Im Duell um die bessere digitale Brieftasche hat die Postfinance-Lösung Twint neuerdings die Nase vorn. Doch die Paymit-App von UBS, Zürcher Kantonalbank und SIX könnte am Ende doch das Rennen machen.

Die im vergangenen April lancierte Geldtransfer-App Paymit holte sich 2015 goldene Loorberen. Die von der Schweizer Börsenbetreiberin SIX, der Zürcher Kantonalbank (ZKB) und der UBS lancierte App erhielt an den Best of Swiss Apps Awards gar eine Prämierung.

Mittlerweile ist diese mobile Bezahl-Lösung noch weiter angewachsen. Neben zahlreichen Staatsinstituten, darunter die St.Galler, Luzerner und Waadtländer Kantonalbank, wählte auch die Raiffeisen das Paymit-Universum. Die grosse abwesende ist die Credit Suisse, welche sich bislang weder für Paymit noch für die Konkurrenz-App Twint oder eine Eigenproduktion entscheiden konnte.

Paymit droht Gefahr

Mit Paymit sind bis dato allerdings nur Zahlungen von Person zu Person möglich – so genannte P-2-P-Transfers – Warenkäufe hingegen nicht. Bei Twint ist hingegen beides bereits möglich. Die Paymit-Entwicklerin SIX liess verlauten, dass dies jedoch spätestens bis zum Weihnachtsverkauf 2016 möglich sein wird.

Doch der zeitliche Rückstand von Paymit auf Twint könnte Ersterer zum Verhängnis werden. Denn Twint, eine von der Postfinance entwickelte App, legt mittlerweile ein forsches Tempo vor.

Diverse Detailhändler an Bord

So gab der grosse Online-Elektronikhändler Brack.ch am Dienstag bekannt, dass seine Kunden ab sofort die neue Bezahl-App nutzen könnten. Einen weiteren Sieg über Paymit konnte Twint auch vergangene Woche einheimsen, als der Detailhandels-Riese Migros bekanntgab, Twint als Zahlungsoption in die Migros-App zu intergrieren, wie auch finews.ch berichtete.

Am Postschalter und an Coop-Kassen lassen sich ebenfalls schon seit einigen Monaten Waren und Dienstleistungen digital bezahlen.

Für Konsumenten stellt sich zwangsläufig die Frage, weshalb er überhaupt noch die Paymit-App nutzen soll, da er mit Twint sowohl Waren kaufen und Geldtransfers erledigen kann.

Keine grossen Unterschiede

Vorläufig halten sich jedoch die Vorteile der beiden Anbieter in etwa die Waage. Um die Bezahl-Apps zu nutzen, braucht es weder bei Paymit noch bei Twint ein Konto bei einer spezifischen Bank. Eine Ausnahme bildet die ZKB, welche die Nutzung von Paymit an einen E-Banking-Vertrag bindet.

Ansonsten braucht es bei Paymit lediglich eine Kreditkarte oder ein Bankkonto bei der UBS oder der ZKB, die hinterlegt werden müssen. Bei Twint müssen Kunden zuerst Guthaben auf die App laden. Dies ist direkt möglich von Konten der Partnerbanken oder an Postomaten sowie an allen Coop-Filialen.

Ein Ass im Ärmel

Allerdings hat Paymit ein Ass im Ärmel, was der App am Ende doch noch zum Sieg über den Konkurrenz verhelfen könnte. Der Vorteil gegenüber Twint: Alle Händler, die bereits ein Six-Terminal besitzen, benötigen für Paymit kein zusätzliches Gerät. Die Paymit-Technologie soll mit Hilfe eines QR-Codes funktionieren, der an den Kassen nur gescannt werden muss.

Twint hingegen berruht in der heutigen Implementierung auf Bluetooth, was am Point of Sale, also am Verkaufspunkt, die Installation eines zusätzlichen Lesegeräts erfordert – dies bedeutet zusätzliche Kosten für die Händler.

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