Die Emerging Markets starteten so schlecht wie seit Jahren nicht mehr: War das der Start einer Krise? Einschätzungen von Larry Fink, Lloyd Blankfein, Nouriel Roubini, Mark Mobius und Jim O'Neill.

 

Larry Fink: «Es ist eine gute Zeit, um zu investieren»

Der Chairman von Blackrock äusserte sich in der Fernseh-Talkshow von Charlie Rose zur Lage der Emerging Markets. Er verwies darauf, dass die Schwellenländer immer noch robustere Bilanzen und steilere Wachstumsraten hätten als die entwickelten Staaten.

Gemessen an den Wachstumsraten seien die Unternehmen dieser Länder jetzt günstig bewertet: «Sie haben ein tieferes Kurs/Gewinn-Verhältnis als wir hier in den USA. Vieles davon (= von den Rückschlägen der letzten Wochen) ist eine Sache der Liquidität».

Als Beispiele für eine sich grundsätzlich und nachhaltig verbessernde Wirtschaftslage nannte Fink Indonesien und Mexiko.

 

Lloyd Blankfein: «Chinas Wachstumsstory wird die Story der nächsten 30 bis 40 Jahre sein»

Der CEO von Goldman Sachs verwies am Rande der «Global Macro Conference» seines Hauses vor allem auf die anhaltend wichtige Position von China – es sei eine grundsätzliche Aufstiegsgeschichte.

Und er zog Vergleiche zur Asienkrise von 1997 sowie der Russlandkrise von 1998: Dabei erinnerte Blankfein daran, dass sich die Emerging Markets heute in einer besseren Lage befinden. Diese Länder hätten jetzt höhere Reserven, mehr Flexibilität bei den Wechselkursen und eine besser ausgerichtete Politik.

Und selbst nach dem schweren Rückschlag von 1998 hätte man ja erleben können, dass sich jene Länder «very well» entwickelten, so Blankfein. «Es ist wie drei Schritte vorwärts, einer zurück. Das Geld floss sehr frei in die Schwellenlländer, in einigen Fällen vielleicht freier, als es gut war. Und das muss nun konsolidiert werden.»

 

Nouriel Roubini: «Das nächste Jahr wird holprig für viele Emerging Markets»

Viele Emerging Markets sind wirklich in grossen Schwierigkeiten, befindet Nouriel Roubini in einem neuen Text: Indien, Indonesien, Brasilien, Türkei und Südafrika hätten sowohl Haushalts- wie Leistungsbilanz-Defizite, sinkende Wachstumsraten, steigende Inflation und politische Unwägbarkeiten. Mit Argentinien, Venezuela, Ukraine, Ungarn und Thailand seien fünf weitere Länder aus dieser Gruppe verletztlich.

Und schliesslich kommen die over-hyped BRIC-Staaten auf den Boden der Realität zurück. Drei davon, nämlich Brasilien, Russland und Südafrika, werden dieses Jahr langsamer wachsen als die USA. Auch die anderen zwei (China, Indien) schwächen sich rasch ab. Ein weiterer Faktor sei, dass sich der Rohstoff-Superzyklus dem Ende zuneigt.

All diese Gefahren bleiben für den New-Yorker Doom-Ökonomen auf absehbare Zeit bestehen. Dennoch erachtet Roubini die Bedrohung einer umfassenden Währungs-, Schulden- und Bankenkrise in diesen Ländern als gering. Dies unter anderem, weil selbst die «fragilen Fünf» hohe Reserven und stabile Banksysteme haben.

Fazit: Langfristig dürfe man diese Staaten weiter mit Optimismus betrachten; kurzfristig könnte es zu hässlichen Verwerfungen kommen.

 

Mark Mobius: «Es gibt enorme Abweichungen in den Emerging Markets»

Der Asien-Guru sieht uns kurz vor dem Punkt, wo die Leute sagen: «Hey, die Bewertungen sehen jetzt aber ziemlich gut aus». Der Chef der Emerging-Markets-Fonds von Templeton erwartet, dass sich die Märkte dem Endpunkt des Rush aus den Schwellenländern nähern.

Für Leute, die ihre Anlagen aktiv managen und welche die Marktvolatilität nützen können, biete die jüngste Entwicklung eine Chance. Allerdings gebe es enorme Abweichungen in den Emerging Markets: «Deshalb ist es so wichtig, zu differenzieren.»

 

Jim O'Neill: «Es ist lächerlich, das eine Emerging-Markets-Krise zu nennen»

Wie schon erwähnt, meldete sich jüngst auch «Mr. Bric» zu Wort und kommentierte die Turbulenzen in den Schwellenländern. Jim O'Neill, der ehemalige Chairman von Goldman Sachs Asset Management, wittert im Einbruch der südlichen Börsen vor allem eines: nämlich eine Chance zum Einstieg.

«Einige Gegenden im aufstrebenden Teil der Welt haben einige wirkliche Probleme», sagte der britische Ökonom auf «Bloomberg Radio». «Aber das eine Art Emerging-Markets-Krise zu nennen, ist offen gesagt lächerlich.»

Wir befänden uns näher an einer guten Einstiegsmöglichkeit als an einer Panik. Die leichten Rückschritte, welche die amerikanische Notenbank beim Obligationen-Aufkauf beschlossen habe, betone nun den Ausverkauf bei Schwellenländer-Werten.

Das «Tapering» sei sicherlich problematisch für diese Länder, allein: «Dies sollte nicht durcheinandergebracht werden damit, dass einzelne Länder eigenständige Probleme haben.» Als Länder, die «einige ernsthafte Aufgaben» zu lösen, nannte O'Neill die Ukraine, Thailand, Argentinien und die Türkei.