Robert Zimmermann 2

Das ist schnell gesagt.

Zimmermann: Ja, doch im Laufe des Prozesses wurde klar, dass Herr Peterhans eben nicht nur die verlangten Fähigkeiten mitbringen würde, sondern auch über die mentale Flexibilität verfügt, einen solchen Schritt zu wagen. Das sind beides wichtige Voraussetzungen für einen solchen Schritt.

Sie selber waren auch mal Banker, unter anderem bei Goldman Sachs. Im Jahr 2011 haben Sie jedoch das Executive-Search-Unternehmen SchulthessZimmermann mitgegründet. Warum haben Sie sich umorientiert?

Zimmermann: Das war zwangsfrei. Wenn man bei Goldman Sachs tätig ist, gibt es intern wie extern in der Finanzbranche viele Karrieremöglichkeiten. Für mich war aber schon immer klar gewesen, dass ich Unternehmer werden würde.

Und warum wurden Sie Headhunter?

Zimmermann: Die Hauptgründe waren sicher mein Hintergrund und mein Netzwerk in der Finanzindustrie sowie der Umstand, dass ich auch als Manager immer leidenschaftlich gerne rekrutiert habe.

«Grundvoraussetzung ist Neugierde, über den Tellerrand der Finanzbranche hinauszusehen»

Ich kann von mir behaupten, dass ich eine kunden- wie auch projektorientierte Denkweise habe. Das hat mich letztlich dazu bewogen, im Executive Search Fuss zu fassen.

Wie merkt man als Headhunter, dass ein gestandener Banker es wirklich ernst meint mit dem Branchenwechsel?

Zimmermann: Grundvoraussetzung ist eine entsprechende Neugierde, über den Tellerrand der Finanzbranche hinauszusehen. Wichtig ist der eigene Antrieb: Worum geht es dabei? Finanzielle Gründe oder ist es Prestige?

«Ich würde sie nicht einmal als Gabelstapel-Fahrer einstellen»

Ist jemand bereit, sich in eine völlig andere Tagesstruktur zu begeben oder diese sich im Falle einer Selbständigkeit auch selber zu erarbeiten? Und der wohl wichtigste Punkt: Wie risikofähig ist diese Person?

Was ist Ihnen, Herr Peterhans, beim Wechsel am schwersten gefallen?

Peterhans: Am anspruchsvollsten war der Kulturwechsel von einer angelsächsisch geprägten, global tätigen Grossbank zu einem familiengeführten Unternehmen, das international noch relativ unerfahren war.

Ist der Grossbanken-Hintergrund ein Vorteil bei so einem Wechsel?

Peterhans: Ehrlich gesagt nicht. Ich würde 80 Prozent der Managing Directors auf dem Schweizer Bankenplatz nicht einmal als Gabelstapel-Fahrer einstellen (lacht). Spass beiseite.

«Das wäre für manchen Paradeplatz-Banker eine heilsame Erfahrung»

Die Schweizer KMU-Welt wird massiv unterschätzt. Dort arbeiten hochspezialisierte Mitarbeitende, die sich mit Mut und Können dem internationalen Wettbewerb stellen. Ich glaube, es wäre für manchen Paradeplatz-Banker eine heilsame Erfahrung, sich in so einem Umfeld einmal beweisen zu müssen. Und ich bin sicher: Der Grossteil würde scheitern.

Warum?

Peterhans: Banken bieten ein sehr strukturiertes Arbeitsumfeld. Sehr viel in den Arbeitsabläufen ist prozessgesteuert, da bleibt relativ wenig Freiheit. Das prägt einen und man wird in gewisser Hinsicht bequem. In der KMU-Welt ist der Grad der Eigenveranwortung deutlich höher, ebenso sind es die Umsetzungsgeschwindigkeit wie auch die eigene Accountability.

«Das braucht man nicht schön zu reden»

In einer Grossbank weiss ja kaum mehr jemand, wer was und warum entschieden hat. Beschlüsse werden so lange hin- und hergeschoben und umgebogen, bis sich schliesslich niemand mehr verantwortlich zeigen muss.

Arbeiten die hiesigen Banker in einer «Bubble», Herr Zimmermann?

Zimmermann: Natürlich ist die Finanzbranche ein relativ geschlossenes Universum. Doch das trifft auch auf andere Branchen zu. Aus meiner Beobachtung arbeiten auf dem Schweizer Finanzplatz sehr viele hoch qualifizierte und motivierte Leute. Die Produktivität im Banking ist vergleichsweise hoch.

Im Banking wird nach wie vor sehr gutes Geld verdient. Mussten Sie bei Ihrem Wechsel Zugeständnisse machen, Herr Peterhans?

Peterhans: Auf alle Fälle, das braucht man nicht schön zu reden. Im Banking habe ich sehr gut verdient. Heute habe ich aber mehr Befriedigung, weil mein Salär und mein Bonus mit meiner Leistung übereinstimmen und dazu die nicht-monetäre Wertschätzung um ein Vielfaches höher ist.

Ich spüre effektiv, wenn die Resultate im Unternehmen schlechter sind, habe bei guten Ergebnissen aber auch ein entsprechendes Aufwärtspotenzial. Im Banking schienen mir Bonuszahlungen realitätsfremd, wenn ein Institut gleichzeitig rote Zahlen schreibt.

Lesen Sie hier den zweiten Teil des Interviews mit Stephan Peterhans und Robert Zimmermann