Der Mega-Deal zwischen dem Schweizer Zementriesen und der französischen Konkurrentin Lafarge ist überraschend auf Eis gelegt. Für die Schweizer Grossbanken dürfte das Balsam auf eine tiefe Wunde sein.

Die grösste Fusion in der Geschichte der globalen Baustoff-Branche ist plötzlich mehr als unsicher geworden: Wie der Schweizer SMI-Konzern Holcim am Montag mitteilte, werden die im April 2014 aufgenommenen Verhandlungen über einen Zusammenschluss mit der französischen Konkurrentin Lafarge per sofort gestoppt. Holcim fordert nun Neuverhandlungen.

Der Deal, aus dem mit einem Umsatz von geschätzten 40 Milliarden Dollar die mit Abstand grösste Baustofflieferantin der Welt hervorgegangen wäre, steht damit auf der Kippe.

Drohender Scherbenhaufen

Dem Entschluss des Holcim-Verwaltungsrats gingen Proteste der Eigner der Schweizer Zemetfirma voraus, wie unter anderem die Agentur «Reuters» berichtete. Die Aktionäre drohten, dem Deal ihre Gefolgschaft zu verweigern. Nun sehen sich die Treiber der Fusion mit der Möglichkeit eines Scherbenhaufens konfrontiert – und nicht nur sie.

Auch für die bei den Verhandlungen zum Zusammenschluss federführenden Investmentbanken wäre das Platzen des Mega-Deals eine Peinlichkeit sondergleichen: Aufseiten von Holcim hatte die mächtige Goldman Sachs das Zepter in der Hand, während die französisch-britische Rothschild Gruppe, BNP Paribas, Morgan Stanley sowie das marokkanische Investmentbanker-Brüderpaar Michael und Yoel Zaoui aufseiten von Lafarge agierten.

Leere Lorbeeren

Laut Schätzungen der Agentur «Bloomberg» hatten die Investmentbanker dabei bereits mehr als 100 Millionen Dollar an Beratungsgebühren verrechnet.

Diesen Ausgaben drohen nun ohne Resultat zu bleiben – und die Lorbeeren, welche die Banken für den Zuschlag beim Deal bereits im Voraus kassierten, wären dann nichts mehr wert.

Ins Fäustchen lachen könnten sich hingegen einige Investmentbanker bei der Schweizer Credit Suisse (CS) und der UBS. Dass sie bei der Fusion eines Schweizer Bluechip-Unternehmens aussen vor blieben, wurde ihnen letzten Frühling als Schlappe sondergleichen ausgelegt.

Dies umso mehr, als sie bei der fast zeitgleich angekündigten Transaktion zwischen dem Basler Pharma-Riesen Novartis und der amerikanischen GlaxoSmithKline (GSK) ebenfalls nicht in die Kränze kamen.

Kalte Dusche

Das sei eine «kalte Dusche» für die Schweizer Grossbanken, urteilte damals die Schweizer «Finanz und Wirtschaft».

Die Investmentbanken von UBS und CS schwiegen nach Aussen hin eisern über den (verpassten) Deal. Dennoch dürfte die Frustration intern hoch gewesen sein. Die Gefühle, die sich bei übergangenen Investmentbankern angesichts des Mega-Deals einstellten, schilderte J.P. Morgan-Schweiz-CEO Nick Bossart gegenüber der «Handelszeitung» so: «Man will immer gewinnen. Aber das kann niemand.»

Denkbar deshalb, dass deshalb nun bei all den Investmentbankern, die bei der Zement-Hochzeit nicht zum Zug kamen, ein ganz anderes Gefühl vorherrscht: Schadenfreude.

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