Bitcoin Suisse will in diesem Jahr die Banklizenz – und dann an die Börse, wie finews.ch erfahren hat. Auch andere Krypto-Player suchen nach frischem Kapital.

Mit Bitcoin Suisse, Seba Crypto, Sygnum und der Crypto Finance Group kämpfen gleich vier auf Kryptowährungen und -dienstleistungen spezialisierte Finanzunternehmen um die Vorherrschaft in diesem noch immer kleinen Markt.

Seba Crypto und Sygnum sind im vergangenen Herbst als Newcomer gleich mit einer Banklizenz gestartet. Die Crypto Finance Group strebt die Effektenhändler-Lizenz an, und Bitcoin Suisse hat letzten Juli das Gesuch für eine Banklizenz bei der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) eingereicht. Sie hofft, diese voraussichtlich im laufenden Jahr zu erhalten.

Verschärfter Wettbewerb

Das heisst, der Kampf um Kunden und Marktanteile wird sich in dieser Nische deutlich verschärfen, zumal mit Seba Crypto und Sygnum zwei Unternehmen zwar mit viel Ehrgeiz, jedoch auch von Null beginnen.

Am Zuger Unternehmenssitz von Bitcoin Suisse beobachtet man die neuen Marktteilnehmer entspannt. Der vom Dänen Niklas Nikolajsen (Bild unten) gegründete Schweizer Krypto-Pionier ist seit über sechs Jahren operativ – und profitabel. Seit Ende 2017 leitet mit Arthur Vayloyan (Bild unten) ein gestandener Bankmanager das operative Geschäft von Bitcoin Suisse. Nikolajsen ist exekutiver Verwaltungsratspräsident und mit seinem Netzwerk in der globalen Krypto-Szene von unschätzbarem Wert für sein Unternehmen.

Ein Schritt heisst: Börsengang

Im Gespräch mit finews.ch legen Nikolajsen und Vayloyan ihre mittelfristige Strategie dar – diese soll in einem Börsengang von Bitcoin Suisse gipfeln. «Wir müssen die nächsten Schritte voraus denken», sagt Nikolajsen. «Und einer dieser Schritte heisst, an die Börse zu gehen.»

Nikolajsen vayloyan

Einen genauen Zeitplan hat das Führungsduo noch nicht. Aber das liegt in erster Linie daran, dass vor dem Börsengang zwei weitere grosse strategische Schritte warten. Neben dem Erhalt der Banklizenz ist dies eine für diesen Frühling vorgesehene Kapitalerhöhung.

Kapital reicht nicht für alle Dienstleistungen

Gemäss Vayloyan lautet das Ziel, rund 40 Millionen Franken bei Investoren aufzunehmen, «sodass wir Mitte 2020 über rund 100 Millionen Franken Kapital verfügen.» Aus finews.ch vorliegenden Unternehmensangaben geht hervor, dass Bitcoin Suisse über die Jahre rund 55 Millionen Franken Eigenkapital aufgebaut hat.

«Unsere Bilanz ist bereits sehr solide», bekräftigt Nikolajsen. «Aber es ist nicht genug, um der Nachfrage nach unseren Dienstleistungen zu genügen.» Bitcoin Suisse ist in den letzten Jahren von einer Startup-WG zum Finanzunternehmen mit 122 Mitarbeitern gewachsen. Die Geschäfte in den Jahren 2017 und 2018 liefen hervorragend: Bitcoin Suisse erwirtschaftete einen kumulierten Gewinn von 57 Millionen Franken.

2019 eine schwarze Null

Nikolajsen und Vayloyan nutzten die Ressourcen für einen markanten Ausbau von Bitcoin Suisse. Diese Investitionen plus der anhaltende Bärenmarkt im Krypto-Geschäft werden dem Unternehmen für das Geschäftsjahr 2019 nur noch eine schwarze Null bescheren.

Aber Nikolajsen und Vayloyan wollen beim nächsten Krypto-Aufschwung bereit sein und «über eine Bilanz verfügen, die eine deutliche Ausweitung unserer Geschäftstätigkeit erlaubt».

Alle wollen expandieren

Das zusätzliche Kapital ist nötig, denn mit einer Banklizenz wird Bitcoin Suisse strikte Vorgaben erhalten, welche Geschäfte mit wieviel Kapital hinterlegt sein müssen. Eine Ausdehnung der Aktivitäten, beispielsweise im Lending, dem Handel und im Produktegeschäft wird weiteres Kapital absorbieren – auch darum soll in zwei oder drei Jahren ein Börsengang folgen.

Somit werden bereits im laufenden Jahr gleich vier Krypto-Finanzunternehmen um Millionen von Investoren werben. Jan Brzezek, CEO und Gründer von Crypto Finance, bestätigte gegenüber finews.ch, man suche derzeit Kapital, um die Kapitalanforderungen für die Effektenhändler-Lizenz zu erfüllen. Crypto Finance wolle global expandieren.

Vierer-Kampf um Investorengelder spitzt sich zu

Seba Crypto hat bereits angekündigt, im ersten Halbjahr weitere 100 Millionen Franken einsammeln zu wollen. Auch Sygnum plant noch in diesem Jahr eine Finanzierungsrunde, wie Co-CEO Mathias Imbach gegenüber finews.ch ohne nähere Angaben sagt. Sygnum kann Kryptowährungen halten, ohne die Bilanz zu belasten.

Gemäss den Angaben der Unternehmen und eigenen Schätzungen dürften die vier Krypto-Player gesamthaft über 200 Millionen Franken bei Investoren suchen. Man wird sehen, ob das der Risiko-Kapitalmarkt hergibt.

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