Die Misere bei der Posttochter geht weiter: Nach dem verhagelten ersten Jahresquartal ist das Ergebnis im vergangenen Semester ebenfalls rückläufig gewesen. Das Postfinance-Resultat liest sich wie ein Hilferuf.

Es gehört zu den ungeschriebenen Regeln der Unternehmenskommunikation, Schwächen der eigenen Firma schön zu reden oder tunlichst zu verstecken. Die Postfinance hat diese Regel in ihrer Mitteilung zum abgelaufenen Semester komplett über den Haufen geworfen: «Postfinance mit markant tieferen Halbjahresergebnis», geisselte sich Grossbank am Donnerstag selber.

Und warnte im selben Atemzug: «Die negative Entwicklung entspricht aufgrund der anhaltenden Tiefzinsphase an den Geld- und Kapitalmärkten den Erwartungen und wird sich fortsetzen.»

Tatsächlich hält der Aderlass im Geschäft der Posttocher nach dem verhagelten ersten Jahresviertel an. Das Unternehmensergebnis ist mit 125 Millionen Franken um 247 Millionen Franken tiefer als im ersten Semester des Vorjahres.

In der Sackgasse

Der Rückgang wird massgeblich durch einen um 82 Millionen Franken tieferen Zinserfolg verursacht. Zusätzlich sind im ersten Halbjahr 2018 Wertberichtigungen auf Finanzanlagen im Umfang von 6 Millionen Franken angefallen, nachdem in der Vorjahresperiode noch Wertaufholungen von 14 Millionen Franken resultiert hatten. Das Vorjahressemester hatte zudem vom Verkauf zweier Aktienportfolios in der Höhe von insgesamt 109 Millionen Franken profitiert.

Verbessert hat sich hingegen das relativ kleine Kommissionsgeschäft, wo das Ergebnis um 15 Millionen Franken gesteigert werden konnte. Zudem ist es der Postfinance nach eigenen Angaben gelungen, in den letzten zwölf Monaten über 3,6 Milliarden Franken an Kundengeldern anzuziehen.

Wie auch finews.ch analysierte, steckt das Geschäftsmodell der von CEO Hansruedi Köng geführten Postfinance wegen der tiefen Zinsen, dem Strafzins der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sowie des behördlich verordneten Kreditverbots in der Sackgasse. Die lange erfolgsverwöhnte Postbank muss deshalb an die 500 Stellen streichen und sich nach neuen Ertragsmöglichkeiten umsehen.

Der Personalaufwand sank im letzten Halbjahr bereits um 7 Millionen Franken.

Strafzins für Teile der Kundschaft erhöht

Um die Negativzins-Zahlungen an die SNB zu mindern, ringt sich die Postfinance nun zu weiteren Massnahmen an der Kundenfront durch: Sie senkt per 1. Oktober den Schwellenwert für die Guthabengebühren (lies: Strafzins) von 1 Prozent bei den Privatkunden von bisher 1 Million auf neu 500’000 Franken. Bei den Geschäftskunden hat Postfinance bereits seit dem Jahr 2015 individuelle Schwellenwerte eingeführt. «Diese werden wir in Zukunft noch konsequenter anwenden», drohte die Postbank.

Für die überwiegende Mehrheit der Privat- und Geschäftskunden werde es jedoch weiterhin keine Guthabengebühr geben.

Mehr noch als das Quartalsergebnis liest sich der Semesterausweis wie ein Hilferuf: Die Postfinance möchte selber Hypotheken vergeben, um ihr Zinsengeschäft zu stabilisieren. Weil ihr das als Staatsbetrieb jedoch aus politischen Gründern verwehrt bleibt, wälzt ihr Management die Option einer Teilprivatisierung. Das Vorhaben kommt jedoch kaum voran – obschon die Dringlichkeit nun definitiv gegeben ist.

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