Die Postfinance plant einen Vorstoss im Versicherungsgeschäft, wie Recherchen von finews.ch zeigen. Das Ziel: Die etablierten Schweizer Versicherungsanbieter mit massiv günstigeren Preisen anzugreifen.

Postfinance will in Zukunft Motorfahrzeugversicherungen anbieten. Die Staatsbank hat eine Testphase für ihr geplantes digitales Angebot gestartet, wie Recherchen von finews.ch zeigen. Eine Sprecherin von Postfinance bestätigte am Donnerstag den geplanten Vorstoss in den Schweizer Versicherungsmarkt.

In diesen Tagen hat die Postfinance eine Website aufgeschaltet, auf welcher sich potenzielle Kunden bereits über ein Autoversicherungsangebot informieren können.

Angebot wird zunächst Post-intern beworben

Der Mutterkonzern Post will das Angebot zunächst bei seinen über 62'000 Mitarbeitern testen, um im Anschluss nach einer ersten Phase das Angebot schweizweit auszurollen.

Postfinance bewirbt intern das Autoversicherungsangebot mit digitalem Onboarding, attraktiven und dauerhaften Preisen sowie vollwertigem Versicherungsschutz.

Ein kurzer Test von finews.ch zeigt: Eine gewöhnliche Autoversicherung von Postfinance mit Haftpflicht und Teilkasko würde bestehende Angebote von etablierten Schweizer Versicherern wie Axa, Zürich, Helvetia oder Mobiliar deutlich unterbieten.

Riesiger und profitabler Markt

Das jährliche Volumen im Schweizer Motorfahrzeugversicherungsmarkt beläuft sich gemäss Schweizerischem Versicherungsverband auf rund 6 Milliarden Schweizer Franken. Dieser ist mit einem Anteil von knapp 22 Prozent nach den Krankenversicherungen (38,6 Prozent) der mit Abstand grösste Versicherungsbereich in der Schweiz.

Nicht nur das: Ertragsmässig sind die Motorfahrzeugversicherungen die Perle für die etablierten Anbieter. Der Wettbewerb hat in diesem Markt lange Zeit kaum gespielt.

Potenter Partner aus München

Postfinance will dieses Versicherungsoligopol offenbar mit einer aggressiven Preispolitik aufbrechen, Marktanteile gewinnen und setzt dafür seine Vertriebsmacht mit Kontakten zu rund 2,8 Millionen bestehenden Kunden aus.

Die Bank benötigt dafür nicht einmal die Versicherungslizenz der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma. Möglich macht dies ein spezielles Konstrukt mit Partnern. Zu diesem zählt gemäss der Postfinance-Sprecherin das Versicherungs-Startup Toni Digital Insurance Solutions in Schlieren und der Rückversicherungsriese Munich Re.

Letzterer stellt für das Versicherungsangebot seine Bilanz zur Verfügung, während die Toni als Vollversicherer übernimmt und darüberhinaus auch die digitale Lösung für das Postfinance-Angebot entwickelt. CEO von Toni ist Roman Hofmann.

Das Beispiel der Axa-Partnerschaft

Postfinance ist vor einigen Jahren mit der Axa eine ähnliche Partnerschaft eingegangen und vertreibt seither Lebens- und Risikoversicherungen.

Der jetzige Vorstoss hat allerdings eine andere Grössenordnung, handelt es sich doch um den grössten und wohl auch profitabelsten Versicherungsbereich der Schweiz.

Postfinance hat in den letzten Jahren massiv unter dem Tief- und Negativzinsumfeld gelitten und sucht den Ausweg in einer Diversifikation des Geschäftsmodells sowie in der Digitalisierung. Diesen Herbst hat der Bundesrat grünes Licht für die Vergabe von Krediten und Hypotheken vergeben, das letzte Wort hat dabei aber das Parlament.

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