Die deutsche Digitalbank N26 hat derzeit Mühe, ihre Ambitionen mit den Forderungen von Mitarbeitenden zu vereinbaren. Sie ist nicht die einzige Neobank, die sich damit in die Nesseln setzt.

Bei der milliardenschweren deutschen Challenger-Bank N26 hängt der Haussegen scheinbar schief. So sind nicht wenige Angestellte der Ansicht, dass die Arbeitsbedingungen bei N26 deutlich verbessert werden müssen. Es heisst sogar, das Vertrauen in das Management sei «auf einem historischen Tiefstand», wie das deutsche Onlinemagazin «Finance Forward» Anfang August berichtete.

Die Kernpunkte der Beanstandungen sind die fehlende Lohntransparenz, der hoher Arbeitsdruck und befristete Verträge. Damit die Angestellten sich für bessere Arbeitsbedingungen im Unternehmen einsetzen können, ohne Repression von der Geschäftsleitung befürchten zu müssen, wurde ausserdem die Einführung eines Betriebsratsgefordert. In Deutschland können Arbeitnehmende eines Betriebs mit mindestens fünf Personen einen Betriebsrat wählen, dessen Mitglieder sich dann im Prinzip für die Rechte der Angestellten mit der Unternehmensführung an einen Tisch sitzen und für diesen Effort auch nicht entlassen werden können.

«Gegen fast alle Werte, an die wir bei N26 glauben»

Das lässt sich offenbar nicht mit dem Leitbild von N26 vereinbaren. So schrieben die beiden Gründer Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal wenige Tage nach der Forderung eine Nachricht an ihre Angestellten und erklärten darin, was sie von der Idee eines Betriebsrats halten: So ein Gremium stünde «gegen fast alle Werte, an die wir bei N26 glauben», verlangsame das Unternehmen, schaffe Konfrontation und untergrabe die Kultur des Vertrauens, die angeblich bei N26 herrsche.

Ausserdem würde eine solche Wahl – wie es Wahlen so an sich haben – «Rechte an eine kleine Zahl von Leuten für eine lange Zeit vergeben», welche dann vier Jahre lang die Mehrheit repräsentieren sollen.

Wahl fast verhindert

Gegen die Wahl des Wahlgremiums, die Ende letzte Woche stattfand, hat die Führung von N26 zuerst eine einstweilige Verfügung vor dem Arbeitsgericht erwirkt. Dies mit dem Argument der Sorgfaltspflicht, man könne doch inmitten einer grassierenden Pandemie keine Wahlen abhalten. 

Als die Wahl dann aber schlussendlich – unter einem neuen Veranstalter und mit Sicherheitskonzept, Masken und Desinfektionsmittel – doch stattfand, hat N26 einfach kurzerhand für die gleiche Zeit ein eigenes Treffen einberufen, um über eine Gründung einer «alternativen Mitarbeitervertretung» zu diskutieren, wie die deutsche Zeitung «Die Zeit» weiss. Schlussendlich fand die Wahl aber statt, das Wahlgremium steht.

«Möchten uns entschuldigen»

Im Sinne einer Deeskalation schrieb Bankgründer Stalf auf dem Online-Portal Linkedin einen Blogbeitrag und erklärte sich. Man unterstütze Mitarbeiterbeteiligung in allen Formen, so auch zum Beispiel den deutschen Betriebsrat. Und: «Als Gründer war es schwer zu erkennen, wie sich die Diskussion in den letzten Tagen entwickelt hat. Dies spiegelt nicht wider, wie wir als Team normalerweise zusammenarbeiten. Letzten Endes fühlen ich und mein Führungsteam bei N26 uns für die Eskalation der Debatte verantwortlich. Und wir möchten uns für die letzten paar Tage entschuldigen.»

In einem gleichentags angesetzten Interview mit «Finance Forward» führte er aus, das Modell sei nicht besonders praktikabel, da das Gremium dann nur für die deutschen Standorte sprechen könne und nicht für alle 1'300 Angestellte des Unternehmens. Daher sei unabhängig vom Betriebsrat ein weiteres Gremium geplant, dass sich für die Angestellten aller Standorte einsetzt.

Enorme Fluktuation bei Revolut

N26 ist nicht die erste Digitalbank, die sich mit dem Umgang mit ihren Angestellten schwer tut. Wie finews.ch vergangenes Jahr berichtet hat, hat die ewige N26-Konkurrentin Revolut bereits damals mit fragwürdigen Arbeitsbedingungen auf sich aufmerksam gemacht.

So wurden Angestellte von Revolut damals überaus hart angegangen, was sich in einer enorm hohen Fluktuation abgezeichnet hat. Die zeigt sich bis heute noch: So vergeht kaum ein Monat, ohne dass Revolut neue Abgänge in ihren Kader zu verschmerzen hat. Einen gewichtigen Abgang gibt es auch bei N26 zu beklagen. So verlässt laut Informationen von «Finance Forward» Georgina Smallwood, Produktechefin bei N26, die Digitalbank, und geht zu einem Berliner Elektroroller-Startup.

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