Revolut gilt als das heisseste Fintech Europas. Mit unschlagbaren Konditionen hat die Smartphone-Bank Millionen von Kunden gewonnen. Doch nun zeigt die Erfolgsstory ihre hässlichen Seiten.

«Europas am schnellsten wachsendes Unicorn hat sich einen Ruf gemacht» schrieb das US-Wirtschaftsmagazin «Forbes» bewundernd vor knapp einem Jahr über Revolut, die britische Neo-Bank auf dem Smartphone.

Die Amerikaner beeindruckte, wie Gründer und CEO Nikolay Storonsky, die Bewertung innerhalb weniger Monate auf Unicorn-Status, also über 1 Milliarde Dollar, getrieben hat. «Durch superharte Arbeit», erklärte Storonsky, ein ehemaliger Credit-Suisse-Banker, den Erfolg – und meinte dies genauso.

Faszinierende Storys und ihre Abgründe

Revolut steht inzwischen auch an den Pforten zur Schweiz. Seit Ende vergangenen Jahres können die bereits über 50'000 Schweizer Kunden ein Konto mit IBAN-Nummer nutzen, während sie zuvor eine Prepaid-Debitkarte hatten.

Das britische Startup ist auch auf dieser Nachrichtenseite als echter Herausforderer für die hiesigen Retailbanken genannt worden. Denn im Vergleich zu den Schweizer Banken ist Revolut radikal günstig, was Konto-, Kreditkarten- und Transaktionsgebühren betrifft.

Während rasante Aufstiegsstorys von Startups umso mehr faszinieren, wenn sie bestehende Geschäftsmodelle und bisher dominierende Unternehmen frontal und erfolgreich angreifen, zeigen sich mit einem Verzögerungseffekt vielfach auch die hässlicheren Seiten solcher Unternehmungen.

Regeln zurecht biegen

So war es beispielsweise mit Theranos, einem Milliarden-Startup im Blutdiagnostik-Bereich, das sich in Schall und Rauch auflöste. So war es auch bei Uber, der Fahrdienst-App, wo unter dem Gründer und CEO Travis Kalanick eine sexistische und ausbeuterische Unternehmenskultur entstand und auch das Geschäftsmodell in mancherlei Hinsicht der Realität nicht standhielt.

Bei Revolut gibt es nun Anzeichen, welche einerseits Parallelen zeigen. Andererseits offenbaren sie auch, dass eine Erfolgsstory nur mit einer gehörigen Portion Rücksichtslosigkeit und durch das Zurechtbiegen von Regeln zustande kommt.

Schon seit dem Start von Revolut haben sich Nutzer der Banken-App regelmässig über die vielen Änderungen bei den Geschäftsbedingungen und nicht eingehaltenen Versprechen und Ankündigungen aus der Unternehmensleitung aufgeregt. Ein Twitter-Nutzer, der ein Geschäftskonto hat, beschwert sich in Tweets regelmässig über scheinbar willkürliche Anpassungen der Gebühren und falsche Angaben von Wechselkursen.

 Der britische «Telegraph» (Artikel bezahlpflichtig) schrieb kürzlich, dass Revolut ein internes Überwachungssystem abgeschaltet hatte, welches illegale Geldtransfers aufspüren sollte. Die britische Finanzaufsicht FCA ist dadurch auf den Plan gerufen worden.

«Superhart» gegenüber Angestellten

Das renommierte Tech-Magazin «Wired» zeigt nun in einer Recherche, dass Storonskys Ethos des «superharten» Arbeiters vor allem auch für die Angestellten gilt. Diesen droht Storonsky in Emails, sie ohne weitere Angabe von Gründen zu entlassen, sollten sie ihre Ziele deutlich verpassen.

Von im vergangenen Jahr sieben neu angestellten Länderchefs, seien sechs bereits wieder weg. «Wired» prüfte weitere 147 Neuanstellungen bei Revolut – die Hälfte von ihnen war nach weniger als einem Jahr bereits wieder weg. Das Magazin spricht von einem rüden Umgangston seitens des «Inner Circle» um CEO Storonsky gegenüber den Mitarbeitern nach dem Motto: Wer nicht spurt, kann gehen.

Gratis-Arbeit von Bewerbern

Bekannt geworden war bereits im letzten Jahr die Rekrutierungspraxis. Bewerber mussten Gratis-Arbeit erbringen, um es in die nächste Runde zu schaffen, indem beispielsweise innerhalb von einer Woche 200 Revolut-Nutzer zu akquirieren.

Nachdem die spanische Zeitung «Eldiario» die Praxis bekannt gemacht hatte, stoppte sie die Neo-Bank. Zunächst hatten Rekrutierungsmanager des Startups die Gratis-Arbeit als Mittel verteidigt, die Spreu vom Weizen unter den Bewerbern zu trennen.

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