Jeder, der einmal in der britischen Hauptstadt gelebt hat weiss, dass dort die Sicherheit ein grösseres Problem ist. Die jüngste Kriminalitätswelle betrifft vor allem die Trägerinnen und Träger von Edel-Uhrenmarken wie Rolex. Schweizer Bankerinnen und Banker überlegen sich daher besser zweimal, mit welcher Uhr sie in die Themsestadt reisen.

London wird von einer neuen Welle an Strassenkriminalität heimgesucht. Die in der Polizeistatistik als «theft from a person» erfassten Delikte, in etwa vergleichbar mit dem Schweizer «Entreissdiebstahl», sind im vergangenen Jahr um 27 Prozent gestiegen. Laut den Daten der Metropolitan Police gab es in der britischen Hauptstadt bis Dezember 2023 exakt 72’756 derartige Vorfälle, verglichen mit 57’468 in den zwölf Monaten zuvor, wie die «Financial Times» am Mittwoch berichtete.

Besonders betroffen ist der westliche Stadtteil Mayfair im Bezirk Westminster, wo zahlreiche Finanzinstitute ansässig sind. Dort registrierten die Behörden einen Anstieg um 40 Prozent. Laut Polizei gibt es eine Flut von Handy- und Uhrendiebstählen, die von Moped- und E-Bike-Banden verübt werden. In Reaktion darauf wurden Spezialeinheiten gebildet, die mit Lockvögeln und einem begleitenden Zugriffsteam versuchen, die Kriminellen in die Falle zu locken.

Ärgernis für Besucher

Die Uhren-Diebstähle kamen laut «FT» nun sogar bei Gesprächen zwischen britischen Politikern und indischen Repräsentanten über ein geplantes Freihandelsabkommen zur Sprache. Dabei habe der Unternehmer Devin Narang die Kriminalität in London als eines der grössten Ärgernisse für die indische Wirtschaftselite bei Aufenthalten in der Stadt genannt.

«Die Leute werden im Herzen Londons – in Mayfair – ausgeraubt», sagte das Mitglied der indischen Handelskammer. «Alle CEOs in Indien haben die Erfahrung gemacht, dass sie überfallen wurden und die Polizei nicht reagierte», fügte er hinzu.

Das ist nicht die erste Kriminalitätswelle, die London erlebt. Während der Pandemie kam etwa der Raub von Motor-Scootern in Mode, wobei insbesondere die Essens-Kuriere ins Visier gerieten.