Hoteldirektor Markus Conzelmann versteht sich als Coach, aber die Tore schiesst nicht er. Als verrückteste Zeit bezeichnet er das Frühjahr 2021, als man in der Schweiz wegen Covid nur als Hotelgast auswärts essen durfte und sein Restaurant mit 100 Sitzplätzen an Wochenenden bis zu 300 Gäste hätte verpflegen sollen. Nun brechen neue Zeiten an – für ein perfektes Wochenende in Luzern.


Herr Conzelmann, warum sind Sie Hotelier geworden?

Als Kind waren wir oft in schönen Hotels. Ich war begeistert vom Concierge, der einfach alles wusste. Auch das Platzangebot in so einem Hotel beeindruckte mich. Als mein Berufsberater auf Schauspieler oder Hotelier setzte, kam ersteres für meine Mutter nicht in Frage. Also ging ich in die Hotelfachschule.

Wie sind Sie zu Ihrem heutigen Job gekommen?

Ich war als General Manager des Park Inn in Rümlang schon bei der Radisson Hotel Group. Da fragte mich mein Mentor Urs Hammer, was ich als nächstes machen möchte. Ich wusste, dass in Luzern ein neues Radisson Blu gebaut wurde. Der damalige CEO der Hotelgruppe, der Schweizer Kurt Ritter, akzeptierte meine Bewerbung.

Verraten Sie uns die Gründe, die Ihr Haus aussergewöhnlich machen?

Erstens die Lage direkt hinter dem Bahnhof, ruhig, aber mitten in der Stadt. Ein neues Quartier mit Aussicht auf die Skyline von Luzern. Aber auch Architektur und Interior, modern, aber zeitlos und elegant.

Was ist Ihr Geheimtipp in der näheren Umgebung?

Der Vierwaldstättersee, wunderbare Jogging- oder Wanderstrecken, die Tribschen-Bucht mit dem Richard-Wagner-Museum, vom Hotel aus auf einem Spaziergang dem See entlang erreichbar. Das KKL mit seinem grossartigen Kulturprogramm gleich um die Ecke. Der Strand nur vier Fussminuten entfernt. Von den Schiffsstegen beim Bahnhof kann man Rundfahrten unternehmen oder über den See zu den Talstationen des Pilatus, Bürgenstock oder der Rigi fahren. Man kann das Auto getrost in unserer Tiefgarage lassen.

Was bietet Ihr Hotel für ein «perfektes Wochenende» zu zweit?

See 555

Bucht man ein Zimmer zur Seeseite (Bild oben), hat man, dank der Glasscheibe vom Boden bis zur Decke, eine wunderbare Aussicht auf die Rigi, den See und die Skyline von Luzern. Das stimmt auf ein romantisches Wochenende ein. In unserem kleinen Spa/Fitness kann man nach dem Einkaufsbummel in der Altstadt oder einem Ausflug entspannen. Danach geht’s an die Luce Bar für den Apéro und dann ins Luce Restaurant, wo ein köstliches Mahl aus unserer Levante-Küche serviert wird.

Wie definieren Sie Gastfreundschaft?

Wir begrüssen die Gäste als Freunde, freuen uns auf sie und zeigen Ihnen das. Natürlich ist es einfacher, wenn auch der Gast uns freundlich entgegenkommt. Wenn nicht, bleiben wir trotzdem professionell und aufmerksam.

Wie haben sich Gästebedürfnisse verändert, seit Sie Hotelier geworden sind?

Die Ansprüche an unsere Gastfreundschaft sind dieselben geblieben, jene an die Einrichtung aber sind gewachsen: grössere Betten, mehr Steckdosen, umfassendes IT-Angebot. Das Buchungsverhalten hat sich stark geändert. Und ich muss auch sagen, dass das Verhalten der Gäste uns gegenüber seit der Coronazeit etwas rauer geworden ist.

Welche VIPs durften Sie als Hotelier schon begrüssen?

