Dem Untergang der Credit Suisse sind in den vergangenen Monaten auch zahlreiche prominente Finanzkarrieren zum Opfer gefallen. Doch nicht nur bei den Grossbanken kam es zu denkwürdigen Wechseln an der Spitze.


1. Credit Suisse – nur Ulrich Körner bleibt übrig

Koerner 500

(Bild: CS)

Dass praktisch ein komplettes Management-Team abberufen wird, hat im Schweizer Finanzwesen Seltenheitswert. Aber es geht auch nicht alle Tage eine Grossbank unter: Nach dem Zwangsverkauf der Credit Suisse (CS) im vergangenen März bestellte die UBS bereits im vergangenen Mai und Juni die Geschäftleitung der neuen, kombinierten Grossbank neu. Sie verzichtete dabei fast gänzlich auf CS-Kräfte.

Für den erst nach dem Strategiewechsel vom November 2022 zur Bank gestossenen Private-Banking-Chef Francesco de Ferrari etwa endete die wilde Fahrt mit einer Beraterrolle. Schweiz-Chef André Helfenstein und die operationelle Leiterin (COO) Francesca McDonagh erhielte Posten auf Zeit. Überzählig waren bereits damals Finanzchef Dixit Joshi, David Miller, der Co-Leiter der CS-Investmentbank, sowie Chefjurist Markus Diethelm.

Ulrich Körner (Bild oben) vermochte sich immerhin als Chef der nunmehr als Tochter der UBS firmierenden CS zu halten. Der 60-jährige deutsch-schweizerische Finanzprofi, der im August 2022 als CEO der CS eingewechselt worden war, wirkt seither in einer Verbindungsfunktion zwischen UBS-Chef Sergio Ermotti und der übernommenen Grossbank.


2. Ralph Hamers: Trotz Turnschuhen den Top-Job verpasst

98076de22d078cc698728e87e43fc757 w500 h300 cp

(Bild: UBS)

Während Körner von Anfang an schlechte Karten hatte, die kombinierte UBS-CS in die Integration zu führen, hätte sich Ralph Hamers (Bild oben) dazu durchaus Chancen ausrechnen dürfen. Immerhin hatte die Übernahme der CS im März unter seiner Ägide stattgefunden. Und nicht zuletzt seinem Wirken war es zu verdanken, dass die UBS den Zusammenschluss mit der Nummer zwei des Swiss Banking aus einer Position der Stärke heraus in Angriff nehmen konnte.

Doch UBS-Präsident Colm Kelleher entschied sich im vergangenen April gegen den Niederländer Hamers und für den Tessiner Sergio Ermotti, der als vormaliger CEO schon einmal einen Turnaround bei der UBS vollbracht hatte.

Mit Hamers, der sich gerne leger und in Turnschuhen präsentierte, hat die Grossbank einen Digitalisierer verloren; ihm hätte es glücken können, den Schweizer Koloss in eine neuen Ära zu führen. Davon ist nun zumindest mittelfristig keine Rede mehr. Bis 2026 wird die UBS voll mit der Integration der CS und damit mit sich selber beschäftig sein.


3. Urban Angehrn – die Last der CS-Rettung wurde zu gross

Angehrn 503

(Bild: Finma)

Bei der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) wechselte die Aufsicht über die CS schon im Sommer 2022 in die «Phase rot» und damit in die höchst mögliche Alarmstufe. Ein gutes Jahr später musste Finma-Direktor Urban Angehrn (Bild oben) seinen Rücktritt ankünden: Nach nur zwei Jahren an der Spitze der Behörde hatte die dauerhafte Belastung bei ihm gesundheitliche Folgen nach sich gezogen. Angehrn zog die Reissleine.

Angehrn hinterlässt eine Finma, die gefordert ist wie nie: Rund 60 Mitarbeitende kümmern sich dort exklusiv um die Aufsicht über die «neue» UBS, die Präsidentin Marlene Amstad ist ins Kreuzfeuer der Medien geraten, eine Nachfolge für Angehrn ist noch nicht gefunden – und die Behörde möchte gleichzeitig mehr Macht vom Gesetzgeber.


4. Edmond de Rothschild: Wenn der CEO geht, packt die Baronin an

4e1235813f16369c81c3b79433bfa072 w500 h300 cp

(Bild: EdR)

Nicht nur bei der CS ging es im vergangenen März drunter und drüber. Auch bei der Genfer Privatbank mit dem illustren Namen kam es damals zu einer überraschenden Wende: Bei Edmond de Rothschild gab der bisherige CEO François Pauly (Bild oben) per sofort seinen Posten auf; an seiner Stelle übernahm die Baronin Ariane de Rothschild (Bild unten) die operativen Zügel. Dies, nachdem sie nach dem Tod ihres Gatten Baron Benjamin de Rothschild im Januar 2021 das Präsidium übernommen hatte.

