform geschieht. Auf dieser Plattform sind inzwischen laut Zwei Wealth Vermögenswerte von mehr als 6 Milliarden Franken platziert.

Seit vergangenem August ist dieser Schönheitswettbewerb um die Hilfsfunktion der «Provider Rating» reicher. Dieses soll ein unabhängiges Qualitätssiegel für das Portfolio-Management eines Vermögensverwalters oder einer Bank liefern – und ist erstmals auch einem breiten Publikum zugänglich.

ZWeiWealth 500

Co-Gründer Patrick Müller und Klaus Wellershoff (von links) (Bild: Zwei Wealth)

Regelbasierte Beurteilung

Unter dem Titel «Welches Rating hat Ihre Bank?» lässt sich das Rating für die eigene Bank, den eigenen Vermögensverwalter online und kostenlos bestellen; laut der Vermögensberaterin beruht die Beurteilung auf einer über die vergangenen acht Jahre entwickelten Methodik und Datenbasis.

Dabei werden die Banken und Vermögensverwalter nach einem Katalog von sieben Kriterien beurteilt – strikt regelbasiert, wie die Firma betont. Beurteilt werden etwa die Struktur eines Anbieters, die verwalteten Vermögen, die Mitarbeitenden oder die Service-Qualität. Davon lassen sich Rückschlüsse auf die Stabilität, Erfahrung, Spezialisierung und den Erfolgsausweis ableiten.

Rating für mehr als 300 Akteure erstellt

Dieses «Provider Rating», wirbt Zwei Wealth, ermögliche im Endeffekt mehr Transparenz und Wettbewerb im Wealth Management. Das Qualitätssiegel kommt dabei auch bei der Vermögensberaterin selber zum Einsatz, etwa bei Investmentmonitoring-Mandaten und bei Prüfberichten. Inzwischen wurde bereits für über 300 Banken und Vermögensverwalter ein Provider Rating erstellt.  

Doch wer schneidet in diesem auf die Schweizer Vermögensverwaltung-Szene fokussierten Rating am besten ab? Und wie fühlen sich die dergestalt bewerteten Anbieter? finews.ch hat einen Blick auf das Rating geworfen und mit Akteuren gesprochen – wobei sich der Sieger aller Klassen nicht ermitteln lässt, wie Zwei-Wealth-CEO Müller festhält. «Auf eine Rangliste in dem Sinne verzichten wir bewusst, weil es so etwas wie die Besten nicht gibt.»

Von empfehlenswert bis sehr gut

Das Spektrum der Bewertung reicht vom Prädikat «ungenügend» und einem Provider Rating von 1 bis zu «sehr gut» mit einem Höchstrating von 5. Im vergangenen April erreichten die meisten Anbieter ein Rating von 3,2 und 3,3. Eine Auswahl von kleinen, mittleren und grossen Anbietern, die allesamt gut bis sehr gut abschneiden, hat nun ihre Erfahrungen mit finews.ch geteilt. Es sind dies:

  • Das Genfer Fondshaus Unigestion (Provider Rating 3,6; Prädikat «sehr gut»)
  • Die Genfer Privatbank Lombard Odier (3,5; «gut»)
  • Der Berner Asset Manager OLZ (3,5; «gut»)
  • Der unabhängige Vermögensverwalter Diem Client Partner (3,5; «gut»)
  • Die Privatbank Schroder & Co in Zürich (3,4; «gut»)
  • Die Frankfurter Bankgesellschaft (Schweiz) (3,2; «empfehlenswert»)

Ambition, zu den besten zu gehören

In dieser Gruppe kommt die Beurteilung erwartungsgemäss gut an. Auf Anfrage erklärte Adrian Nösberger, der CEO Schroders & Co in der Schweiz, er halte das Verfahren für objektiv; die Bewertung erfolge auf der Grundlage nachvollziehbarer Kriterien.

Gute Noten gibt es für das Verfahren auch von Sascha Peier, dem Chef von Diem Client Partner. «Wir sind mit dem initialen Rating zufrieden, sind aber gleichzeitig auch froh, dass es noch Luft nach oben gibt», sagt der Manager. Es sei die Motivation seines Unternehmens, klar zu den Besten in den entsprechenden Segmenten zu gehören.

Feedback bereits umgesetzt

Auf einem anderen Blatt steht natürlich, ob aus dem Rating auch etwas gelernt werden kann. Laut Tobias Bütikofer, dem Leiter Unternehmensentwicklung beim Fondshaus OLZ, ist dies durchaus der Fall. «Das Ranking zeigt uns direkt, auf was die Kunden schauen und wo wir im Verhältnis zu unseren Mitbewerbern stehen.» Dies seien wichtige Informationen, wenn man sich ständig verbessern wolle.

Man habe das Feedback für entsprechende Änderungen genutzt und werden dies weiterhin tun, erklärt auch Christian Grütter, Leiter Private Banking bei der Frankfurter Bankgesellschaft in Zürich.

Das Modell der Zukunft?

Die Erwartungen an den Nutzen für den eigenen Vertrieb sind hingegen noch geteilt. Sehr positiv gestimmt gibt sich Peier von Diem Client Partner. Für ihn stellt die Plattform von Zwei Wealth das erfolgreiche Modell für die Zukunft dar. «Wir setzen voll auf Partnerplattformen und Modelle für den Vertrieb», sagt Peier.

Skeptischer gibt sich Harel van Dijk, bei Unigestion zuständig für den Bereich der Privatmarkt-Anlagen. Man habe mit dem Rating eben erst gestartet und verfüge noch über wenig Erfahrungswerte; auch für den Vertrieb habe die Zwei-Wealth-Plattform noch keine grosse Bedeutung.