Belgium King 555

Der belgische König Philippe (Bild oben) besuchte uns, weil er das duale Bildungssystem der Schweiz kennenlernen wollte. Als er vor dem Hotel angebraust kam, stotterte ich und sprach ihn mit «Bonjour Monsieur» statt mit «Eure Majestät» an. Ich hätte im Boden versinken können. Doch er blieb bei mir, bis ich mich wieder gefangen hatte. Die Gespräche waren für ihn wie für mich eindrücklich. Er verabschiedete sich lachend mit einem «Au revoir Monsieur».

Was war das Verrückteste, was Sie in Ihrem Berufsalltag erlebt haben?

Das war klar die Zeit der Corona-Pandemie. Einerseits hatten wir zwei Monate geschlossen, dann wieder offen aber nur auf Halbmast. Ganz schlimm wurde es im Frühjahr 2021: Alle Restaurants in der Schweiz waren geschlossen, jedoch konnte man im Hotelrestaurant essen, wenn man ein Zimmer gebucht hatte. Das führte dazu, dass das Hotel unter der Woche leer, von Freitag bis Sonntag jedoch zu mehr als 90% ausgelastet war.

essen 555

Wir haben 189 Zimmer. Diese waren zum Teil dreifach belegt. Bei 100 Sitzplätzen im Restaurant Luce (Bild oben) hätten wir oft bis zu 300 Gäste bewirten sollen. Manche hatten gar keinen Tisch reserviert und waren dann erstaunt und sauer, wenn sie keinen Platz bekamen. Wir mussten uns Beleidigungen anhören und wurden in den Bewertungsportalen abgestraft. Oft war meine Hauptaufgabe an Wochenenden, die Mitarbeitenden vor Übergriffen der Gäste zu schützen.

Worauf achten Sie beim täglichen Gang durch Ihr Haus?

Am meisten achte ich auf die Grundstimmung bei den Mitarbeitenden wie bei den Gästen; diese fühle ich fast körperlich. Wenn etwas nicht stimmt, versuche ich es so schnell wie möglich zu beheben oder zumindest die Ursache herauszufinden. Ich achte auch auf Details: Ist das Frühstück gut präsentiert, hat es Kerben in der Wand, Flecken im Teppich? Und ich achte auf Sauberkeit und Ordnung.

Was ist Ihre persönliche Devise beim Führen eines Hotels?

Ich bin der Coach und für alles verantwortlich. Aber Tore schiesse ich nicht; ich versuche nur, jedem zu seinem Torschuss zu verhelfen. Es ist mir wichtig, dass jeder, der bei uns arbeitet, gerne da ist, gefördert wird und Erfolg hat.

Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeitenden?

Lobby 555

Ich mag Menschen, und es hat sich eingebürgert, dass viele meiner Mitarbeitenden an meiner Tür halten und wir kurz darüber sprechen, wie es ihnen und der Familie geht und was los ist. Wenn ich die Probleme und Bedürfnisse meiner Leute verstehe, kann ich meinerseits auch auf Verständnis für die geschäftliche Situation und die Arbeit zählen.

Und was motiviert Sie selber jeden Tag aufs Neue, Ihren Job auszuüben?

Ich mag Menschen und Kulturen, und wo sonst trifft man auf so viele Menschen und ihre Kulturen wie im Hotel? Zudem ist immer etwas los; langweilig wird es nie.

Was war der beste Ratschlag Ihrer Eltern?

Mach um Gotteswillen das, woran du Freude hast – egal was.


Markus Conzelmann ist seit 2006 General Manager des Radisson Blu Hotel in Luzern. Der Basler absolvierte die Hotelfachschule Luzern (SHL) und das Nachdiplomstudium KMU an der Universität St. Gallen. Bevor er vor knapp 20 Jahren zur Radisson Hotel Group stiess, war er unter anderem General Manager des Grand Hotel National in Luzern, der Golden Arch Hotels in Lully und Rümlang und des Hotels Kapplerhof in Tirol. Als Hobbys gibt Conzelmann unter anderem funktionales Training, Tennis, Skifahren, Wandern, Biken und Reisen an.