In der chinesischen Sonderverwaltungszone Macau sind nicht nur die Umsätze der Casinos gigantisch, sondern die Weinkarte im Grand Lisboa Casino ist es auch. Das Lokal führt ein Schweizer.

Von Dominik Buholzer, freier Autor

Rund 30 Quadratkilometer gross ist Macau und zählt gut 600‘000 Einwohner. Doch ansonsten ist in der ehemaligen portugiesischen Kolonie, die 1999 an China zurückging, nichts beschaulich. Die Stadt wird auch als «Las Vegas Asiens» bezeichnet, doch inzwischen hinkt dieser Vergleich.

Zwar zählt Macau weniger Casinos (41) als die amerikanische Stadt (104). Doch in Sachen Umsatz bewegt sich die chinesische Sonderverwaltungszone längst in eigenen Sphären. Umgerechnet 18 Milliarden (US-)Dollar betrugen die Einnahmen aus dem Glücksspiel im ersten Halbjahr 2019. In Las Vegas waren es gerade mal 5 Milliarden Dollar.

Die Weinkarte wiegt sieben Kilogramm

Seinen Reichtum verdankt Macau den mehr als 30 Millionen spielverrückten Chinesen, die jährlich in die Stadt am Perlfluss-Delta strömen. Macau profitiert dabei von seiner Sonderstellung. Es ist der einzige Ort in China, wo Glücksspiele das ganze Jahr über geduldet werden.

Jonas Schuermann 507

Macau hat sich aber nicht nur dem Glücksspiel verschrieben, sondern auch der Spitzenküche. Ganz voran das Grand Lisboa – ein Luxustempel, den der Schweizer Hotelier Jonas Schürmann (Bild oben) führt. Der Komplex vereint in seinen Restaurants insgesamt sieben Michelin-Sterne. Zweimal die höchste Auszeichnung von drei Sternen holten sich zuletzt das «The 8» und das «Robuchon au Dôme». Beim «The 8» ist alleine schon die Weinkarte ein Besuch wert: Sie wiegt sieben Kilogramm und umfasst 17‘000 Weine (Bild unten).

Branntwein mit Kultstatus

Darunter befindet sich auch eine kleine Anzahl an 80-jährigem Kweichow Moutai – einer wahren Rarität. Der Branntwein geniesst bei Chinesen Kultstatus und hat seinen Preis. Für eine Flasche des 80-Jährigen legt man umgerechnet 100‘000 Franken hin. Da gönnt sich schon mal der eine oder andere Gast im Spielerparadies. «Erst vor kurzem haben wir eine Flasche davon verkauft», sagt Schürmann.

Weinkarte 507

Trotz des immensen Flaschenguts dauert es in der Regel nicht länger als in jedem anderen Restaurant, bis der gewünschte edle Tropfen auf dem Tisch steht, versichert Schürmann: «Im schlimmsten Fall muss ein Gast 15 Minuten warten.»

Prestigeobjekt mit mehreren Hotels

Die Weinsammlung wuchs «organisch», wie Schürmann weiter erzählt. Heute erstreckt sie sich über 23 Räume, in einem davon befand sich mal die Wäscherei. Sie wurde kurzerhand umquartiert – für den Wein tun sie im Grand Lisboa fast alles. Möglicherweise wird man in naher Zukunft knapp die Hälfte aller Weine bestaunen können. Schürmann und sein Team hegen Pläne, in den kommenden Jahren eine Weingalerie mit einem Raum zum Degustieren zu bauen.

Doch zuerst muss sich Schürmann noch um ein anderes Projekt kümmern, dem Bau des Grand Lisboa Palace. Das Prestigeprojekt umfasst mehrere Hotels, unter anderem auch das erste Haus, das der verstorbenen Modezar Karl Lagerfeld gestaltet hat.

Kosten in Milliardenhöhe

Die Eröffnung ist mittlerweile auf 2020 angesetzt. Und natürlich verfügt auch das Grand Lisboa Palace über ein Casino. Zum Glück, ist man versucht zu sagen. Denn der Bau verschlingt nicht weniger als 5 Milliarden Dollar (TN).