An der Idee einer Schweizer Superbank findet die vielgerühmte deutsche Fintech-Bank Solaris kaum Gefallen. Lieber trägt sie ihr «Lego-Banking» nach Asien, wie Chef Roland Folz gegenüber finews.ch erklärt.

Solaris wurde ins Leben gerufen, weil eine Truppe von Fintech-Aficionados unzufrieden mit ihrer Bank war: So geht der Gründungsmythos der Solaris Bank, die Anfang 2016 in Berlin ihre Arbeit aufnahm.

Seither hat das Geldhaus, das eigentlich gar keines sein will, einen kometenhaften Aufstieg erlebt. Als «Technologiefirma mit Banklizenz» setzte Solaris als eines der ersten Finanzunternehmen die Idee der offenen Bank in die Tat um. Dritte – inbesondere aus dem Fintech-Bereich – können sich beim Institut holen, was ihnen zur Umsetzung ihres digitalen Geschäftsmodells fehlt.

Leuchtendes Bespiel

«Es ist kein Mythos, dass die Solaris Bank gegründet wurde, weil es damals etwas Ähnliches in der Welt der Banken gar nicht gab», sagt Solaris-Chef Roland Folz im Gespräch mit finews.ch. Gemäss Folz, der unter anderem bei der Deutschen Bank Karriere machte, funktioniert Solaris wie ein Supermarkt. Jeder Akteur kauft den Baustein ein, den er gerade braucht.

«Legobanking» wurde das auch schon genannt, und macht inzwischen in der Schweizer Fintechszene von sich reden: Kaum eine Fintech-Zusammenkunft, wo Solaris nicht als leuchtendes Beispiel erwähnt wird.

Nicht zuletzt, weil viele Schweizer Startups gerne hinmöchten, wo Solaris angekommmen ist. Im vergangenen März konnte das Unternehmen in einer Finanzierungsrunde 26,3 Millionen Euro frisches Kapital aufnehmen. Zu den Geldgebern gehören das deutsche Medienkonzern Bertelsmann und das japanische Finanzkonglomerat SBI.

Ringier-Firma als Kundin

Mit 30 Mitarbeitenden gestartet, zählt Solaris heute knapp 100 Angestellte und 30 Firmenpartner, darunter den Online-Marktplatz Autoscout 24, der dem Schweizer Medienhaus Ringier gehört. Zu den Angeboten gehören neben der voll digitalisierten Banking-Plattform auch Kredit- und Einlagenprodukte sowie Dienstleistungen im Kartenbereich.

Bereits schaut man in Berlin Mitte über Europa hinaus. Solaris hilft Handelsunternehmen aus Asien beim Anschluss an den Zahlungsverkehr und bei der Rechnungsstellung in Europa. «Die Expansion nach Asien ist der logische Schritt», erklärt CEO Folz.

Auf nach Asien 2018

Solaris hofft, mit dem japanischen Partner SBI die Region in einem Joint-Venture anzugehen – SBI ist in vielen asiatischen Märkten mit Filialen vertreten.«Derzeit läuft die Evaluation, 2018 soll dann der Markteintritt erfolgen», sagt Folz.

Es sei gut denkbar, dass Solaris in Asien eine eigene Plattform aufbaue, so der Chef weiter: «Über diese liessen sich die Dienste, die wir derzeit für asiatische Händler erbringen, Richtung Europa spiegeln.»

Stehenbleiben, das liegt für die Berliner nicht drin. «Nur wer schnell und grenzüberschreitend wächst, wird in diesem Geschäft das Rennen machen», sagt Folz. «Als Firstmover haben wir aber einen Vorsprung, der nicht mehr so leicht einzuholen ist.»

Anfragen aus der Schweiz

Ein Vorstoss in die Schweiz: Das sei hingegen nicht geplant, räumt der Solaris-Chef ein. Obwohl es, wie er sagt, schon Anfragen gab.

Wenig gefallen finden Folz denn auch an dem Gedanken einer schweizweiten Bankenplattform mizubauen, der derzeit viel diskutierten «Superbank». «An der Bereitstellung einer Abwicklungsbank, welche die ganzen rückwärtigen Dienste für die Branche übernimmt, sind wir nicht interessiert», erklärt der Solaris-Mann. Denn dabei gehe es im Wesentlichen darum, bestehendes Geschäft günstiger zu gestalten. «Das entspricht nicht unserer Vorstellung von Innovation in der Bankingindustrie.»

Folz glaubt, dass die Solaris Bank durchaus wählerisch sein darf. «Wir haben derzeit das Luxusproblem, aus zahlreichen Expansionsideen auswählen zu können.»

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