Auch wenn sich die Welt ändert: Bisher sind die meisten etablierten Banken nicht in existenzielle Bedrängnis geraten. Doch fünf Entwicklungen können die Finanzwelt auf den Kopf stellen, prophezeit McKinsey. Diese sind gar nicht mal unwahrscheinlich. 

Als «schwarze Schwäne» bezeichnete der Autor Nassim Nicholas Taleb Ereignisse, mit welchen trotz ihrer durchschlagenden Wirkung vor ihrem Eintreten niemand gerechnet hat. Doch auch vorhersehbare Entwicklungen könnten die Voraussetzungen für die Finanzindustrie grundlegend ändern, wie die Berater von McKinsey jüngst schrieben. 

Sie bezeichnen ihre Szenarien als «graue Schwäne». Diese seien zwar immer noch unwahrscheinlich, aber nicht so selten, wie ihre metaphorischen schwarzen Artgenossen. 

Auch wenn das Tagesgeschäft mit Negativzinsen, Neo-Banken und Regulierungsdruck bereits genug Herausforderungen bietet: Auf diese fünf Zukunftsszenarien sollten sich Bankenchefs einstellen:

1. Big Tech greift an

Das grosse Zittern vor Facebooks Libra-Projekt kann als Hinweis dafür dienen, wie gefährlich die Tech-Riesen der etablierten Wirtschaftswelt werden könnten. Noch hat sich keine dieser Firmen eine Disruption der Bankenwelt zum Ziel gesetzt – passieren könnte es allerdings durchaus.  

Die Zeichen dafür, dass dies passieren könnte verdichten sich, wie McKinsey schreibt. So habe Apple und Goldman Sachs zusammen eine Kreditkarte herausgebracht, Amazon denkt ebenfalls über Partnerschaften nach und in China sind viele Zahlungsströme bereits in den Händen von Technologie-Unternehmen. 

2. Die Populisten übernehmen

Brexit, der Handelsstreit zwischen China und den USA, die schwelenden Konfliktherde im Nahen Osten: Das Risiko einer plötzlichen Eskalation ist durchaus gegeben. 

Falls sich in diesem Umfeld radikale Strömungen durchsetzen könnten – so das Beispiel der Berater – Banken in Schwellenländern verstaatlicht, Handelsflüsse unterbrochen und der Zahlungsverkehr beeinträchtigt werden. Vor allem weltweit tätige Grossbanken müssten sich in einer komplett veränderten Welt zurechtfinden. 

3. Die Cyber-Apokalypse

Banken und ihre Kunden sind ständig der Gefahr von Hacker-Angriffen ausgesetzt. Meist laufen diese zwar glimpflich ab, in einzelnen Fällen sind jedoch auch schon Millionen verschwunden.

Gelingt nun einer Bande von Cyber-Kriminellen der grosse Coup, eine ganze Bank auszuräumen, könnte dies zu einer Panik unter Bankkunden führen, so die These der Berater. Der damit einhergehende Vertrauensverlust hätte gravierende Konsequenzen.

4. ESG wird Pflicht

Noch ist Nachhaltigkeit für Banken freiwillig. Einige, wie die UBS, sehen darin einen Business Case; andere, wie Globalance, haben ihre ganze Strategie danach ausgerichtet. Doch auch hier könnten Politik und Zeitgeist für Disruption sorgen, sodass sich Banken verpflichtet sähen, nur noch gesellschaftlich akzeptierten Firmen Geld zur Verfügung zu stellen. 

5. Der gläserne Kunde wird mobil

Noch ist es ein Hindernis beim Wechsel der Bank: Bei jeder Kontoeröffnung muss der Kunden neu abgeklärt werden. Doch die Regulierung könnte auch hier für Wandel sorgen.

Die Open-Banking-Initiativen in der Europäischen Union könnte Kundendaten für Konkurrenten leichter zugänglich machen und damit für gleich lange Spiesse zwischen alteingesessenen Banken und ihren technologisch versierten Herausforderern sorgen. Erstere hätten in der Folge das Nachsehen, so die Vorhersage von McKinsey. 

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