Der britisch-asiatische Bankenriese HSBC sucht einen neuen CEO. Der Ex-UBS Banker Andrea Orcel ist ein heisser Kandidat, trifft aber im Rennen um den Chefstuhl auf renommierte Konkurrenten.

Andrea Orcel weilt derzeit zwar in den Sommerferien. Eine willkommene Auszeit, nachdem der frühere UBS-Investmentbank-Chef mit der spanischen Bank Santander einen Rechtsstreit vom Zaun gebrochen hatte: Über 100 Millionen Dollar fordert Orcel, seit Santander den CEO-Vertrag im vergangenen Januar mit ihm wieder aufgelöst hat.

Wie Personen aus dem Umfeld von Orcel gegenüber finews.ch nun bestätigen, hat der Italiener den abrupten Abgang von HSBC-Chef John Flint genau beobachtet. Und damit auch die Absicht des Verwaltungsrats, erstmals in der über 150-jährigen Geschichte der anglo-chinesischen Grossbank einen CEO zu wählen, der nicht bei der HSBC Karriere gemacht hat.

Der Auftrag an den neuen Chef: den Finanzkoloss schneller zu machen. Eine Aufgabe wie geschaffen für den umtriebigen Orcel.

Das Telefon bleibt still

Dieser, so heisst es, würde für einen Job dieser Kategorie auch auf einen Teil seiner aufgeschobenen UBS-Boni verzichten. Allein: Bislang habe sich die HSBC bei ihm nicht gemeldet, ist aus Orcels Umfeld zu vernehmen.

Insofern bietet der vakante Chefposten bei der HSBC viel Raum für Spekulationen. So brachte beispielsweise die «Finanz und Wirtschaft» (Artikel online nicht verfügbar) UBS-Chef Sergio Ermotti ins Spiel, der trotz seiner bald 60 Jahre noch nicht zum alten Eisen gehöre.

Die Namensliste

Diese Möglichkeit scheint doch etwas weit her geholt, selbst wenn HSBC-Präsident Mark Tucker offenbar beabsichtigt, die Vermögensverwaltung der Bank zu stärken.

Dieser Meinung sind jedenfalls die Analysten und Headhunter, die das britische Finanzportal «Financial News» (Artikel bezahlpflichtig) zu den möglichen Nachfolgern Flints befragt hat. Während Orcel durchaus als Kandidat gehandelt wird, bleibt Ermotti aussen vor.

Das sind – neben Orcel – die meist genannten Namen:

1. Piyush Gupta

Piyush Gupta

Der CEO der in Singapur ansässigen DBS würde einige Anforderungen bei der HSBC erfüllen. Gupta machte Karriere bei der Citibank in Indien, wo er von Finanzen über Technologie bis zu Human Resources in den verschiedensten Bereichen Führungsjobs hatte. Er leitete das M&A-Geschäft für Citi in Asien und treibt bei der DBS derzeit die Digitalisierung voran.

2. Stephen Hester

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Auch in der Schweiz kein Unbekannter: Der gebürtige Amerikaner Hester brachte es in der Credit Suisse First Boston (CSFB) bis zum Finanzchef. Er holte die Royal Bank of Scotland (RBS) vom Sterbebett, nachdem das Institut in der Finanzkrise verstaatlicht werden musste. Hester verliess RBS 2013 und ist derzeit CEO des Versicherers RSA, den die Zurich Insurance Group vor vier Jahren kaufen wollte.

3. António Simões

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Ein echter HSBC-Insider zwar, jedoch einer mit Meriten. Der Portugiese galt schon als CEO-Kandidat, als schliesslich Flint den Job bekam. Der heutige Private-Banking-Chef verfügt über Asienerfahrung und leitete das Büro von Michael Geoghegan, dem HSBC-Chef von 2006 bis 2010. Der als sehr ehrgeizig geltende Simões arbeitete zuvor bei Goldman Sachs und war Berater bei McKinsey.

4. Ewen Stevenson

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Nur ein «halber» HSBC-Insider: Stevenson stiess erst diesen Januar als Finanzchef zur HSBC und leitete gleich das weltweite Kostensparprogramm ein. Er kam von der RBS, wo er mit Hester den Turnaround durchzog. Er arbeitete zuvor aber über 25 Jahre lang für die CS, zuletzt als Co-Chef Investment Banking für Europa.

5. Jing Ulrich

Jimng Ulrich

Die in Hongkong bei J.P. Morgan als Vice Chairman amtierende Chinesin gilt als eine der mächtigsten Geschäftsfrauen der Welt. Als Chefin der Investmentbank-Aktivitäten in China verfügt sie ebenfalls über hervorragende Beziehungen in die USA, wo sie selber als Fondsmanagerin tätig war und heute auch die amerikanische Handelskammer berät.

Als kosmopolitische Top-Managerin mit asiatischen Wurzeln würde die 52-Jährige zur Ausrichtung der HSBC hervorragend passen.

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