Am morgigen Dienstag, 19. März, jährt sich erstmals das Jahrhundert-Ereignis in der Schweizer Finanzbranche: die staatlich verordnete Übernahme der Schweizer Grossbank Credit Suisse durch ihre Erzrivalin UBS. Wer sind – nach zwölf Monaten – die Gewinner und Verlierer? Eine Auslegeordnung von finews.ch-Chefredaktor Dominik Buholzer. 

Die Gewinner


1. Der Stellenmarkt zwischen Eifer und Hektik

(Bild: CS)

Die Übernahme der Credit Suisse (CS) hat zweifelsohne den Stellenmarkt im Swiss Banking befeuert; insbesondere jener für Kaderstellen. In den vergangenen zwölf Monaten kam es zu so vielen Wechseln in der Branche wie wohl kaum je zuvor. Ein exemplarisches Beispiel für den Eifer und die Hektik in dieser Zeit ist Sabine Heller (Bild oben).

Die Schweizer Privatbank Lombard Odier warb sie von der UBS ab, nachdem Heller – zuvor Kaderfrau bei der CS – bereits zugesagt hatte, die Leitung der Region Zürich zu übernehmen, wie auch finews.ch berichtete. Doch Heller machte eine Spitzkehre und heuerte bei den Genfern an noch bevor sie ihre Stelle bei der bei der UBS angetreten hatte.

Das Job-Hopping geht vorläufig ungebremst weiter. Als besonders fleissig im Abwerben von ehemaligen CS- und naütrlich auch überzähligen UBS-Leuten erweisen sich die Schweizer Privatbanken Julius Bär und EFG International – bei der EFG stammt praktisch jeder dritte, neu engagierte Mitarbeitende in der Beratung von einer der beiden Grossbanken.


2. Die UBS-Investoren in Champagner-Laune

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(Bild: Keystone)

Für die UBS-Aktionärinnen und -Aktionäre war der Zusammenschluss ein einträgliches Geschäft. Die Titel der grössten Bank der Schweiz legten in den vergangenen zwölf Monaten um rund 75 Prozent zu. 

Das dürfte nicht das Ende sein: Finanzanalysten prognostizieren ein Kursziel von bis zu 35 Franken; aktuell ist die UBS-Aktie 28 Franken wert.


3. Kantonalbanken als Krisengewinnler

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(Bild: Shutterstock)

Viele Kundinnen und Kunden zogen ihre Vermögen von der CS ab. Die klaren Gewinnerinnen dieser Umverteilung waren und sind in der Schweiz die Kantonalbanken. Zu diesem Schluss kommt auch die Hochschule Luzern (HSLU) in einer Untersuchung: Rund 82 Prozent aller Abflüsse inländischer CS-Kunden flossen zu den Kantonalbanken, stellt das Institut fest.

Damit konnten die Staatsinstitute ihren Marktanteil an inländischen Einlagen von Privatkunden, Firmen und institutionellen Anlegern (ohne gebundene Vorsorgegelder) seit Anfang 2021 um 4,4 Prozentpunkte auf 31,4 Prozent ausbauen, während der Anteil der Grossbanken um 4,7 Punkte auf 28 Prozent schrumpfte.

Raiffeisen Schweiz und andere Schweizer Privatbanken profitierten ingesamt weniger davon.


4. Karin Keller-Sutter wie Beyoncé

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(Bild: EJPD / Keystone)

In der Schweiz geriet Bundesrätin Karin Keller-Sutter (Bild oben) wegen der CS-Übernahme arg unter Beschuss. Dem internationalen Ansehen der Finanzministerin tat dies jedoch keinen Abbruch. Die britische Wirtschaftszeitung «Financial Times» setzte sie auf die Liste der weltweit einflussreichsten Frauen – etwa neben der US-Sängerin Beyoncé oder der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.

Keller-Sutters entschlossenes Handeln bei der Bewältigung der CS-Krise habe die Schweizer Wirtschaft gerettet, so das internationale Urteil. «Wir alle sind ihr zu Dank verpflichtet», sagte die schwedische Finanzministerin Elisabeth Svantesson in ihrer Laudatio.


5. Banken im Firmenkundengeschäft

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(Bild: Commerzbank)

Der Niedergang der CS hat für viele andere Banken neue Opportunitäten eröffnet; vor allem im Firmenkundengeschäft, wo die einstmals zweitgrösste Bank der Schweiz eine wichtige Position inne hatte – stets als valable Alternative zur Erzrivalin UBS. So spielte der Markt.

Das ist nicht länger der Fall. Darum versuchen nun diverse, auch ausländische Banken der CS-Marktanteile habhaft zu werden. Neben den Kantonal- und Raiffeisen-Banken zählt vor allem auch die Commerzbank zu diesen Anwärterinnen, wie auch finews.ch berichtete.

«Wir wollen ein grosses Stück vom Kuchen», sagte Commerzbank-Schweiz-Chef Marc Steinkat (Bild oben)  jüngst der «Aargauer Zeitung». Nutzniesserin davon könnte nicht zuletzt die Schweizer Exportindustrie werden. Deren Verbandspräsident Martin Hirzel hatte im vergangenen Dezember noch moniert, dass mit nur noch einer Schweizer Grossbank eine zu grosse Abhängigkeit entstünde.

Lesen Sie weiter: Die Verlierer.

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