Wie schwierig ist der Karrierewechsel für gestandene Banker? Ex-HSBC-Banker Stephan Peterhans und Headhunter Robert Zimmermann verraten es im Interview mit finews.ch.


Im vergangenen Jahr ist der Schweizer Finanzplatz personell geschrumpft. Obschon der Rückgang vor allem strukturelle Gründe hat, gibt es auch eine wachsende Anzahl von Bankern, die aus eigenem Antrieb den Ausstieg anstreben oder sich selbständig machen. Robert Zimmermann hat vor rund sieben Jahren einen solchen Schritt vollzogen, indem er das Executive-Search-Unternehmen SchulthessZimmermann gegründete.

Während er als Headhunter noch immer auf dem Finanzplatz tätig ist, hat sich Stephan Peterhans nach seiner Karriere bei Clariden Leu und der HSBC Private Bank ganz aus der Branche verabschiedet. Er ist jetzt Geschäftsleitungsmitglied eines Zulieferunternehmens – auf Vermittlung von Zimmermann.

Im Interview mit finews.ch sprechen die beiden über ihre Beweggründe sowie die Voraussetzungen und Hürden für einen Karrierewechsel.

Stephan Peterhans, Sie waren Personalchef bei Clariden Leu, später EMEA-Verantwortlicher bei der HSBC Private Bank. Seit drei Jahren arbeiten Sie für ein KMU im Zürcher Oberland. Sind Sie jetzt zufriedener?

Stephan Peterhans: Zufriedenheit ist eher ein kurzfristiges Konstrukt. Ich kann aber sagen, dass ich heute ein erfüllteres Berufsleben habe.

St Peterhans

Warum?

Peterhans: In meiner jetzigen Tätigkeit als CEO Division Springs und Werksleiter Schweiz bei Baumann Springs bin ich deutlich freier und inspirierter.

«Ehrlich gesagt hatte ich davon keine Ahnung»

Peterhans: Ich bin weniger Regeln und Einschränkungen unterworfen und kann mich vor allem unternehmerisch einbringen, was in der Finanzindustrie als Angestellter praktisch unmöglich ist.

Die Finanzbranche galt und gilt immer noch als «sexy». Sie sind in einem Unternehmen tätig, das Federn herstellt. Vermissen Sie nichts?

Peterhans: Natürlich hat Ermenswil im Zürcher Oberland nicht den Glamour-Faktor wie der Paradeplatz. Aber meine Tätigkeit kompensiert dies bei weitem und vor allem ist auch das Produkt Metallfedern hochinteressant. Ehrlich gesagt hatte ich davon keine Ahnung, als mich Robert Zimmermann vor rund vier Jahren für diesen Job kontaktierte.

Was waren Ihre Beweggründe, zu sagen: Ich will aus der Finanzbranche raus?

Peterhans: Die Finanzindustrie bewegte sich zunehmend in eine Richtung, in der ich mich eingeengt fühlte. In einer zehnstündigen Geschäftsleitungssitzung haben wir teilweise neun Stunden über Risk und Compliance gesprochen. Zudem war mein Arbeitsplatz in Genf bei der HSBC.

«Das habe ich in der Grossbankenwelt vermisst»

Das liess sich mit meinem in der Deutschschweiz stattfindenden Familienleben je länger je mehr nicht mehr vereinbaren. Ausschlaggebend waren dann die ersten Gespräche mit dem CEO von Baumann Springs und mit dem Team. Ich realisierte schnell, dass hier unternehmerische Visionen mit starkem Engagement verfolgt werden. Das habe ich in der Grossbankenwelt vermisst.

Herr Zimmermann, wie kommt man dazu, einen Grossbanker ins Zürcher Oberland zu vermitteln?

Robert Zimmermann: Das war nicht ganz so abwegig, da Baumann Springs einen HR-Chef für die ganze Gruppe suchte und Stephan Peterhans bei HSBC in dieser Position bereits tätig war. Er hatte mir zudem signalisiert, dass er bei der Suche nach einer neuen Aufgabe nicht auf Banking fixiert war.