Mit den Millennials banken: Das möchten alle Geldhäuser gerne. Eine Studie der Credit Suisse zeichnet die finanzielle Lage der jungen Klientel nun aber in überraschend düsteren Farben.

Ein ganze Generation von potenziellen Kunden als «unglücklich» zu bezeichnen, mag aus Sicht einer Bank etwas gewagt erscheinen. Doch genau das tut die Credit Suisse (CS) in der diesjährigen Ausgabe ihres «Global Wealth Reports».

Die zweitgrösste Schweizer Bank hat sich in der Studie nämlich vertieft mit der Generation der «Millennials» beschäftigt – und ist zum überraschenden Schluss gekommen, das die Generation der um die Jahrtausendwende Geborenen arm dran ist.

Die 50-Jährigen sitzen auf den besten Jobs

Jedenfalls, wenn sie mit der Vorgängergeneration der sogenannten Baby Boomer verglichen wird (siehe Grafik unten). In westlichen Ländern «sitzen» die heute 50- bis 70-Jährigen auf den grössten Vermögen, den schönsten Wohnhäusern und den besten Jobs. Diese Generation konnte gleich von Beginn weg von einem ausgeprägten wirtschaftlichen Aufschwung profitieren. Und die haussierenden Börsen und die steigenden Immobilenpreise haben sie nur noch Vermögender gemacht.

In Industrieländern sind die Erfahrungen der Millennials mit der Weltwirtschaft genau gegenteilig. Jene Jahrgänge haben schon Rezessionen und zwei Börsencrashs migemacht, wie der CS-Report feststellt. Ihre Vorsorgegelder werden weniger weit reichen, und die «Jungen» sind nicht zuletzt wegen der Finanzierung teurer Studien oftmals bis über die Ohren verschuldet.

MillennialsGrafik 500

Ein verstörendes Muster

Das könnte sich rächen: Laut der Studie zeigt sich seit den 1950er-Jahren die Tendenz, dass früh im Erwerbsleben erlittene finanzielle Verluste später kaum noch aufzuholen sind. «Bestätigt sich das Muster, dann werden die Millennials bei der Vermögensbildung schlechter abschneiden als die Vorgängergeneration, auch wenn die Zeiten gut sind», stellen die Experten der Grossbank fest.

Keine rosigen Perspektiven – nicht zuletzt für Banken wie die CS.

So versuchen Vermögensverwalter derzeit fieberhaft, Anschluss bei der jungen Klientel zu finden. Dafür nehmen sie einige Unwägbarkeiten in Kauf: Millennials gelten bei Kundenberatern zuweilen als zickig, wenig zuverlässig und teils erstaunlich unwissend in Finanzbelangen, wie auch finews.ch berichtete.

Das Klischee vom jungen Entrepreneur

Wenn es sich wenigstens lohnen würde. Doch der CS-Report relativiert gleich noch die positiven Vorstellungen, die im Banking mit den Millennials anzutreffen sind – etwa das Bild des jungen Entrepreneurs. Dieses entlarvt der Report als Klischee: In OECD-Ländern habe der Anteil der selbstständig Erwerbenden seit der Jahrtausendwende abgenommen. Und unter diesen sei die Anzahl der effektiven Unternehmer rückläufig, stellen die Autoren fest.

Hartnäckig hält sich auch die Mär von der grossen Erbschaft. Private Banker verbringen daher viel Zeit damit, die Erbengeneration zu umschwärmen. Der Erfolg ist ihnen keineswegs sicher. Laut dem Report wird nur rund die Hälfte der Millennials je etwas vererbt erhalten, glauben die CS-Experten. Damit werde sich die Ungleichheit der Vermögen künftig noch verstärken, mahnen sie.

Noch mehr Ungleichheit

Letzterer Trend zeichnet sich schon heute ab. Wer schon reich ist, wird noch viel reicher, während die restliche Bevölkerung nur vom Vermögen träumen kann. Die Anzahl der jungen Milliardäre ist laut dem CS-Report weltweit deutlich gestiegen, von 21 Personen unter 40 Jahren im 2003 auf 46 im Jahr 2017. Doch dies ist vor allem auf die Dynamik in Schwellenländern zurückzuführen.

In Industriestaaten dürfte hingegen der Kampf um gutbetuchte Kunden noch viel härter werden, als ihn die Banken heute schon kennen. So gesehen blicken auch die um die Jahrtausendwende geborenen Kundenberater nicht gerade «happy» Zeiten entgegen.

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