Einige Unternehmen machen vor, wie die Angestellten auch von ihrem Feriendomizil aus arbeiten können. Diese Arbeitsweise hat aber ihre Tücken.

Gerade rechtzeitig vor dem Beginn der Sommerferien hat die DWS-Gruppe verkündet, ihre Angestellten fast einen Monat vom Ausland aus arbeiten zu lassen, wenn bestimmte Regeln eingehalten werden.

Demnach können die meisten Mitarbeiter in Deutschland bis zu 18 Arbeitstage im Ausland tätig sein, wobei maximal 10 aufeinanderfolgende Arbeitstage möglich sind.

Verlängerter Ferienaufenthalt

Die Deutsche-Bank-Tochter erhofft sich von diesem Pilotprojekt gemäss «Bloomberg» (Artikel kostenpflichtig), dass sie vor allem für jüngere Mitarbeiter attraktiv bleibt.

Zudem ist es gemäss dem DWS-Betriebsratschef auch gut für Leute, die etwas länger an einem Ort bleiben wollen, an dem sie ihren Urlaub verbracht haben.

Auseinanderdriften bei Homeoffice

Bei DWS kann überdies mindestens zwei Tage pro Woche von zu Hause aus gearbeitet werden.

Damit unterscheidet sich das Unternehmen von Rivalen wie Black Rock. Der Asset Manager hat seine Mitarbeiter unlängst aufgefordert, mindestens vier Tage pro Woche im Büro zu arbeiten.

Nach einer Lockerung der Arbeitsvorschriften während der Corona-Pandemie ziehen vor allem die Finanzunternehmen in den USA die Schrauben wieder an. In Europa wird die Arbeit im Homeoffice hingegen noch eher toleriert.

Seltenheit in der Bankbranche

Die Einführung von «Workation» - ein Begriff, der sich aus dem englischen Work (Arbeiten) und Vacation (Ferien) zusammensetzt - wird zwar häufig diskutiert, bisher aber eher selten flächendeckend eingeführt.

Wie aus einer Workation-Studie zum Alpenraum hervorgeht, können sich sechs von zehn Berufstätigen Workation vorstellen. Gleichzeitig seien zwei Drittel der Arbeitgeber dieser Arbeitsform nicht abgeneigt. Einige davon bieten etwa Ferienhäuser an, in denen ihre Angestellten weiterarbeiten können.

Auch am Schweizer Finanzplatz ist der Wunsch, an einem Ferienort zu arbeiten, in den Personalabteilungen immer häufiger zu hören.

Flexibilität wichtiger als Bonus

Gemäss Arbeitsrechtsexpertin Isabelle Wildhaber von der Universität St. Gallen verzichten Arbeitnehmer gemäss einer Umfrage sogar lieber auf einen Bonus als auf mobil-flexibles Arbeiten im Ausland.

Deshalb müssen sich Banken und Versicherungen hierzulande ebenfalls eingehend mit den verschiedenen Formen von «New Work» auseinandersetzen.

Dabei ist etwa zu klären, wieweit sie neben dem Homeoffice auch Fernarbeit aus dem Ausland zulassen wollen, sei es als kurzfristiger Auslandaufenthalt oder als dauerhaftes Homeoffice etwa in einem ausländischen Feriendomizil.

Dickicht an Vorschriften

Bei der Arbeit im Ausland müssen die Arbeitgeber allerdings je nach Land, Tätigkeit und Dauer des Aufenthalts verschiedene Fallstricke beachten, wie finews.ch berichtete.

Probleme tauchen vor allem in den Bereichen Datenschutz, Sozialversicherungen und Ausländerrecht auf, wo es unter Umständen sogar eine Arbeitsbewilligung braucht.

Scheu vor den Risiken

Die komplexen und unterschiedlichen arbeitsrechtlichen Vorschriften sind ein Hauptgrund, weshalb sich bei den Schweizer Banken noch keine einheitliche Praxis herausgebildet hat.

Obwohl viele Arbeitgeber gegenüber «Remote Work from Abroad» aufgeschlossen sind, scheuen sie doch häufig noch die Mühen und Kosten und vor allem die Risiken, diese Möglichkeit allen Angestellten anzubieten. Das könnte sich in Zeiten des Fachkräftemangels rächen.