Das am amerikanischen Vorbild orientierte Wirtschaftsdenken steuert auf einen Wendepunkt zu, sagt der Fondsmanager Christoph Bruns.

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Herr Bruns, welche langfristigen Folgen haben die jüngst getroffenen Massnahmen zur Erhöhung der Schuldenobergrenze in den USA für die Wirtschaft?

Die Verschuldungssituation in den meisten westlichen Ländern besitzt eine Eigendynamik, die ohne radikale Massnahmen nicht mehr in den Griff zu bekommen ist. Das seit dem Ende des Zweite Weltkriegs praktizierte und am amerikanischen Vorbild orientierte Wirtschaftsdenken steuert auf einen Wendepunkt zu. Ein Zeitalter erzwungener Bescheidenheit rückt an.

Welche Konsequenzen hat Ihre Einschätzung für die Anleger?

Wer in langfristigen Zeitabschnitten denkt, der weiss, dass nur eine Beteiligung am Produktiv-Vermögen eine reale Vermögenserhaltung und allenfalls eine Steigerung ermöglicht.


«Es gibt kaum Währungen, die innere Stärke besitzen»


Die Bevölkerungen in vielen Ländern muss sich wesentlich stärker als bisher am Produktiv-Vermögen beteiligen, um Alters-, und Gesundheitsvorsorge finanzieren zu können. Aktienanlagen sind das Mittel der Wahl und der Notwendigkeit dazu.

Wie lange noch wird sich die Entwicklung der Währungspaare Dollar/Euro, Euro/Franken, Dollar/Franken in die eine Richtung fortsetzen?

Solange, bis die Herde eine Drehung in der Spitzkehre vollzieht. Es wäre ein Fehler, aus den Wechselkursen bedeutende ökonomische Signale herauszulesen. Im Grunde gibt es kaum Währungen, die innere Stärke besitzen.

Welche Grundsätze sollten Anleger in dieser von Unwägbarkeiten bestimmten Welt verfolgen?

Man investiere nur in Dinge, die man versteht. Unwägbarkeiten sind nichts Neues. Anleger tun gut daran, Geldverwalter zu wählen, die Kompetenz, Erfahrung und Integrität besitzen. Bei LOYS nutzen wir die derzeitige Marktkorrektur, um unsere Liquiditätsquote von knapp 30 Prozent deutlich herunterzufahren.


«Die derzeitige Entwicklung ist eine Überreaktion»


Kurseinbrüche bei Qualitätsaktien müssen zur Anlage genutzt werden. Wer Kursschwächen nicht zum Kauf nutzt, sondern lieber bei steigenden Kursen kauft, der sollte besser einen grossen Bogen um Aktien machen.

Wie gehen Sie vor?

Ich orientiere mich streng am Wert von Unternehmen, die wir anhand eigenentwickelter Modelle bewerten. Sofern wir die Aktie mindestens 30 Prozent unterhalb des von uns konservativ ermittelten fairen Wertes erwerben können, kaufen wir. Bei Erreichen des fairen Wertes trennen wir uns wieder von der Aktie.

Wo sehen Sie Opportunitäten in den nächsten 18 Monaten?

Durch den markanten Kurseinbruch der letzten Wochen sind die Aktien etlicher guter Unternehmen wieder günstig zu haben. Die derzeitige Entwicklung stellt eine Überreaktien dar und wird durch die ausnahmslos prozyklisch agierenden Computerhandelssysteme verstärkt. Für LOYS ist dies eine Chance.

Wie unterscheidet sich Ihre Anlagestrategie von denjenigen der Mitbewerber?

Wir sitzen mit unsern Kunden in einem Boot, denn wir legen unser eigenes Geld ebenfalls in den LOYS-Fonds an. Ferner betreiben wir echtes aktives Management und agieren völlig unabhängig.


«In Amerika schlägt nun mal der Puls der Börse»


Als sehr konservatives Fondsmanagement-Haus kaufen wir zudem ausschliesslich Qualitätsaktien mit erheblicher Unterbewertung, so dass wir eine Sicherheitsmarge eingebaut haben. Zudem verfügen wir über einen langfristigen Planungshorizont, so dass Bilanzstichtage und dergleichen bei LOYS keine Rolle spielen.

Heutzutage zieht es die Welt nach Asien. Sie jedoch haben Ihren Wohnsitz nach Chicago verlegt. Warum?

Meine Frau kommt aus Chicago und als sich vor zehn Jahren unser Kinderwunsch manifestierte, haben wir unter Abwägung aller Vor- und Nachteile die USA als Wohnsitz ausgewählt. Das hat sich auch für LOYS als vorteilhaft bewährt, denn in Amerika schlägt nun mal bis auf weiteres der Puls der Börse.


Christoph_Bruns_qDer 44-jährige Christoph Bruns (Bild) wurde im westfälischen Münster geboren, wo er an der Universität Münster Diplom-Kaufmann studierte und auch promovierte. Im Jahr 1994 stieg er bei Union Investment in die Fondsbranche ein, wo er als Fondsmanager seine Sporen abverdiente. Zuletzt leitete Bruns das gesamte Aktiensegment mit Vermögen von mehr als 80 Milliarden Euro (gut 90 Milliarden Franken). Zwischen 2002 und 2005 war er als selbständiger Investor tätig, bevor er im Januar 2005 als Fondsmanager, Teilhaber und Vorstand bei LOYS anheuerte.

Christoph Bruns verwaltet den Publikumsfonds LOYS Global mit einem Volumen von derzeit 308 Millionen Euro (gut 350 Millionen Franken). Darüber hinaus verwaltet er den international ausgerichteten Hedge Fund LOYS Global MH mit einem Volumen von knapp 30 Millionen Euro (rund 34 Millionen Franken).

Bruns verfolgt im Anlageunivesum der weltweiten Aktienmärkte eine grundsätzlich konservative Investmentphilosophie mit vermögenserhaltendem Charakter, der bei längerfristiger Betrachtung auf das Erzielen absoluter Renditen ausgerichtet ist.

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