Kein anderes Schweizer Geldinstitut verkörpert den aktuellen Zeitgeist der Finanzwelt besser als die Online-Bank Swissquote. Warum?

Die in Gland im Waadtland beheimatete Online-Bank Swissquote wird morgen Freitag rekordhohe Halbjahreszahlen 2021 präsentieren, wie sie schon im Vorfeld angekündigt und dabei auch gleich noch ihre Ziele für die nächsten Jahre deutlich erhöht hatte. Der Erfolg kommt nicht von ungefähr.

Das im Jahr 2000 gegründete Unternehmen (die erste Trading-Plattform datiert allerdings schon von 1996) hat als solches bereits einen langen Weg zurückgelegt und dabei manche Höhen und Tiefen durchgemacht – sei es nach dem Platzen der Dotcom-Blase zur Jahrtausendwende oder im Sog der Finanzkrise von 2007/2008.

Trotzdem hat es Swissquote unter der Ägide von Marc Bürki und Paolo Buzzi geschafft, sich hierzulande als unangefochtener Marktführer im Online-Trading durchzusetzen, laufend neue Produkte anzubieten und erst noch ins Ausland, namentlich nach Asien, zu expandieren.

Swissquote ist neben der Zuger Partners Group oder der VZ Holding eine der seltenen, inhabergeführten und gleichzeitig börsenkotierten Erfolgsgeschichten im Swiss Banking. Doch was steckt dahinter?

Wie kaum ein anderes Finanzinstitut hierzulande verkörpert das Unternehmen den aktuellen Zeitgeist, was sich im Laufe der anhaltenden Corona-Pandemie noch verstärkt manifestiert hat. Das Unternehmen ist seit Anbeginn digital, setzt auf Schweizer Qualität und Zuverlässigkeit, hat ein ganzes Geschäftsfeld regelrecht disruptiert und dabei die Gebühren fürs Online-Trading massiv senken können.

Massive Spekulationen und Medienrummel

Es bietet eine einfache und verständliche Handhabe auf seiner Webseite, bietet eine Vielzahl von handelbaren Finanzprodukten und Währungen an, ebenso Robo-Advisory, und hat schon früh auch digitale Vermögenswerte ins Angebot aufgenommen. Mit den beiden Co-Gründern hat Swissquote nach wie vor «ein Gesicht» nach aussen und es gleichzeitig verstanden, mit Partnerschaften, namentlich mit der angesehenen US-Bank Goldman Sachs, strategisch zu wachsen.

Die Coronakrise hat diese Entwicklung noch beschleunigt und verstärkt. Die Finanzmärkte reagierten im Frühjahr 2020 mit einer enormen Volatilität, was wiederum dazu führte, dass die Zentralbanken im Rahmen ihrer Geldpolitik enorme Mengen an Liquidität freisetzten. Die Folge davon war eine wahre Börseneuphorie, die vollständig digital ablief. Zusätzlich befeuert wurde die Entwicklung durch die massiven Spekulationen und den Medienrummel rund um Bitcoin & Co.

Seltenes Privileg

Für eine Bank wie Swissquote sind dies die besten Rahmenbedingungen, was sich klar zeigte, wie auch finews.ch berichtete. Allein seit Anfang dieses Jahres ist der Aktienkurs von 90 Franken auf nunmehr 155 Franken gestiegen. Blickt man ins Jahr 2019 zurück war der Titel gar nur 40 Franken wert. Mittlerweile hat CEO Bürki das Privileg, dass er mit Swissquote die gemachten Prognosen vorzeitig übertrifft, wie das jüngst der Fall war.

Die ganze Entwicklung birgt allerdings auch etwas Spekulatives. Ambitionierte Ziele sind schön und gut und ziehen herdentriebmässig auch immer mehr Anlegerinnen und Anleger an, doch werden diese Ziele nicht erreicht, ist die Enttäuschung umso grösser. Das macht eine Aktie wie diejenige auch volatil. Das zeigte sich in diesem Sommer, als das Papier nach einem Höchststand im Juni fast ein Fünftel an Wert einbüsste.

Aufstehen und tanzen

Inzwischen zeigen die Zeichen wieder klar nach oben. Viele Investorinnen und Investoren haben sich bereits in Anbetracht der morgigen Rekordzahlen in Position gebracht. Ganz nach dem mittlerweile legendären Zitat des einstigen Citigroup-Chefs Charles «Chuck» Prince: «Wenn die Musik aufhört zu spielen, werden die Dinge kompliziert», hatte er in Bezug auf die Liquidität im Finanzsystem erklärt, «aber solange die Musik spielt, musst du aufstehen und tanzen. Und wir tanzen noch.» Kurz darauf war die Finanzkrise von 2007 ausgebrochen.

 

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