Dass traditionelle Finanzinstitute sich an Krypto-Anlagen herantasten, lässt bei Aufsichtsbehörden die Alarmlampen blinken. Besonders nervös ist diesbezüglich die Europäische Zentralbank, wie ein neues Papier zeigt.

Christine Lagarde ist keine Freundin von Krypto-Anlagen, das war schon lange bekannt. Dies hat die Französin an der Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB) vor wenigen Tagen nun nochmals ganz deutlich zur Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) gesagt. Sie findet Bitcoin und andere ähnliche Assets «wertlos», auch wenn ihr eigener Sohn offenbar schon Krypto-Investments getätigt hat, wie die EZB-Präsidentin zugegeben hat.

Allerdings gilt es zwischen der individuellen Komponente und der übergreifenden Frage der Rolle von Krypto zu unterscheiden. Dass Investoren mit digitalen Assets teils grosse Risiken eingehen, ist hinlänglich bekannt und letztlich ihr gutes Recht. Als Wächterin über die Finanzstabilität im Euroraum muss die EZB aber abschätzen, inwieweit die neue Vermögensklasse ein Risiko für den Finanzmarkt darstellt.

Risiko für die Finanzstabilität

Und hier zeigt sich, dass eben nicht nur Lagarde keine Freundin von Krypto ist, sondern dass die EZB als Institution grosse Vorbehalte hat, wie eine neue Studie unter dem Titel «Decrypting Financial Stability Risks in Crypto-Asset Markets» offenbart.

«Falls der gegenwärtige Wachstumspfad in Bezug auf Grösse und Komplexität des Krypto-Asset Ökosystems sich fortsetzt, und falls Finanzinstitute zunehmend in Krypto-Assets involviert werden, wird dies ein Risiko für die Finanzstabilität,» hält das EZB-Papier etwa fest.

Die Marktkapitalisierung von Krypto-Vermögenswerten sei zwischen Anfang 2020 und Ende 2021 bereits um ein Siebenfaches auf mehr als 2,5 Billionen Dollar gestiegen. Obwohl sich dies im Vergleich zum normalen Aktienmarkt immer noch recht bescheiden ausnimmt, waren Bitcoin und Ether im November 2021 doch schon unter den grössten gehandelten Vermögenswerten zu finden. Seither wurde zwar mehr als ein Drittel des Werts von digitalen Devisen ausradiert, aber an den Befürchtungen der Zentralbanker ändert das offensichtlich wenig.

Haben die Institutionellen etwas falsch verstanden?

Was der EZB aber offensichtlich Sorgen bereitet, sind die Verbindungen zwischen dem Finanzsystem und den Krypto-Assets. Solche Abhängigkeiten haben in der jüngsten Vergangenheit zugenommen. Und obwohl immer noch Retailanleger einen signifikanten Anteil an allen Token und Coins besitzen, haben die institutionellen Investoren aufgeholt. So halten gemäss einer Studie des internationalen Fondshauses Fidelity, welche die EZB zitiert, ganze 56 Prozent der Institutionellen gewisse Positionen in digitalen Vermögenswerten. Ein Jahr zuvor lag dieser Wert noch bei 45 Prozent.

Interessanterweise deutet die EZB die Fidelity-Studie dahingehend, dass die Investoren die Bemühungen der Aufsichtsbehörden, die Krypto-Welt zu regulieren, als stille Unterstützung der digitalen Vermögenswerte betrachteten.

Ungeeignet für die meisten Investoren

Dies sei aber ist nicht so, wie die EZB implizit festhält. Aus der Warte der europäischen Aufsichtsbehörden sind Krypto-Assets für die meisten Retail-Investoren ungeeignet, sowohl im Sinne einer Werterhaltung als auch als Zahlungsmittel. Und der zunehmende Appetit von Finanzinstituten sieht die EZB ebenfalls kritisch, weil dies das Wachstum der neuen Vermögensklasse weiter befeuert und die Risiken für die Finanzstabilität erhöht.

«Jedes kapitalbasierte Krypto-Vermögensengagement von systemrelevanten Instituten, insbesondere, wenn es sich um ungesicherte Vermögenswerte handelt, könnte ein Risiko für das Kapital darstellen», stellt die Studie fest.

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