Er forschte über das Verhältnis von Macht und Löhnen oder über rationale Blasen. Jetzt wechselt Jean-Pierre Danthine zur Nationalbank.

Es gibt ein ungeschriebenes Gesetz, wonach ein Mitglied des dreiköpfigen Nationalbank-Direktoriums aus der Romandie oder dem Tessin kommen muss. Deshalb war die Auswahl für den neuen SNB-Direktor nach Jean-Pierre Roths Abgang von Beginn weg begrenzt. Ulrich Kohli, Professor an der Universität Genf und ehemaliger Chefökonom der Nationalbank, galt im Vorfeld oft als Favorit. Aber auch der Name von Jean-Pierre Danthine wurde in den Kandidaten-Spekulationen regelmässig genannt.

Denn der gebürtige Belgier mit Schweizer Pass bringt beides mit: internationale Erfahrung und nationale Vernetzung. Als Wissenschaftler konnte er sich in sehr vielen Themenfeldern einen guten Ruf schaffen, und als Leiter und Mitgründer des Swiss Finance Institute bewies er Managerqualitäten.

Danthine, geboren 1950, lehrte unter anderem an der Columbia University in New York, er bestritt Gastprofessuren am Graduate Center der City University of New York, an der UCLA und an der Universität Laval, Québec.

In seiner Forschung bewies er breiteste Interessen, er publizierte beispielsweise über die Kunst der Firmenbewertung und erarbeitete ökonometrische Modelle über das Verhältnis zwischen Macht und Löhnen, er untersuchte die volkswirtschaftlichen Folgen des Zusammenwachsens der Finanzmärkte in Europa, und oft fiel er auch durch schräge Zugänge auf. So untersuchte Danthine die Kosten der HIV-Infektion, und in einem Aufsatz zeigte er auf, dass die Dotcom-Blase – streng makroökonomisch betrachtet – keineswegs irrational gewesen war.

Ein Institut von und für Banken

Eine besonders enge Verbundenheit mit der Schweizer Bankenszene erarbeitete sich Danthine durch das Swiss Finance Institute in Lausanne: Das Institut wird von rund 75 Banken getragen, stark involviert sind dabei die Genfer Privatbanken. Das Institut will Spitzenforschung und Spitzenausbildung im Bereich Banking und Finance ermöglichen und pflegt dafür eine enge Zusammenarbeit mit den führenden Schweizer Hochschulen. Danthine ist seit der Gründung im Jahre 2005 Managing Director des Swiss Finance Institute. Ferner arbeitet er auch als Research Fellow des Center for Economic Policy Research in London.

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