Heute fällt der Entscheid, wer die einflussreiche Regionaldirektion Zürich bei der UBS übernimmt, wie Recherchen von finews.ch ergaben. Dabei kann die Grossbank ein Zeichen für die Zukunft setzen.

Der Abgang kam – wenigsten gegen aussen hin – überraschend. Nach acht Jahren als UBS-Regionaldirektor und Leiter im Wealth Management des sehr wichtigen Marktgebiets Zürich brach Thomas Ulrich im vergangenen Juni zu neuen Ufern auf.

Wie auch finews.ch berichtete, übernimmt Ulrich im Oktober die Leitung des Bereichs Governmental Affairs, wo er die Interessen der Grossbank gegenüber der Politik vertritt. Der Wechsel hinterliess bei der Grossbank eine Lücke, die sorgfältig geschlossen sein will.

Illustre Millionäre

Denn der Zürcher Standort gilt vielen aufstrebenden Bankern als Aufzug nach oben: In der Limmatstadt tummeln sich die grossen Firmenkunden und illustre Millionäre der Goldküste – das Hauptquartier des Bankkonzerns liegt sozusagen in Gehdistanz.

Nun soll es soweit sein. Wie Recherchen von finews.ch ergaben, wird am (heutigen) Donnerstag die Nachfolge von Ulrich bekanntgegeben. Für die UBS Schweiz bietet sich dabei eine einzigartige Gelegenheit, einen mutigen Entscheid zu fällen und gleichzeitig eine Pflock für die Zukunft einzuschlagen.

Zeichen für die Frauenförderung

Dies nämlich, wenn die Bank erstmals eine Frau auf den begehrten Zürcher Posten befördert. Das stünde in Einklang mit der «Diversity»-Direktive, die UBS-Präsident Axel Weber letzten Mai höchstpersönlich erlassen hat. Demnach plant die UBS, in den oberen Führungsetagen ein Drittel mit Frauen zu besetzen.

Wie im Umfeld der UBS zu hören ist, spielt das Diversity-Thema tatsächlich bei jeder Beförderung hinein. Wem es «an Argumenten unterhalb der Achseln» fehle, der komme bei der Grossbank gar nicht mehr hoch, geht der böse Scherz um. Deshalb: Wenn die Bank nicht nur Wasser predigen will, muss sie an einer besonders begehrten Charge zeigen, wie Ernst es ihr mit der Frauenförderung ist.

Bestens vernetzt

HuberSchuetz 500Das Marktgebiet Zürich wäre das ideale Exempel: Und es gäbe eine ideale Besetzung dafür: Sandra Huber-Schütz (Bild links), am Standort bestens vernetzt und erst noch im Rang eines Managing Director. Sie stiess von der Bank Leu zur UBS, als das Institut mit anderen Credit-Suisse-Privatbanken-Töchtern zur Clariden Leu fusioniert wurde. Seither hatte sie zeitweilig die Leitung in Luzern und Zug inne und verantwortete den Bereich Personal Affairs, also die Verwaltung der Vemögen von UBS-Mitarbeitenden.

Am Zürcher Standort arbeitete sie mit dem vormaligen UBS-Schweiz-Chef Lukas Gähwiler zusammen – und hatte damit Anteil am Turnaround der einstmals gebeutelten Grossbank in der Schweiz.

«Anderer» Führungsstil

Insider bescheiden ihr Erfahrung sowohl in der Region wie im Wealth Management, Sachkenntnis und einen Führungsstil, der sichtbar «anders» sei als jener der männlichen UBS-Chefs. Die Bank wollte sich auf Anfrage nicht zu möglichen Ernennungen äussern.

Und trotzdem, als Kronfavorit für die vakante Regionenleitung gilt offenbar ein Mann, nämlich Stephan Hässig (Bild unten).

Veteran im Vorteil?

Nach acht Jahren bei der Bank ein Veteran, leitet er zurzeit den Bereich vermögende Privatkunden der UBS Schweiz in Zürich. In dieser Funktion wurde der FDP-Lokalpolitiker auch mit einem Projekt betraut, auf dem die Augen von UBS-Vermögensverwaltungschef Jürg Zeltner ruhen: Er trainiert ein Team von Kundenberatern darauf, in einer digitalisierten Umgebung zu bestehen.

Haessig 500

Hässig bringt damit Dienstjahre und Know-how im alles entscheidenden Vermögensverwaltungs-Geschäft sowie Erfahrung im Innovationsbereich mit. Das macht ihn zu einem sicheren Wert für seine Vorgesetzten, die über die Zürcher Nachfolge entscheiden.

Zweierticket zum Glück aller?

Neuland oder Bewährtes, das ist die Frage. Als die Bank im letzten März Anton Simonet zum Nachfolger des scheidenden Leiter Wealth Management Schweiz Christian Wiesendanger ernannte, wählten sie das Bewährte.

Möglich aber auch, dass sich die UBS Schweiz für beides entscheidet und ein Zweierticket ins Rennen schickt, indem sie Ulrichs Job aufteilt: In die Regionaldirektion sowie die Leitung des Wealth Managements Zürich. Das wäre politisch geschickt taktiert. Aber nicht unbedingt mutig.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.55%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.9%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.99%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.02%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.54%
pixel