Ein neuer Index soll vermögenden Familien helfen, sich in dem Land anzusiedeln, wo die eigenen Kinder die besten Ausbildungsmöglichkeiten erhalten. Dadurch verlagern sich auch die Kapitalströme, was für Private Banker gut zu wissen ist.

Die Wirtschaftsforschung zeigt, dass mehr als zwei Drittel der Einkommensunterschiede weltweit darauf zurückzuführen sind, in welchem Land die Menschen leben und arbeiten. Daher ist es von umso grösserer Bedeutung, erstklassige Akademiker mit den damit verbundenen Aufenthalts- oder Staatsbürgerschaftsrechten zu kombinieren.

Unter diesen Prämissen hat das weltweit tätige Beratungs-Unternehmen für Reisepässe und Wohnsitzbewilligungen, Henley & Partners, erstmals einen «Opportunity Index» aufgelegt. Er identifiziert 15 Wege zur Investment-Migration in Länder, die erstklassige Ausbildungsmöglichkeiten anbieten. Damit sollen wohlhabende Familien die Möglichkeit erhalten, jene Länder zu vergleichen, welche die besten Ökosysteme für zukünftige Generationen bieten.

Schweiz als Spitzenreiterin im «Opportunity Index»

Index 500

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Die besten Ausbildungschancen auf höchstem Niveau bieten gemäss Index die Schweiz, die USA und Singapur (vgl. Rangliste oben). «Die Investition in die Bildung eines Kindes ist allgemein eine der besten Möglichkeiten, um es auf den Erfolg im späteren Leben vorzubereiten, wobei mehrere Studien zeigen, dass Personen mit Hochschulabschluss rund 50 Prozent mehr verdienen als Personen mit Sekundarschulabschluss», sagt Tess Wilkinson, Direktorin von Henley & Partners Education.

Das Geschäft mit Staatszugehörigkeiten und Wohnsitzbewilligungen gilt in einigen Kreisen als umstritten – oft, weil es auf undifferenzierten Annahmen beruht. Das zeigt sich allein im Umstand, dass viele Leute annehmen, Reisepässe oder Niederlassungsbewilligungen liessen sich bei privaten Firmen kaufen. Das ist falsch.

Erfolg für die nächste Generation

Vielmehr sind es die Staaten selbst, die solche Programme mehr oder weniger aktiv anbieten. Die erwähnten Firmen, von denen tatsächlich nicht alle seriös sind, agieren dabei als Berater und Vermittler zwischen den Parteien. Die meisten Firmen arbeiten jedoch professionell, und die führenden Unternehmen sind im internationalen Verband des Investment Migration Council (IMC) mit Sitz in Genf organisiert. Der IMC legt Branchenstandards fest und gibt einen Ethik- und Berufskodex heraus, an den sich die Mitglieder halten müssen, um ein gewisses Mass an Qualität und Selbstregulierung zu gewährleisten.

Solche Dienste sind denn auch nötig, da der Erwerb einer zweiten Staatsbürgerschaft oder einer Wohnsitzzulassung überaus komplex ist, wie eine Analyse von finews.ch gezeigt hat. Bezogen auf den neuen Index zeigen Beispiele etwa, dass eine indonesische Familie, deren Gesamtchancenbewertung in ihrem Heimatland bei nur 25 Prozent liegt, die Erfolgswahrscheinlichkeit für die nächste Generation auf 82 Prozent erhöhen kann, indem sie über das US EB-5 Immigrant Investor Program Aufenthaltsrechte in den USA beantragt.

Attraktive Schweiz für indische Familien

In ähnlicher Weise würde eine indische Familie mit 32 Prozent ihren Vorteil auf 85 Prozent erhöhen, wenn sie über das Swiss Residence Program in die Schweiz zieht.

Für Nigerianer wiederum mit einem Chancen-Score von nur 14 Prozent würde eine Investition in das Singapore Global Investor Program, das Aufenthaltsrechte in dem Stadtstaat gewährt, ihre Lebenschancen um bemerkenswerte 65 Prozent bis 79 Prozent erhöhen. Andere Optionen für die Migration von Investitionen durch das Goldene Visum der Vereinigten Arabischen Emirate und das neue Active Investor Plus Visa Neuseelands würden der nächsten Generation Chancenvorteile von 63 Prozent respektive 59 Prozent bieten.

Es liegt auf der Hand, dass durch die diese Migrationsströme sich auch die Kapitalströme dahin bewegen, wo diese Menschen leben und dereinst arbeiten werden, wie dies der indisch-amerikanische Politikwissenschaftler und Strategieberater Parag Khanna in seinem Buch «Move» dargelegt hat. 

Zugang zur EU via Spanien

Ein weiteres Beispiel aus dem europäischen Raum liefert Spanien, wo eine wohlhabende philippinische Familie, die sich für das Spain Residence by Investment Program entscheidet, eine Mindestinvestition in Immobilien von 500'00 Euro tätigen muss, um nach nur zwei Jahren effektiven Aufenthalts in Spanien die Staatsbürgerschaft beantragen kann.

Das wiederum bietet die Möglichkeit, in der gesamten EU zu leben, zu arbeiten und zu studieren. «Diese Investition bietet neben dem Aufenthaltsrecht in Spanien auch noch eine Rendite auf das angelegte Kapital», unterstreicht Dominic Volek, Group Head of Private Clients bei Henley & Partners.