«Mehr Expertise vor Ort» – unter diesem Motto will Schweiz-Chef Hans-Ulrich Meister die Credit-Suisse-Filialen mit mehr Kompetenz aufrüsten.

Seit der frühere UBS-Banker Hans-Ulrich Meister vor 14 Monaten die Führung des Schweiz-Geschäfts bei der Erzrivalin Credit Suisse übernommen hat, bläst ein anderer Wind. Bereits verschiedentlich hat Meister unterstrichen, dass er mit der Credit Suisse im Heimmarkt wieder stärker präsent sein wolle.

Gestern Montag räumte er an einer Orientierung denn auch ein, dass die Credit Suisse in der Vergangenheit den Schweizer Markt vernachlässigt habe. Vielen Kunden sei gar nicht bewusst, welchen Stellenwert die CS hierzulande habe, und zwar nicht nur im Retail-Banking, sondern auch im Investmentbanking und im Asset Management.

Indirekte Kritik am Vorgänger

Dieses Eingeständnis kann auch als Kritik am früheren Schweiz-Chef der CS, Ulrich Körner, interpretiert werden. Er sitzt nun bei der UBS als COO in der Chefetage, während Meister letztes Jahr den Move in die Gegenrichtung vollzog.

Näher zum Kunden, das will Hans-Ulrich Meister. Darum hat er bereits im letzten August die Segmentierung im Privatkundengeschäft in der Schweiz reorganisiert. Im Prinzip macht er damit in etwa rückgängig, was sein Vorgänger angedacht hatte. Nämlich weniger Zentralisierung, dafür mehr direkten Kundenkontakt und Kompetenz draussen an der Front.

CS_Filiale

Affluent-Kunden im Visier

Vor diesem Hintergrund gab Meister nun bekannt, dass rund 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der CS in der Schweiz ins Filialnetz verschoben werden sollen. Will heissen, dass sie nach einer gewissen Ausbildungs- und Einarbeitungszeit künftig in einer Filiale arbeiten und dort insbesondere die so genannte Affluent-Klientel verstärkt und bedürfnisgerecht bedienen werden. Dabei handelt es sich um Kunden mit Vermögenswerten zwischen 50‘000 Franken und einer Million Franken.

Übung Ende 2010 abgeschlossen

Die CS verfügt in der Schweiz derzeit über 220 Filialen. Meister hat sich zum Ziel gesetzt, das dieser Verlagerungsprozess, der zudem mit dem Umbau und Ausbau zahlreicher Filialen einher geht, bis spätestens Ende 2010 abgeschlossen ist.

Er räumte denn auch ein, dass dieses Kundensegment in der Vergangenheit zu wenig optimal bedient wurde, nämlich zu zentralisiert und zu wenig bedürfnisgerecht. «Niemand steigt ins Auto und fährt 30 Kilometer weit, um einen Kundenberater zu treffen», sagte Hans-Ulrich Meister gegenüber finews.ch.

Anspruch auf zusätzliche Marktanteile

Die Affluent-Klientel ist insofern auch interessant, weil sich darunter doch einige Leute finden, die über die Jahre zu eigentlichen Private-Banking-Kunden avancieren, also bald einmal mehr als eine Million Franken besitzen.

Mit dieser Reorganisation reagiert die CS eindeutig auf die generelle Verlagerung von Kundengeldern, wie man sie in der jüngsten Vergangenheit beobachten konnte, als erhebliche Vermögen zu den Kantonalbanken, zur Postfinance und zu den Raiffeisenbanken flossen.

Was läuft bei der UBS?

Aus ihrer Position der Stärke hat die Credit Suisse nun allen Grund, hier einige zusätzliche Marktanteile für sich zu beanspruchen. Solcherlei Ambitionen hört man aus dem Hause der UBS dagegen kaum. Dort wird immer noch darüber gemutmasst, wie lange es der Schweiz-Chef Franco Morra noch machen wird, oder ob er durch einen CS-Mann abgelöst wird.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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