Fintech-Unternehmen werden in den nächsten fünf Jahren voraussichtlich dreimal so schnell wachsen wie traditionelle Banken, so die Analyse der renommierten Unternehmensberatung McKinsey.

Einst gehörten Fintech-Unternehmen zu den Lieblingen der Investoren. Risikokapital floss in Strömen, und an der Börse jubelten Anleger Fintech-Aktien teilweise in atemberaubende Kurshöhen hoch. Die Branche profitierte unter anderem von dem durch die Corona-Pandemie ausgelösten Digitalisierungsschub und der Liquiditätsschwemme im Finanzsystem während der Niedrigzinsphase.

Doch im Zuge des seit 2022 weltweiten Zinsanstiegs und der Verschlechterung des Marktumfelds aufgrund geopolitischer Spannungen haben die Investoren ihre zuvor überhöhten Wachstumserwartungen für den Sektor jedoch stark revidiert.

Seither sind nicht nur die Finanzierungsvolumina gegenüber früheren Rekordwerten stark gesunken. Auch an der Börse hat sich die Marktkapitalisierung vieler einstiger Fintech-Highflyer um Milliardenbeträge verringert.

Mehr Chancen durch technologische Revolution

Die einst erfolgsverwöhnte Branche muss den Gürtel jetzt deutlich enger schnallen und aufgrund der höheren Finanzierungskosten und der höheren Risikoaversion der Investoren sparen, nicht zuletzt häufig auch beim Personal.

Nach Jahren des «Turbowachstums» steht bei Fintechs jetzt vor allem ein nachhaltiges und rentables Wachstum ganz oben auf der Strategie-Agenda. Obschon die Fintech-Branche weiterhin vor grossen Herausforderungen steht, gibt es auch eine Reihe von Chancen, die noch nicht ausgeschöpft sind.

Zwar passen sich die Anleger an ein neues Finanzparadigma mit höheren Zinsen und Inflation an, was ihre Einschätzung von Risiko und Rendite verändert hat. Gleichzeitig führt die fortschreitende technologische Revolution aber auch zu mehr Möglichkeiten der Wertschöpfung, wie das international tätige Beratungsunternehmen McKinsey im Fintech-Report «A new paradigm of growth» festhält.

Fast dreimal schnelleres Wachstum

McKinsey prognostiziert, dass die Erträge im Fintech-Sektor zwischen 2022 und 2028 fast dreimal so schnell wachsen werden wie im traditionellen Bankensektor. Verglichen mit einem jährlichen Wachstum von 6 Prozent im traditionellen Bankensektor könnten Fintechs in den nächsten fünf Jahren ein Umsatzwachstum von 15 Prozent pro Jahr verzeichnen.

Drei Themen werden dabei das nächste Kapitel des Fintech-Wachstums bestimmen. Erstens werden Fintech-Unternehmen weiterhin von der radikalen Transformation des Bankensektors, der schnellen digitalen Adaption und dem Wachstum des Online-Handels weltweit, insbesondere in Entwicklungsländern, profitieren.

Mit Fintechs genauso zufrieden

Der Bankensektor steht laut McKinsey vor einer Zukunft, die von grundlegenden Umstrukturierungen geprägt sein wird. Gleichzeitig treibt der makroökonomische Rückenwind das Wachstum der Technologiebranche und des gesamten Ökosystems der Finanzdienstleistungen an. Dabei ist die digitale Akzeptanz keine Frage mehr, sondern Realität: Rund 73 Prozent der weltweiten Interaktionen mit Banken erfolgen heute über digitale Kanäle.

Rund um den Globus sind Privatkunden mit Fintechs ebenso zufrieden wie mit etablierten Banken. Auch die Nachfrage von B2B-Unternehmen nach Fintech-Lösungen steigt. Im Jahr 2022 zogen 35 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in den USA die Nutzung von Fintechs für die Kreditvergabe, eine bessere Preisgestaltung und die Integration mit ihren bestehenden Plattformen in Betracht. In Asien nutzten 20 Prozent der KMU Fintechs für Zahlungen und Kredite.

Um von dieser Nachfrage profitieren zu können, müssen Fintechs mit den sich rasch ändernden Regulierungen Schritt halten und sicherstellen, dass sie über ausreichende Ressourcen und Kapazitäten verfügen, um diese einzuhalten.

Schwellenländer als Wachstumsmotor

Zweitens haben Fintechs trotz des kurzfristigen Drucks noch Spielraum für weiteres Wachstum in einem expandierenden Ökosystem für Finanzdienstleistungen. Der Studie zufolge machen sie derzeit etwa 5 Prozent (oder 150 bis 205 Milliarden Dollar) der Nettoeinnahmen des globalen Bankensektors aus. Im Jahr 2028 könnten es bereits mehr als
400 Milliarden Dollar sein.

Ein Grossteil dieses Umsatzwachstums wird aus den Schwellenländern kommen. Die Fintech-Umsätze in Afrika, im asiatisch-pazifischen Raum (ohne China), in Lateinamerika und im Nahen Osten machten im vergangenen Jahr 15 Prozent der weltweiten Fintech-Umsätze aus. Bis 2028 wird dieser Anteil voraussichtlich auf 29 Prozent steigen.

B2B-Bereich robuster

Umgekehrt erwarten die Experten, dass der Anteil Nordamerikas, der derzeit 48 Prozent des weltweiten Fintech-Umsatzes beträgt, bis dahin auf 41 Prozent sinken wird.

Nicht zuletzt sind von der Marktkorrektur nicht alle Fintechs gleich stark betroffen: Fintechs in bestimmten Branchen und Wachstumsphasen sind widerstandsfähiger als ihre Wettbewerber. So war etwa die Finanzierung von B2B-Fintechs im vergangenen Jahr widerstandsfähiger als die von B2C-Fintechs.

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