Das bevorstehende Formel-1-Rennen in Singapur ist das ultimative Stelldichein der asiatischen Hochfinanz. Klar, dass da die UBS und die Credit Suisse im Mittelpunkt stehen. Doch in diesem Jahr ist alles anders – und ein dreister Geldwäscherei-Skandal  trübt die Stimmung zusätzlich.

Die Mitarbeitenden der Credit Suisse (CS) in Singapur staunten am vergangenen Montag nicht schlecht, als sie zur Arbeit kamen. Denn am One Raffles Link, dem Hauptsitz der Schweizer Grossbank in Singapur, war übers Wochenende das CS-Logo am Eingang entfernt und mit demjenigen der UBS ersetzt worden.

Und an der gläsernen Eingangstür stand zu lesen: «Credit Suisse AG, a UBS Group company» (Bild unten).

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(Bild: finews.asia)

Nun, die Gründe dafür sind inzwischen hinlänglich bekannt. Gleichwohl war die neue Situation am vergangenen Montag für viele CS-Mitarbeitende in Singapur äusserst gewöhnungsbedürftig. Denn, obschon mehrheitlich nicht Schweizerinnen und Schweizer, identifizierten sie sich bis zuletzt mit dem Firmennamen der «Alfred-Escher-Bank», die Jahrzehnte lang für Schweizer Tugenden wie Stabilität, Sicherheit, Qualität und Zuverlässigkeit stand.

Formel-1-Zirkus

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(Bild: finews.asia)

So begann die neue Woche für viele CS-Beschäftigte unter dem Emblem mit den drei Buchstaben U, B, S. Nicht verwunderlich, dass der Überraschungscoup in den Büros zu reden gab.

Eigentlicher Grund für den unvermittelten Logo-Wechsel ist der Formel-1-Zirkus, der am kommenden Wochenende im südostasiatischen Stadtstaat Halt macht. Bereits sind zahlreiche Strassen im Zentrum gesperrt und zur Rennpiste umfunktioniert worden. Wer dieser Tage pünklich zu seinen Terminen erscheinen will, muss mindestens eine Viertelstunde früher losgehen, da zahlreiche Umwege zu meistern sind, um ans Ziel zu gelangen.

Aus der Vogelperspektive

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(Bild: finews.asia)

Die Credit Suisse in Singapur hat seit vielen Jahren das Privileg, dass die Formel-1-Strecke direkt an den Büros am One Raffles Link vorbeiführt. So lässt sich das Rennen bequem aus den Sitzungszimmern und Büros verfolgen.

Die UBS wiederum konnte viele Jahre mit einer anderen Attraktion aufwarten: Von ihrem Sitz am One Raffles Quay bot sich vom 50. Stock eine atemberaubende Aussicht auf die Marina Bay, wo sich das Rennen über längere Strecken aus der Vogelperspektive verfolgen liess.

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(Bild: UBS)

Doch seit November 2021 hat die UBS ihren imposanten Geschäftssitz aufgegeben und logiert in einem langezogenen Gebäudekomplex an der unspektakulären Penang Road (Bild oben) ausserhalb des mondänen Bankenviertels von Singapur. Vom Formel-1-Feeling ist dort nichts zu spüren oder zu sehen.

UBS-Klientel bei der CS zu Gast

Doch in diesem Jahr konnte sich die UBS in Sachen Formel 1 eines Kunstgriffs behelfen, in dem sie ihr Gastrecht bei der CS ausspielte und ihre Top-Kundinnen und -Kunden dort zum Rennspektakel einlädt. Und damit alles mit rechten Dingen zu und her gehen wird, mussten nun eben kurzfristig noch ein paar optische Anpassungen vorgenommen werden. 

Und so kommt es, dass am nächsten Wochenende UBS-Kaderleute mit ihren Top-Kundinnen und -Kunden in den Räumlichkeiten der CS antichambrieren. Wahrlich ein Bild, das man sich bis vor kurzem kaum hätte vorstellen können. 

Fragwürdige Engagements

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(Bild: UBS)

Ganz grundsätzlich ist das Thema Formel 1 für die Banken zu einem heiklen Unterfangen mutiert. Konnte das Sponsoring in dieser Sparte in der Vergangenheit nicht gross genug sein, gelten entsprechende Engagements heute unter dem Diktat des Nachhaltigkeits-Anspruchs in der Finanzbranche als äusserst fragwürdig, wenn nicht verwerflich.

Trotzdem unterstützt die UBS seit 2011 weiterhin das Mercedes-AMG-Petronas-Team und darüber hinaus den Grand Prix de Monaco. Früher sponserte die UBS eine Zeit lang den gesamten Formel-1-Zirkus und damit auch das nächtliche Rennen in Singapur. Doch diese Zeiten sind vorbei; entsprechend ist das UBS-Logo in diesem Umfeld seltener zu sehen.

Luftwaffe fliegt Einsätze gegen Wolken

Und obschon das eigentliche Rennen am Sonntagabend stattfindet, liegt der Regierung des Stadtstaates jedes Jahr viel daran, dass rund um diese Wochenendtage prächtiges Wetter herrscht. Darum fliegt die Luftwaffe des Landes im Vorfeld regelmässige Einsätze, um mit chemischen Substanzen allfällige Regenwolken zu verscheuchen.

Natürlich ist das nicht bestätigt – doch in Singapur «commen sense», und die Sonnenstunden an den Formel-1-Wochenenden sind seit Jahren nicht spärlich.

Gesprächsthema Nummer eins: Geldwäscherei-Skandal

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(Bild: Shutterstock)

Gesprächsthema Nummer eins wird heuer wohl nicht das Rennen sein, sondern zum einen die Intergration der CS in die UBS, und zum andern der Geldwäscherei-Skandal, der Singapur derzeit erbarmunglos heimsucht oder – besser gesagt – in eine neue Realität katapultiert hat.

Wie finews.ch bereits berichtete, wurden Mitte August 2023 insgesamt zehn Chinesen in der Stadt verhaftet, die über Jahre kriminelle Gelder gewaschen und sich so einen luxuriösen Lebenstil geleistet hatten, der seinesgleichen sucht.

Kritische Fragen

Dass die Singapurer Behörden diesen Kriminellen, allesamt mit Zweitpässen aus Zypern, der Türkei und Kambodscha ausgestattet, auf die Schliche gekommen sind, mag löblich sein. Doch verwundert es gleichwohl, wie lange es gedauert hat, diesen Übeltätern auf die Schliche zu kommen. Hier müssten sich die Verantwortlichen in den Ämtern kritischen Fragen stellen. Doch derlei findet in Singapur nicht statt.

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(Bild: finews.asia)

Stattdessen werden die festgenommenen Chinesen als ausländische Kriminelle gebrandmarkt, denen man nun den Prozess macht – dank der strengen Gesetze und Bestimmungen zur Prävention und Bekämpfung der Geldwäscherei und sonstigen Finanzkriminalität im Land.

Schweizer Banken auf Messers Schneide

Dass dabei auch mindestens zwei Schweizer Banken (Credit Suisse und Julius Bär) involviert sind, mag bedauerlich sein, passt aber auch zu den jüngsten Geschehnissen, wonach schweizerische Finanzinstitute offensichtlich immer noch bereit sind, auf Messers Schneide zu geschäften.

Natürlich gilt für alle Geldhäuser bis auf weiteres die Unschuldsvermutung.