Frühaufsteher sind erfolgreicher. Eine Erkenntnis, die viele Führungspersonen für sich reklamieren. Doch stimmt sie auch? Die Wissenschaft sagt  anderes, wie Karin M. Klossek im zweiten Teil ihres Artikels schreibt.

Von Karin M. Klossek, Mitgründerin von GloriousMe.Net

Wer meint, dass man als Frühaufsteher auch leistungsfähiger ist, könnte sich täuschen, wie ich im ersten Teil meines Artikels beschrieben habe. Menschen wie andere Lebewesen und Pflanzen auch folgen einem 24-Stunden-Rhythmus, der nach genügend Ruhezeit verlangt. Andernfalls äussert sich der Mangel an Schlaf in allerlei Unbehagen und gesundheitlichen Problemen.

Die Forschung zum 24-Stunden-Rhythmus liefert die wissenschaftliche Grundlage für einige wichtige Grundregeln für Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Ein regelmässiger Schlafrhythmus ist wichtig, damit der Körper seine physischen und psychischen Reparaturphasen einhalten kann. Die Bedeutung des Lichtes für den circadianen Rhythmus macht klar, dass die Dunkelheit in der Nacht für den Körper wichtig ist, damit er die Phasen der physischen und psychischen Erholung möglichst gut nutzen kann.

Blue Light vermeiden

Die Empfehlung, vor dem Schlafengehen das besonders intensive Blue Light der Bildschirme von Computer und Mobiltelefon zu vermeiden, ist daher wissenschaftlich begründet. Und da der Körper ab 18.00 Uhr die Verdauungsfunktionen reduziert, ist ein spätes Abendessen bei Kerzenschein zwar ein Vergnügen, bedeutet für den Körper jedoch Schwerstarbeit.

Das schwedische Karolinska Institutet, verantwortlich für die Wahl der Nobelpreisträger im Bereich Physiologie und Medizin hat zur Illustration der Forschungsergebnisse zum 24h-Rhythmus die folgende Grafik veröffentlicht:

Körperliche Veränderungen im Tagesverlauf

 Infografik 531

Daraus lässt sich schliessen, dass das Aufstehen um 5 Uhr morgens im Sinne der Körperfunktionen nicht ideal ist.

Tim Cook steht angeblich um 3.45 Uhr auf

Die Stundeneinteilung ist natürlich in gewissem Sinn variabel bis zur Erkenntnis der chronobiologischen Forschung, dass Menschen, die sich zu den sogenannten Nachteulen zählen, die erst spät am Morgen ihren Arbeitstag starten, dafür jedoch bis spät in die Nacht aktiv und leistungsfähig sind, eine gemeinsame Genmutation vorweisen.

So kann der Wecker um 5 Uhr Morgens für den ein oder anderen, aufgrund seiner spezifischen Körperkonstellation, durchaus möglich und positiv sein. Angeblich summt für den Apple-CEO Tim Cook der Wecker jeden Morgen um 3.45 Uhr. Für andere jedoch bedeutet das Aufstehen um 5 Uhr Morgens einen kontinuierlichen Verstoss gegen die eigene chronobiologische Uhr.

Kein Stress

Früher aufzustehen kann sehr positiv sein, wenn man diese Zeit nutzt, die Auswirkungen der Stressfaktoren des restlichen Tages zu reduzieren und Stressresistenz aufzubauen. Das kann Meditation, Sport, eine in Ruhe genossene Tasse Tee oder das Spielen eines Instrumentes sein.

Der Unterschied liegt in der Ruhe, das heisst ohne Multitasking. Auf dem Rudertrainer bereits die Nachrichtensender zu verfolgen, ist nur scheinbar effizient.
Da bei den meisten von uns der Morgen streng «durchgetaktet» ist und wir alle ein genaues Zeitkonzept im Kopf haben, wie viele Minuten wir für alle notwendigen Routinetätigkeiten am Morgen haben, kann eine frühere Weckzeit, um sich eine Auszeit am Morgen zu gönnen, sehr positive Effekte haben.

«Morgenstund hat Gold im Mund» hat einen wahren Kern, wenn wir in diesen kostbaren Minuten nach Gold schürfen und nicht nur mehr Staub aufwedeln.
Wichtig ist es, den eigenen chronobiologischen Rhythmus herauszufinden und verschiedene Aufstehzeiten auszutesten. Ein striktes Aufstehen um 5.00 Uhr ist eine plakative, aber unsinnige Regel.

Das hilft, morgens früher zu starten:

  • Relativ früh am Abend schlafen zu gehen
  • Kein Alkohol am Abend
  • Ein Wecker, der mit Licht weckt
  • Die Vorhänge oder Rollläden nach dem Aufwachen sofort öffnen, um Licht hineinzulassen
  • Keine Snooze-Funktion, sondern konsequent nach dem ersten Klingeln aufstehen
  • Als erstes reichlich eiskaltes Wasser auf das Gesicht schaufeln
  • Einfach mal ausprobieren, die neue Freiheit am Morgen.