Die erwarteten Mietpreisanhebungen im Herbst haben die Inflation in der Schweiz bisher kaum angetrieben. Doch ab Mai 2024 könnte das noch einmal ein wichtigeres Thema werden, analysiert finews.ch.

Da staunte der Experte, und der Laie wunderte sich: Die November-Erhebungen zu den Konsumentenpreisen in der Schweiz hatten eine deutlich tiefere Inflation ausgewiesen als erwartet. Der Effekt der steigenden Mieten war viel geringer als befürchtet.

Teilweise hatten die Ökonomen mit einem Anstieg um bis zu 2 Prozent gerechnet. Immerhin bilden die Mieten mit einem Anteil von rund 20 Prozent einen grossen Posten im Warenkorb der Konsumentenpreise. Herausgekommen ist ein Anstieg um 1,4 Prozent, nach noch 1,7 Prozent im Vormonat. Entsprechend mussten einige Experten Kreide fressen und haben ihre Erwartungen gleich für das gesamte kommende Jahr gesenkt.

November-Zahlen wenig aussagekräftig

Doch die Mietpreissteigerungen filtern langsamer durch als gedacht. «In welchem Umfang und wie schnell sich die Anpassungen der bestehenden Mietverhältnisse auf die Resultate des Mietpreisindexes auswirken, lässt sich allein aufgrund der Resultate im November 2023 noch nicht abschliessend beurteilen», hiess es Anfang Dezember vom für die Datenerfassung zuständigen Bundesamt für Statistik (BFS).

«Die nächste Erhebung im Februar sollte verzögert mehr Erhöhungen zu Tage fördern», schreibt etwa Raiffeisen-Ökonom Alexander Koch in einer Einschätzung vom heutigen Montag. Ab Mai werde sich zusätzlich die zweite Referenzzinssatz-Erhöhung vom Dezember auf 1,75 Prozent bemerkbar machen. Auch die Bankengruppe Raiffeisen hatte ihre Inflationsprognose für 2024 von 1,8 Prozent auf 1,5 Prozent nach unten angepasst.

Ein grosser statt zwei kleine Schritte

Die erneute Anhebung des Referenzzinses im Dezember war mit hoher Wahrscheinlichkeit absehbar. Das dürfte einige Vermieter, insbesondere private Hausbesitzer und kleinere Immobiliengesellschaften, dazu veranlasst haben, die erste mögliche Runde der Mietanhebungen noch auszusetzen. Statt den administrativen Aufwand, inklusive der Berechnung des Teuerungsfaktors, zweimal zu durchlaufen, wird das nun auf einen Schlag erledigt.

Das zumindest ist ein Eindruck, der sich aus (nicht repräsentativen) Erfahrungen im persönlichen Umfeld des Autors ergeben.

Vollständiger Effekt erst ab Herbst 2024

Auch sind von der Anhebung auf den nun gültigen Referenzzins von 1,75 Prozent ein grösserer Anteil der Mieterinnen und Mieter betroffen, als das bei der Juni-Anhebung auf 1,5 Prozent noch der Fall war.

Das würde darauf hindeuten, dass ab April 2024 die höheren Mieten in die BFS-Zahlen mit einfliessen werden. Doch auch hier wird das nicht in einer grossen Welle erfolgen. «Der vollständige Effekt dürfte sich erst nächsten Herbst in den Konsumentenpreisen widerspiegeln – auch wenn viele Mieter effektiv bereits früher höhere Mieten zahlen müssen», schreibt der Raiffeisen-Ökonom weiter.

Woche im Zeichen der Geldpolitik

Doch für die Schweizerische Nationalbank (SNB) und Präsident Thomas Jordan dürfte die Inflationserwartung mit der grossen Unbekannten Mietpreise nicht die wichtigste Rolle spielen. Hier liegt der Blick vor allem auf dem Preisdruck durch die importierte Inflation, der Franken-Stärke zu Euro und Dollar sowie der Konjunktur.

Bei den anstehenden Zinsentscheidungen der SNB, der amerikanischen Notenbank Fed, der Europäischen Zentralbank (EZB) und Bank of England (BoE) in dieser Woche werden jedenfalls am Markt keine Veränderungen erwartet. Dabei könnte es aber vor allem in den USA und der Eurozone darum gehen, die Hoffnungen der Finanzmärkte auf schnelle Senkungen wieder etwas zu dämpfen.

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