Die UBS befindet sich in einem Dilemma: Die Investoren hat sie von Abbau im Fixed-Income-Geschäft überzeugt. Doch manche Kunden muss sie nun gerade vom Gegenteil überzeugen. Kein einfaches Unterfangen.

Viel Applaus haben die UBS und ihr Top-Management für die radikale Schrumpfkur der Investmentbank erhalten. Die Bank, die sich mit den grössten Wall-Street-Häuser einen desaströsen Wettstreit um das Eingehen immer höherer Risiken geliefert hatte, wird heute wieder als kundenorientierte Vermögensverwalterin wahrgenommen.

CEO Sergio Ermotti verweist dabei immer wieder gerne auf die massiv gesunkenen Risikoaufschläge der Credit Default Swaps (CDS) hin, um einen Beleg für das risikoarme Geschäftsmodell zu liefern. Dennoch war das UBS-Management im Rahmen des «Project Accelerate», wie der im Herbst 2012 beschlossene Ausstieg aus den kapitalintensiven und risikanten Bereichen des Handelsgeschäfts intern hiess, gleichwohl bestrebt, den Kunden zu versichern, dass ihre Bedürfnisse nach wie vor erfüllt werden könnten.

Geschrumpft, aber nicht so stark

Inzwischen hat die UBS die risikogewichteten Aktiven in der Investmentbank um rund 100 Milliarden Franken gesenkt. Die Investmentbank präsentiere sich nur noch als «Schatten ihrer einstigen Grösse», stellte das amerikanische «Wall Street Journal» (Artikel bezahlpflichtig) kürzlich fest.

Zurzeit ist in London allerdings ein bemerkenswerter Gerichtsprozess im Gange. Dabei ist die UBS in der heiklen Situation, den Richtern plausibel zu erklären, dass trotz des Erfolgs von «Project Accelerate» ihre Investmentbank und namentlich das Fixed-Income-Geschäft doch nicht so stark geschrumpft sind.

Zu klein, um dienstleistungsfähig zu sein

Denn Kläger gegen die UBS ist die Firma Decura, ein Hedge Fund und Kooperationspartner der UBS. Wie finews.ch bereits vergangenes Jahr berichtet hatte, wirft Decura der Bank vor, sie sei mit ihrer Investmentbank nicht mehr in der Lage, jene Dienstleistungen zu erbringen, welche vor dem Start von «Project Accelerate» vertraglich vereinbart wurden.

Laut Decura ist die UBS also nicht mehr jene UBS, mit der man Geschäfte vereinbart hat. Konkret: Die UBS sei nicht mehr fähig, das Angebot von Decura-Hedge-Fund-Produkten zu vermarkten, wie dies zu Beginn 2012 vereinbart worden sei. Darum sei der Vertrag ungültig, argumentiert Decura und fordert 167 Millionen Dollar von der Schweizer Grossbank.

Die reden es gross, die anderen klein

Am Prozess in London kam es laut «Wall Street Journal» zu teilweise grotesken Situationen, die den Spagat der UBS mit ihrer Investmentbank illustrierten. Zeugen der Anklage hoben das Ausmass und den Erfolg von «Project Accelerate» hervor, während die UBS-Manager im Zeugenstand waren, um die Restrukturierung kleinzureden.

Decura-Anwälte konfrontierten Christopher Murphy, der das noch verbliebene Fixed-Income-Geschäft der UBS leitet, mit Aussagen des UBS-Managements, dass im Zuge der Restrukturierung mehr als 380 Desks und annähernd 6'800 Handelsbücher geschlossen würden. Murphy entgegnete darauf, dass diese Zahlen zwar tatsächlich im Umlauf waren, aber nicht der Realität entsprächen. Denn sie seien von McKinsey-Beratern zusammengestellt worden.

Zweifel geschürt

Prozessbeobachter und auch Analysten sind nun teilweise verwirrt, wie das «Wall Street Journal» feststellt. Wie gross war denn nun «Process Accelerate» wirklich, und wie ist die UBS nun tatsächlich im Fixed-Income-Geschäft noch positioniert – lauten die elementaren Fragen.

Aussagen von Investmentbank-Chef Andrea Orcel, er wolle die Erträge aus dem Fixed-Income-Geschäft steigern, um die Abhängigkeit der Bank vom Aktiengeschäft zu verringern tragen zusätzlich dazu bei, Zweifel an den wahren Ambitionen der Bank zu schüren.

Die UBS teilte dem «Wall Street Journal» mit, sie halte an allen gemachten Statements zu «Project Accelerate» fest, und die simple Tatsache sei, dass die Bank ihre Ziele immer erreicht habe.

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