Mit Blick auf die Altersvorsorge herrsche eine latente Verunsicherung in der KMU-Welt, stellt Pensionskassenexperte Herbert Brändli fest. Eine Analyse.

Herbert_Braendli_AugustHerbert Brändli ist Geschäftsführer der B+B Vorsorge. Er schreibt regelmässig für finews.ch.

Vermeintlich mündelsichere Staatsanleihen bilden traditionell die risiko- aber auch ertragsarme Basis von Garantieversprechen. Wegen interstaatlichen Zahlungsproblemen haben sie jetzt gewaltig an Wert verloren und sind plötzlich unsicher.

Weltweit Sturm laufende Notenpressen heizen die Schuldenwirtschaft weiter an, die diesem Aderlass zu Grunde liegt, was zweifellos negative Auswirkungen auf die Realwirtschaft zeitigen wird. Bietet die 2. Säule in diesem wirtschaftlichen Umfeld noch Sicherheit und was bedeuten Garantien? Sind Pensionskassen ein Auslaufmodell oder können sie, zusammen mit der AHV, den Lebensstandard ihrer Mitglieder bis ans Lebensende gewährleisten?

Äusserst robust

Die 2. Säule hat sich als äusserst robust erwiesen und dem schweizerischen Dreisäulensystem auch in Krisenzeiten Stabilität verliehen. Sie konnte sich behaupten, weil die Altersvorsorgeeinrichtungen von den Unternehmen finanziell und juristisch getrennt und eigenständig sind.

Länder, die stärker auf staatliche Vorsorge setzen und der betrieblichen Altersvorsorge weniger Gewicht zuordnen haben dagegen in ihren Vorsorgesystemen mächtige und wachsende Finanzierungsprobleme, welche angesichts der zunehmenden Alterung der Bevölkerung ohne massive Einschnitte in die erreichte Lebensqualität kaum mehr lösbar sind.

Fürs eigene Wohl

Die konsequente Trennung von den Unternehmen verlangt von den Pensionskassen unternehmerisches Gebaren. Sie gehören allein den Versicherten und sind für das eigene Wohl und Gedeihen verantwortlich.

Bei Unterdeckungen dürfen sie ohne besondere, eigenwillige Verabredungen nicht auf Nachschusszahlungen der Arbeitgeber hoffen. Im Gegenzug müssen sie bei Überdeckungen auch keine Rückzahlungen leisten.

Keine finanzielle Schwächung

So sind sie vom Gedeihen der Sponsorunternehmen unabhängig. Diese können nicht mit den Altersvorsorgegeldern der Versicherten arbeiten. Dafür werden sie in schwierigen Zeiten nicht zusätzlich wegen Ausfinanzierungsverpflichtungen gegenüber ihren Vorsorgewerken finanziell geschwächt.

Ein unternehmerisches Geschäftsmodell fordert die effiziente Transformation von Beiträgen in Renten. Damit können Pensionskassen für KMU echte und nachhaltige Werte schöpfen. Mit der Stärkung der betrieblichen Altersvorsorge erhöhen sie den Wert der betrieblichen Entschädigungs- und Lohnsysteme.

Periodische Überprüfung

Höhere Altersrenten steigern den Nutzen der Arbeitsentschädigung für Mitarbeiter und ihren Arbeitgeber. Mit einer guten Wahl der Pensionskasse können KMU ihre Attraktivität am Arbeitsmarkt bei gleichbleibenden Löhnen individuell markant verbessern.

Bei der Wahl und Installation einer Vorsorgeeinrichtung geht es um sehr viel. Vorsorgelösungen sollten deshalb periodisch überprüft und auf veränderte betriebliche, gesellschaftliche und wirtschaftliche Umfelder abgestimmt werden. Zentral für die Beurteilung sind die bisherige Wertschöpfung und das Wertschöpfungspotenzial, wie Errungenschaften auf die einzelnen Versicherten verteilt werden und welche Solidaritäten spielen.

Gute Schätzungen möglich

Kein Thema bei der Platzierung ist die Solvabilität, ausgedrückt durch den Deckungsgrad. Sie bildet eine Rahmenbedingung für das Bestehen der Pensionskassen, wird vom Staat kontrolliert und somit indirekt sichergestellt.

KMU und ihre Mitarbeiter verfolgen im eigenen Interesse den Verlauf von Erträgen und Kosten mit der Verwaltung ihrer Vorsorgegelder möglichst weit zurück. Zusammen mit der Anlagestrategie können daraus das Wertschöpfungspotential und die weitere Entwicklung der Vorsorgeeinrichtung gut abgeschätzt werden. Verschiedene Reglemente geben Auskunft über Art und Umfang, wie die Versicherten an Wertvermehrungen oder Wertminderungen beteiligt werden.

Verluste unterbinden

Die Reservepolitik zeigt, ob und wie weit der Einzelne im Wechselfall (Ein-, Austritt, Pensionierung, Schadenfall) übervorteilt wird oder profitiert. Wegen der regulatorischen Verquickung von Stellen- mit Pensionskassenwechseln kommt dem Handling von Ein- und Austritten eine übergeordnete Bedeutung zu.

Angesichts zunehmender Mobilität der Arbeitskräfte und erhöhter Volatilität der Pensionskassenvermögen sind insbesondere die Möglichkeiten des freiwilligen Verbleibens im angestammten Vorsor-gewerk bei Unterdeckungen frühzeitig zu prüfen, damit die Realisierung von Verlusten unterbunden werden kann.

 

 

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