Selbsternannte Finanzexperten, im Jargon auch Finanz-Influencer oder Finfluencer genannt, finden in weiten Kreisen der Bevölkerung immer grösseren Einfluss. Dies trotz der Tatsache, dass ihre Empfehlungen mit grösster Vorsicht zu geniessen und fragwürdig sind.

Es hat einige Jahre gebraucht, bis die Finanz-Influencer in nennenswerter Anzahl Social-Media-Plattformen erobert hatten. Doch inzwischen sind diese «Spezialisten» auf diesen Kanälen kaum mehr wegzudenken, wie der Wirtschaftsinformatiker und Herausgeber der Online-Publikation «coincierge.de», Martin Schwarz, feststellt. Die Covid-Pandemie habe hierbei einen grossen Schub bewirkt, 52 Prozent der Finfluencer auf Instagram seien erst seit 2020 oder später dort angemeldet. Es handelt sich hierbei um die wichtigste Plattform für Creator.

Keine gute Idee

Besagte Influencer haben ganz offensichtlich einen sehr grossen Einfluss auf ihre Gefolgschaft. So gibt knapp jeder zweite Finfluencer-Follower an, bereits einmal ein Investment aufgrund einer ebensolchen Empfehlung getätigt zu haben. Wie unterschiedlich Daten zeigen, sei dies häufig keine gute Idee, betont Schwarz.

Lediglich 28 Prozent der Finfluencer gelten als qualifiziert – dies in dem Sinne, als dass sie mit ihren Empfehlungen über einen längeren Zeitraum hinweg überdurchschnittlich hohe Renditen erzielen würden. 16 Prozent lieferten marktübliche Erträge, wohingegen sage und schreibe 56 Prozent der vermeintlichen Experten eine deutliche Underperformance erzielen. Erschwerend kommt hinzu, dass unerfahrene Finfluencer mehr Follower und Einfluss haben, wie Schwarz weiter feststellt.

Krypto-Investments besonders prekär

Einzelaktien-Analysen gelten als die beliebteste Kategorie unter Finfluencern: 25 Prozent dieser machen dies zu ihrem Hauptthema, wohingegen der gezielte und langfristige Vermögensaufbau und die Altersvorsorge nur in 10 Prozent aller Fälle im Fokus stehen. Die Krux: «Einzelaktien-Investments gelten als besonders risikoreich, insbesondere unerfahrene Anleger machen hierbei folgenschwere Fehler und gehen unnötige Risiken ein», sagt Schwarz.

Der Krypto-Markt gilt als besonders prekär: So hat bereits jeder dritte Krypto-Influencer auf der umstrittenen, chinesischen Social-Media-Plattform «TikTo» irreführende Videos – bewusst oder unbewusst – zu Bitcoin, Ethereum & Co. gepostet. Doch nur etwa jeder Zehnte warnt vor den Risiken einer solchen Investition.

Benachteiligte Vermögensverwalter

Die Entwicklung könne aus mehreren Gründen als besorgniserregend betrachtet werden, erklärt Schwarz. Zwar gebe es unter den Finanz-Influencern auch jene, die wertvolle Inhalte hochladen würden, und sich das Thema der finanziellen Bildung auf die Fahnen geschrieben hätten, doch insbesondere jungen Menschen und Neuanlegern gelinge es zumeist nicht, seriöse Angebote von unseriösen zu unterscheiden.

Angesichts der Tatsache, dass professionelle Investmentspezialisten oder Vermögensverwalter heutzutage mit einem Berg an Regulatorien konfrontiert sind und entsprechend jede Aussage auf die Goldwaage legen müssen, erstaunt es umso mehr, dass Finfluencer dermassen unkontrolliert ihr Halbwissen universal verbreiten können. Es fragt sich, wo hier der so oft zitierte Anlegerschutz bleibt.  

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.59%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.57%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.21%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.1%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.54%
pixel