Rothschild 500

(Bild: EdR)

Pauly bleibt zwar bei der Gruppe, doch diese ist weiterhin stark gefordert. 2022 hatte das Unternehmen mit einem Gewinnrückgang zu kämpfen, und für Vermögensverwalter hat sich das Jahr 2023 als herausfordernd erwiesen.


5. Postfinance: Auf der Suche nach dem nächsten «Housi»

Koeng 504

(Bild: Postfinance)

Zwölf Jahre lang wirkte Hansruedi «Housi» Köng (Bild unten) an der Spitze von Postfinance, der Bankentochter der Schweizerischen Post. Seine Amtszeit war über weite Strecken gezeichnet von der Negativzins-Ära, die dem Geschäftsmodell des Instituts schwer zusetzte, sowie dem erfolglosen Streben nach einer Aufhebung des Kreditverbots gegen die Postbank.

Im vergangenen Frühling kündigte Köng dann seinen Rücktritt an. Doch auch danach gestalteten sich die Dinge für Postfinance schwierig: Die Bekanntgabe seiner Nachfolgerin platzte in letzter Sekunde. Bis im ersten Quartal 2024 will die Grossbank nun eine neue Chefin oder einen neuen Chef ankündigen.


6. Andréa Maechler: Das Rennen um das SNB-Präsidium tragen andere aus

Maechler 500

(Bild: SNB)

Ihre Laufbahn galt als eine der hoffnungsvollsten Frauenkarrieren im als Männerbastion bekannten Schweizer Finanzwesen. Doch im vergangenen Juni trat Andréa Maechler (Bild unten) als Direktorin der Schweizerischen Nationalbank (SNB) überraschend zurück und übernahm im September 2023 die Funktion des Deputy General Manager bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel.

Maechler gehörte dem SNB-Direktorium seit 2015 an. Sie leitete das III. Departement der Nationalbank (Geldmarkt und Devisenhandel, Asset Management, Operatives Bankgeschäft und Informatik) und war in mehrere zukunftsweisen Projekte involviert, so etwa den künftigen Standard für Sofortzahlungen (Instant Payment) und digitales Zentralbanken-Geld (CBDC).

Dennoch wurde nicht sie im Jahr 2022 zum Stellvertreter für SNB-Präsident Thomas Jordan ernannt, sondern Martin Schlegel. Letzterer befindet sich seither in der «Pole Position» für das höchste Amt bei der Nationalbank.


7. Zeno Staub: Seinen Job machen nun zwei Chefs

 Staub 500

(Bild: Vontobel)

Auch bei Vontobel ging in diesem Jahr eine Ära zu Ende: die von Zeno Staub (Bild unten). Nach 22 Jahren beim Investmenthaus, davon zwölf Jahre als CEO, wendet sich dieser neuen Interessen zu – der Sprung in den Nationalrat als Vertreter der Partei «die Mitte» bliebt ihm allerdings diesen Herbst verwehrt.

Unter Staubs Ägide verlagerte sich das Zürcher Traditionshaus vom Investment- und Private Banking verstärkt auf das Asset Management, expandierte in Märkten wie den USA und tätigte diverse Übernahmen, darunter die ehemalige Raiffeisen-Privatbank Notenstein La Roche.

1f35d92f037f48fd0f9145175ac23106 w500 h300 cp

(Bild: Vontobel)

Den Job des eher für seine Beharrlichkeit als für einen flamboyanten Auftritt bekannten Managers übernimmt ab 2024 eine Doppelspitze: Co-Chefs von Vontobel werden Georg Schubiger (im Bild oben links), Head Wealth Management, und Christel Rendu de Lint (im Bild oben rechts), Head Investments. Staub bleibt Vontobel als Verwaltungsrat erhalten.


8. Simon Grossenbacher: Vertreter der neuen Generation ist schon wieder weg

Grossenbacher 502

(Bild: Sound Capital)

Sein Abgang bei Sound Capital war eine der letzten grossen Überraschungen in diesem Jahr: Simon Grossenbacher (Bild oben) verlässt zum Jahresende den grossen unabhängigen Vermögensverwalter in Zürich, um seine Laufbahn anderswo fortzusetzen. Dies, nachdem der 41-jährige, vormalige UBS-Banker erst im Juni 2022 als CEO dort angetreten war.

Grossenbacher galt dabei als Repräsentant der neuen Generation im Unternehmen, aber auch in der Branche der unabhängigen Vermögensverwalter (EAM) in der Schweiz. Dort stellt sich bei vielen Akteuren in den nächsten Jahren die Frage nach der Nachfolge. Insofern ist sein abrupter Wechsel nach so kurzer Zeit auch ein Dämpfer für das gesamte Metier.