Unter Hanspeter Rhyner mauserte sich die Glarner Kantonalbank zur Innovations-Treiberin. Nun erklärt er, warum jene Strategie aus der Not geboren wurde, und ob Kundenberater bald aussterben.

Die Glarner Kantonalbank (GLKB) operiert in einem denkbar kleinen Heimmarkt. Entsprechend gross ist der Drang des Instituts, das Revier auszudehnen. Nachdem eine erste Expansion im Jahr 2008 mit einem Millionenverlust endete, besann sich das Staatsinstitut auf ein neues Feld: Das Internet. Unter Führung von Chef Hanspeter Rhyner (Bild) lancierte die Bank seit dem Sommer 2014 in schneller Folge innovative Online-Versionen auf klassische Bankprodukte wie Hypotheken, Fonds und Sparkonti.

Das veranlasste finews.ch dazu, die GLKB als «digitalste Bank der Schweiz» zu bezeichnen – ein Titel übrigens, mit dem sich die Bank inzwischen selber gerne schmückt. Gegenüber dem Magazin «Insight» der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) erklärte nun GLKB-Chef Rhyner, wie er mit «seiner» Bank die Digitalisierung anpackte.

Dringender Handlungsbedarf

Am Anfang stand indes ein Problem, wie Rhyner gegenüber «Insight» ausführte. 2011 habe die GLKB analysiert, dass das Hauptgeschäft mit den Zinsen in Schwierigkeiten gerate. «Die Margen und die Erträge werden sinken, zeigte unsere Analyse», so Rhyner, «es bestand dringender Handlungsbedarf». So sei die Idee entstanden, Hypotheken im Internet anzubieten.

Die Vorteile lagen auf der Hand. Als «First Mover» konnten die Glarner ihr Einzugsgebiet ohne Investitionen in ein Filial-Vertriebsnetz auf die gesamte Deutschschweiz ausweiten. Und das mit einigem Erfolg, versichert Rhyner: «Wir bewegen uns bedeutend über dem Best-Case-Szenario.»

Kundenberater werden noch gebraucht

Mit der Digitalisierung liesse sich der Umgang mit den Bankkunden revolutionieren, gibt sich Rhyner deshalb überzeugt. Und dies, ohne die Kundenberater arbeitslos zu machen. «Er kann sich durch seine Persönlichkeit und durch seine Empathie klar vom Internet-Kanal abheben.» Den Kundenberater werde es deshalb immer geben, so Rhyner.

Trotz aller Chancen drohten mit der Digitalisierung auch Risiken, weiss der GLKB-Chef. Gefahren ortet er vor allem bei der Datensicherheit. Die müsse bei einer Bank um jeden Zweifel erhaben sein. «Ansonsten werden die Kunden den elektronischen Kanal meiden», sagt der Banker.

Durchblick geht verloren

Dennoch sieht Rhyner die digitale Zukunft des Swiss Banking insgesamt positiv. Durch die Digitalisierung und Industrialisierung der Branche würden die Dienstleistungen künftig günstiger angeboten, glaubt der GLKB-Chef. Das sei für die Kunden eine gute Nachricht – auch wenn sich die Angebote künftig schwerer vergleichen liessen.

Reine Online-Dienste wie Crowdfunding, Peer-to-Peer-Finance oder Personal Finance Management werden zudem ihren festen Platz im Dienstleistungsangebot der Schweizer Banken finden, ist Rhyner überzeugt. Daneben hätten aber auch die althergebrachten Strukturen Platz. «Das klassische Bankgeschäft mit persönlicher Beratung wird es auch in fünf Jahren noch geben.»

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