In Rotterdam soll eine Brücke abgerissen werden, damit das Schiff von Amazon-Gründer Jeff Bezos freie Fahrt hat. Der kontroverse Vorgang wirft ein Schlaglicht auf einen boomenden Markt.

Was dem Mittelstand das Chalet in den Bergen, ist den Milliardären ihre Superjacht. Ausgerechnet im Coronajahr 2021 sind die Verkäufe von diesen extra-grossen Luxusyachten im Vergleich zum Vorjahr um 77 Prozent gestiegen, wie das deutsche «Manager Magazin» schreibt.

So wurden im vergangenen Jahr 887 dieser schwimmenden Paläste verkauft, die schnell mal Hunderte von Millionen Dollar kosten und deren Unterhalt jährlich weitere Millionen verschlingt, wie auch finews.ch schon beschrieben hat. Der Preis für eine Superjacht ist letztes Jahr mit der hohen Nachfrage auch gleich um etwa 5 bis 8 Prozent gestiegen, was wohl in der Welt der Milliardäre nicht wirklich zentral ist.

Helikopterlandeplätze, Pools, Jetskis

Oligarchen wie Roman Abramovitsch, die Scheichs aus Nahost, oder auch Tech-Gründer wie Jeff Bezos sind Liebhaber solcher Statussymbole und wetteifern in Bezug auf Grösse und Extravaganz.

So hat die Eclipse, die Yacht von Abramovitsch, zum Beispiel zwei Helikopterlandeplätze – man weiss ja nie, wieviele Gäste gerade im Anflug sind. Swimmingpools und Jetskis gehören sowieso zur Grundausstattung eines vernünftigen Bootes und das Geld spielt bekanntlich keine Rolle.

Da muss halt eine alte Brücke weichen

Dies zeigt sich auch eben in Holland, wo die Stadtverwaltung von Rotterdam eine historische Brücke entfernen will, damit die neue Yacht von Bezos ungehindert ins Meer gleiten kann. Die Kosten für den Ab- und anschliessenden Aufbau der De Hef-Brücke wollen sich Bezos und die Werft, Oceano, teilen, wie das Magazin «Business Insider» am Donnerstag berichtete.

Im Vergleich mit dem Preis der Jacht, 430 Millionen Euro, dürften die Kosten für den Umbau unter die Kategorie «Portokasse» fallen. Dass die freie Fahrt für Milliardäre nicht allen in den Kram passt, ist hingegen wenig verwunderlich. Prompt hat die Historische Gesellschaft Rotterdam ihren Unmut über den Abbruch der Brücke kundgetan.

Ein Markt ohne Lagerbestände

Wer sich nun denkt, der anstehende Anstieg der Zinsen und Unruhe an den Finanzmärkten führe zu einem Rückgang bei den Verkäufen im High-End, dürfte enttäuscht werden. Zwar haben die Niedrigzinsen den Markt der Luxusyachten befeuert, indem sie die Vermögen der Superreichen weiter in die Höhe schiessen liessen. Aber selbst wenn die Aktien von einigen Techaktien nun nach unten tendieren, bleibt für die Besitzer noch genug Bares, um sich auch in Zukunft etwas gönnen zu können.

Was im Markt der Superyachten dazukommt, sind die nichtexistierenden Lagerbestände. Darum bringt auch ein Nachlassen des Vermögensaufbaus bei den reichsten der Reichen nicht so schnell ein Rückgang in den Schiffswerften, wie das «Manager Magazin» weiter berichtete. Grundsätzlich dauert der Bau eines solches Schiffes mehrere Jahre, weshalb ein allfälligen Abflachen der Konjunktur erst mit grosser Verzögerung sich auf die Hersteller auswirken wird.