Der Umbruch in der Bankbranche mache auch vor Analysten nicht halt, sagt Nannette Hechler-Fayd’herbe von der Credit Suisse. Im Gespräch mit finews.ch sagt sie weiter: «Analysten müssen vielseitiger werden».

«Die Kunden wollen heute Analysten als Gegenüber haben, die sowohl über Aktien als auch über Obligationen Bescheid wissen», sagt Nannette Hechler-Fayd'herbe (Bild). Sie leitet bei der Credit Suisse (CS) im Investment Strategy & Research den Bereich Investment Strategy. 

Analysten, die bisher nur Aktien oder Bonds abgedeckt hätten, müssten vermehrt lernen, über ihre Grenzen hinweg zu schauen, sagt die langjährige Bankerin im Gespräch mit finews.ch.

Selbstverständlich könne dieser Wandel auch Sorgen auslösen, insbesondere bei jenen Mitarbeitenden, die ihren Spezialisten-Status als Aktien- oder Bond-Analyst dadurch bedroht sähen. «Ich stelle in meinem Umfeld fest, dass Mitarbeiter, die sich damit schwer tun, nach Alternativen Ausschau halten», ergänzt die CS-Strategin.

Bond- und Aktienanalyse aus einer Hand

Die CS hat den veränderten Bedürfnissen bereits Rechnung getragen, indem sie ihr Aktien- und Bond-Research Ende vergangenen Jahres zusammengelegt hat. Seither wird jedes Unternehmen nicht mehr zweigleisig von je einem Bond- und einem Aktienexperten analysiert, sondern zumeist von einem einzigen Experten. «Damit sind wir in der Abdeckung der Anlageklassen deutlich flexibler geworden», unterstreicht die CS-Kaderfrau.

Diese Flexibilität sei aber auch auf Grund der Börsenzyklen sinnvoll, sagt Hechler-Fayd’herbe weiter. Standen die Märkte in den vergangenen Jahren vor allem unter dem Einfluss festverzinslicher Anlagen, so dürften in Zukunft wohl andere Finanzinstrumente diese Rolle übernehmen.

Seit Herbst gibt es eine einheitliche Hausmeinung

Gemäss dem im vergangenen Sommer neu definierten Anlageprozess erstellen die Analysten im Research sozusagen ein «Gesamtbild» der makro- und mikroökonomischen Verhältnisse. Dieses dient als Grundlage für den Investitionsprozess. Daraus leitet der Bereich Investment Strategy, dem Hechler-Fayd’herbe vorsteht, dann die eigentlichen Anlage-Vorschläge ab.

Die Anlage-Empfehlungen und -strategien für die Kunden im Private Banking wie auch im Asset Management beruhen auf einer klaren «Hausmeinung». «Die Kunden vernehmen so einhellige Stimme zu den Finanzmärkten», sagt Hechler-Fayd’herbe.

Diese Hausmeinung gibt es erst seit diesem Herbst. Sie ist das Resultat des vom neuen Chief Investment Officer (CIO) Michael Strobaek im Sommer definierten Anlageprozesses. Vorher konnte es vorkommen, dass die Kunden im Private Banking andere Empfehlungen erhielten als beispielsweise im Asset Management. «Mengenmässig erhalten unsere Kunden jetzt auch weniger Material», vom Inhalt sei dieses aber besser und stimmiger, ergänzt Hechler-Fayd'herbe.

Keine Einbahnstrasse

Im Bereich Investment Strategy beschäftigt die CS gut 50 Personen und im Research weitere 85. Die Bank hat auch in Polen und in Indien Abteilungen aufgebaut, die bestimmte Arbeitsprozesse wie quantitative Analysen kosteneffizient abwickeln. «Unsere Mitarbeiter, die wir dort beschäftigen,  sind ein integraler Bestandteil der Bank. Es findet keine Auslagerung statt».

Der Beruf des Finanzanalysten ist gemäss Hechler-Fayd’herbe im sich ändernden Umfeld keineswegs eine Einbahnstrasse, sondern bietet gute Karrierechancen. So stünden Entwicklungsmöglichkeiten als Spezialist wie auch in anderen Bereich offen, etwa im Portfolio-Management oder in kundenbezogenen Funktionen.


Nannette Hechler-Fayd’herbe leitet seit diesem Jahr den Bereich Investment Strategy im Private Banking & Asset Management der Credit Suisse. Sie stiess 1999 als Leiterin Schweizer Fixed Income & Credit Research zur damaligen Credit Suisse First Boston (CSFB). Seit 2006 arbeitet sie im Private Banking, zunächst im Global Fixed Income Research, danach für die globale Finanzmarktanalyse.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.56%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.53%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.25%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.11%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.55%
pixel