Im Krypto- und Fintech-Land Schweiz tummeln sich viele Startups, die mit grossen Zahlen und vollmundigen Ankündigungen um sich werfen. Dabei kann es in beide Richtungen gehen, wie zwei aktuelle Beispiele zeigen.

Die Ankündigungen könnten gegensätzlicher nicht sein: Numbrs, ein Zürcher Finanz-App-Startup, kündigte am Freitag an, bis zu 50 Prozent der Belegschaft entlassen zu müssen, weil eine Finanzierungsrunde scheiterte.

Gleichentags konnte die wohl führende Schweizer Krypto-Firma Bitcoin Suisse vermelden, dass ein prominenter Investmentbanker die erste Finanzierungsrunde anführt. Kommen die angepeilten 50 Millionen Franken zusammen, ist das Unternehmen auf gutem Weg zu einer Banklizenz.

Prominente Geldgeber

Doch auch wenn sich Bitcoin-Suisse-Gründer Niklas Nikolajsen über die heutige Meldung freuen darf: Weder die Marktführerschaft in seinem Bereich, noch die Beteiligung des renommierten Vontobel-Ehemaligen Roger Studer, sind Garanten für den langfristigen Erfolg.

Davon kann der Mann hinter Numbrs, Martin Saidler, ein Lied singen. Sein Fintech – welches bis zur jüngsten Meldung Unicorn-Status hatte – weiss ebenfalls prominente Geldgeber hinter sich, wie finews.ch schon berichtete.

Verschwundener Optimismus

Diese investierten allerdings in ein Startup-Modell, das angesichts der durch die Coronavirus-Pandemie getrübten wirtschaftlichen Aussichten überholt sein könnte. Mit der – vorerst nur in Deutschland erhältlichen – Numbrs-App jagte Saidler bisher vor allem Nutzer-Wachstum. Profitabilität war sekundär.

Auf dieser Basis kamen viele Firmen zum Erfolg – der Tech-Gigant Facebook ist darunter, auch die Neobank Revolut setzt auf dieses Modell. Doch es basiert auf einem Optimismus, der sich im ersten Quartal dieses Jahres in Luft aufgelöst hat.

Knowhow-Vorsprung

Entscheidend für Numbrs wird sein, wie lange dieser Zustand anhält. Es wäre nicht die erste Krise, die das sechsjährige Fintech erfolgreich meistert: Schon vor drei Jahren kam es zum Abbau eines Drittels der Stellen in Zürich.

Sollte die Zurückhaltung der Investoren aber andauern, werden Unternehmen wie Bitcoin Suisse im Vorteil sein. Dank einem Knowhow-Vorsprung – Nikolajsen setzte schon voll auf Krypto-Währungen bevor diese der breiten Öffentlichkeit ein Begriff waren – hat das Unternehmen bereits mehr als 50 Millionen Franken Reserven aufgebaut.

Immer weniger einzigartig

Sollte er die Banklizenz von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht bekommen, hat der exzentrische selbsternannte Finanzpirat endgültig den Sprung in die konservative Schweizer Bankenwelt geschafft. Aus dieser hat er schon mehrere bekannte Namen rekrutiert, darunter Arthur Vayloyan, den CEO seines Unternehmens.

Doch Nikolajsen ist noch ebenso wenig am Ziel des «Startup-Leiterlispiels» angelangt wie Saidler. Beide haben Produkte, welche mit der Zeit immer weniger einzigartig werden.

Keine Garantie

Numbrs musste es von Anfang an mit diversen Finanz-Apps aufnehmen, darunter die Neobanken ebenso wie die etablierten Finanzunternehmen, die alle an ihren eigenen Apps arbeiten.

Derweil ist noch keiner Schweizer Bank gelungen, dieses Geschäft wirklich neu zu erfinden. Auch den Investoren von Bitcoin Suisse sind schnelles Wachstum und hohe Gewinne also nicht garantiert.

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