Luca Michienzi: «Ein Unternehmen mit meinen Geschwistern wäre ein Traum»
Im finews.privé geben interessante Persönlichkeiten aus der Finanzwirtschaft und darüber hinaus jeden Mittwoch Auskunft über ihre ganz persönlichen Vorlieben.
Was tun Sie morgens als Erstes?
Vor sechs Monaten habe ich meinen Hund Giotto adoptiert. Er ist ein ehemaliger Streuner aus Sizilien. Inzwischen liebe ich unsere morgendlichen Spaziergänge, selbst bei Regen. Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, dann jeweils mein Smartphone zu Hause zu lassen, damit ich ungestört nachdenken kann – dafür meistens begleitet von einer Tasse heissem Kaffee.
Was ist das Beste an Ihrem Beruf?
In erster Linie ist es mein Team. Wir haben die perfekte Mischung aus Spass und Professionalität gefunden, sodass jeder Arbeitstag Freude macht. Im weiteren Sinne geniesse ich es, zwischen einigen der sophistiziertesten Kunden der Welt und den talentierten Anlageexperten von Wellington zu sitzen. Die Tatsache, dass Wellington ein Boutique-Anlagemodell hat, das alle Anlageklassen abdeckt, einschliesslich alternativer Anlagen wie Hedgefonds, bedeutet, dass ich für jedes Marktsegment auf Top-Experten zurückgreifen kann.
Ein Moment, der Ihr Leben veränderte?
Da komme ich auf meine Adoption von Giotto zurück, die mein Leben definitiv positiv verändert hat. Dann war mein Einstieg in die Finanzbranche vielleicht nicht direkt lebensverändernd, aber sicher ein entscheidender Moment in meinem Leben. Ich habe meine Karriere mit einer Ausbildung bei Citi in der Schweiz begonnen, im August 2008. Das hat meine Sicht auf die Branche definitiv geprägt.
Welche Autos besitzen Sie? Welches ist Ihr Liebstes?
Ha – lustig, dass die Frage im Plural gestellt wird. Ich besitze einen unscheinbaren Seat Ibiza aus dem Jahr 2012, den ich kaum benutze. Viel mehr Zeit verbringe ich hingegen auf meiner Vespa LX125.
Welchen Rat würden Sie Ihrem 20-jährigen Selbst geben?
Glück ist einer der wichtigsten Faktoren für Erfolg. Man kann seinen «Glücksradius» vergrössern, indem man sein Netzwerk und sein Wissen ständig erweitert. Lies Bücher, bilde dich weiter, lerne viele Menschen kennen – der Rest ergibt sich dann von selbst.
Worauf sind Sie besonders stolz?
Ich bin stolz auf das, was meine Eltern erreicht haben. Sie waren Kinder süditalienischer Einwanderer, mit sehr wenig Mittel und geringer Unterstützung. Mit Sorgfalt und harter Arbeit gelang es ihnen, alle drei Kinder durch die Universität zu bringen. Heute arbeiten meine beiden Geschwister und ich alle im Finanzwesen und führen ein angenehmes Leben.
Was tun Sie, wenn Sie Zweifel haben?
Was die Arbeit angeht, habe ich grosses Glück, bei einem Unternehmen wie Wellington zu arbeiten, wo Seniorpartner und Investoren immer ein offenes Ohr haben und andere beraten. Ich konnte meine Zweifel immer mit erfahrenen Führungskräften teilen, die in ihrem Leben ähnliche Phasen durchlaufen haben.
Was ist Ihr Lieblingswein?
Ich sehe mich nicht als Weinkenner, aber ich mag toskanische Weine. Eine gute Wahl ist Il Pino di Biserno.
An welchen Projekten arbeiten Sie momentan?
Derzeit widme ich mich während der Arbeitswoche voll und ganz meiner Tätigkeit bei Wellington und nutze meine Freizeit, um mehr von der Welt zu sehen. Meine Aufgabe ist es, Wellingtons Präsenz im Bereich Wealth Management in der Schweiz auszubauen – das ist mein grosses Projekt und mein Schwerpunkt.
Was bewundern Sie an anderen Menschen?
Es ist faszinierend, Menschen jenseits ihrer Fassade kennenzulernen. Mich beeindrucken jene Menschen am meisten, die gelernt haben, auch unter Fremden ihr wahres Ich zu zeigen.
Was wäre die grösste Überraschung für jemanden, der Ihren Job einen Tag lang übernehmen müsste?
Meine Rolle als Business Development Manager bei Wellington erfordert viel Kreativität und Eigeninitiative. Es geht darum, ständig zu versuchen zu verstehen, was für die Kunden wichtig ist, und zu prüfen, ob wir ihnen etwas Werthaltiges anbieten können.
Welches ist Ihr persönlicher Antrieb?
Angesichts meiner Herkunft und meiner Erziehung möchte ich wissen, wie weit ich im Leben kommen kann. Meine Eltern bekamen uns Kinder in jungen Jahren und haben viel aufgegeben, um uns grosszuziehen. Aufgrund ihrer Entbehrungen fühle ich mich ihnen gegenüber verpflichtet, meine Grenzen auszuloten.
Wovor fürchten Sie sich?
Das ist eindeutig. Ich habe Höhenangst.
Ihre Lieblingsuhrenmarke?
Mir gefällt, dass eine Uhr einen Menschen überdauern und dessen Geschichte weitergeben kann. Meine Lieblingsuhrenmarke ist Zenith. Vor ein paar Jahren habe ich von meinem Grossvater eine Zenith Defy aus den 1970er Jahren geerbt. Sie war stark mitgenommen. Aber das mechanische Uhrwerk funktionierte noch, weshalb ich sie wieder komplett herstellen liess.
Gibt es einen unerfüllten Traum, den Sie noch verwirklichen möchten?
Ich hege die langfristige Idee, vielleicht eines Tages gemeinsam mit meinen Geschwistern ein Unternehmen zu gründen. Seit kurzem arbeitet mein Bruder Fabio in New York im Bereich Private Credit, während meine Schwester Ilena für Family Offices in der Schweiz tätig ist. Es besteht also Synergiepotential. Eine weitere Idee ist, eines Tages einer Tätigkeit nachzugehen, in der ich mich stärker für benachteiligte Menschen engagieren kann.
Ihr bestes Investment?
Auf jeden Fall meine Ausbildung. Abgesehen vom Erwerb von Wissen habe ich festgestellt, dass mir meine Abschlüsse und Zertifikate unschätzbare Kontakte zu gleichgesinnten Menschen verschafft haben, entweder direkt im Unterricht oder, wie im Falle von CFA und CAIA, als Türöffner.
Luca Michienzi ist Co-Leiter und Business Development Manager Wealth Management Schweiz bei Wellington Management. Zuvor absolvierte er Stationen in unterschiedlichen Rollen bei Citibank und UBS. Er verfügt über einen Bachelor-Abschluss der ZHAW und besitzt die CFA- und CAIA-Zertifizierung.














