Mehrere Kantonalbanken wie jene in Appenzell Innerrhoden sind im Verhältnis zur Wirtschaftskraft ihrer Standortkantone enorm gross. Das birgt Risiken.

Bankenexperten wie Hans Geiger warnen vor Risiken für den Steuerzahler. Seit der Bund 2008 die UBS mit sechs Milliarden Franken vor dem Untergang retten musste, ist die Grösse der Banken eine der drängendsten Sorgen der Politik.

Vor rund einem Monat erhielt die Zürcher Kantonalbank (ZKB) den offiziellen Stempel als Bank, die «too big to fail» ist. Solche Finanzhäuser sind derart bedeutend, dass sie im Falle eines Konkurses weite Teile der Schweizer Wirtschaft mit in den Untergang reissen würden.

Rettung der Kantonalbanken?

Kaum beachtet in der Debatte blieb bisher die kantonale Ebene: Wie gross sind die Kantonalbanken, die wegen der Staatshaftung im Falle einer Krise ebenfalls vom Staat – in diesem Fall dem Eignerkanton – gerettet werden müssten?

Der Zürcher Bankenprofessor Urs Birchler ist der Frage nachgegangen und hat eine Berechnung erstellt, wie die «Ostschweiz am Sonntag» berichtet. Die Resultate sind überraschend: Nicht etwa die ZKB ist eine vergleichsweise grosse Bank, sondern insbesondere die Appenzeller (APPKB) sowie die Obwaldner Kantonalbank (OKB) führen Bilanzen, die im Verhältnis zur Wirtschaftskraft ihrer Standortkantone besonders hoch sind.

Vorsicht vor Grossverlust

So wies die APPKB im Jahr 2011 eine Bilanzsumme aus, die mit 2,3 Milliarden Franken rund dreimal so gross ist wie die kantonale Wirtschaftskraft, die im selben Jahr insgesamt 798 Millionen betrug. Konkret bedeutet dies: Im Falle eines Totalverlustes müssten die Innerrhoder drei Jahre lang arbeiten, um diesen decken zu können.

Im Kanton Obwalden betrug der Faktor rund 1,7 (Bilanzsumme rund 3,5 Milliarden). Zum Vergleich: Die UBS als grösste Schweizer Bank war im Jahr 2011 rund 2,4 mal so gross wie das Bruttoinlandprodukt. Besorgt stellt Birchler in bezug auf die Kantonalbanken fest: «In der Spitzengruppe befinden sich die Institute zum Teil in kleinen Kantonen, die an einem Grossverlust ihrer Kantonalbank arg zu beissen hätten.»

Klumpenrisiko für den Kanton

Aus dem Vergleich mit der UBS zu schliessen, dass Innerrhoden die APPKB sowie Obwalden die OKB für «too big to fail» erklären müssten, wäre zwar falsch. Von systemrelevanten Banken sprechen Ökonomen nur dann, wenn ein Institut für das ganze Land zu einer Gefahr werden könnte, wie der emeritierte Bankenprofessor Hans Geiger erklärt.

Dennoch teilt er die Besorgnis seines Kollegen Birchler und betont: «Diese Kantonalbanken sind ein Klumpenrisiko für den Kanton.» Würde eine dieser Banken grosse Verluste erleiden, «könnte der Eignerkanton diese kaum verkraften». Im Fall der APPKB meint Geiger: «Das Risiko ist für diesen Kanton und seine Steuerzahler überdimensioniert.»

Überblickbare Strukturen

Auf gar keinen Fall, sagen dazu hingegen das Innerrhoder und das Obwaldner Finanzhaus respektive ihre Eignerkantone: «Die Tatsache, dass die APPKB eine Bilanzsumme von heute 2,5 Milliarden Franken aufweist, ist für Innerrhoden kein Problem», erklärt der Innerrhoder Landammann Daniel Fässler, der zudem Mitglied des Bankrats ist.

Ähnlich äussert sich Ueli Manser, der Direktor des Instituts mit 92 Mitarbeitern: «Wir bauen auf ein konservatives Geschäftsmodell und setzen auf überblickbare Strukturen.» Bei den Kundenausleihungen handle es sich mehrheitlich um Finanzierungen von Eigenheimen und Wohnbauten. Gehe ein Schuldner in den Konkurs, seien die Ausleihungen daher mit Sicherheiten hinterlegt.

Gegenwert in Form von Land und Bauten

Gleich argumentiert Edith Heller, die Sprecherin der Obwaldner Kantonalbank: «Bei Zusammenbrüchen käme die OKW in über 95 Prozent der Ausleihungen zu einem Gegenwert in Form von Land und Bauten.»

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