Die UBS zahlt Tausenden Mitarbeitenden keine Boni mehr. Vergütungsexperte Sacha Cahn sagt zu finews.ch, ob bei den umstrittenen Sondervergütungen eine Zeitenwende anbricht.


Herr Cahn, die Schweizer Marktführerin UBS streicht rund 10'000 hiesigen Angestellten den Bonus – und ersetzt diesen durch eine fixe Lohnkomponente. Sind die umstrittenen Bankerboni damit auf dem Weg, zum simplen dreizehnten Monatslohn zu mutieren?

Nein, es sieht eher danach aus, dass UBS damit Prozesse vereinfachen will. Die Gesamtvergütung soll gemäss Information Bank ja unverändert bleiben.

Derweil hat sich laut Angaben der Chefetage der Bonuspool bei der Grossbank kaum verändert. Öffnet sich im Metier künftig eine Schere – noch mehr Boni für einige wenige Risikoträger, Fixlöhne für die breite Masse der Angestellten?

Das sehe ich nicht so. Die Veränderung zielt wohl darauf ab, dass Positionen mit direktem Einfluss auf den finanziellen Erfolg der Bank einen Bonus erhalten, der an individuelle Ziele geknüpft ist. Die anderen Mitarbeitenden werden über einen Fixlohn oder eine Unternehmens-bezogene Leistungs-Messgrösse am Erfolg der Bank beteiligt.

Schon 2018 hat sich die Migros Bank, ein Retailinstitut, öffentlichkeitswirksam von variablen Vergütungen verabschiedet. Ist dies der Weg in die Zukunft?

Eine solche Entscheidung hängt sehr stark von der Kultur und der Philosophie einer Organisation ab. Wir werden auch in Zukunft variable Vergütungen als ein Anreizinstrument von Leistung sehen.

Aber die allermeisten Banken leiden aufgrund des Marktumfelds unter Margenschwund, und die Personalkosten sind jeweils der grösste Posten. Müssten die Löhne nicht jenseits von Fixum und Boni noch deutlich sinken?

Die Bankenwelt ist im Umbruch, und die Instititute stehen unter starkem Innovations- und Kostendruck.

«Bei strategisch wichtigen Positionen wird die variable Vergütung auch künftig ein wichtiges Element bleiben»

Daher müssen neben innovativen Bankenlösungen gleichzeitig die Prozesse effizienter werden. In diesem Spannungsfeld müssen Positionen, die kritisch für die Zukunft des Geschäfts sind, attraktiv entlöhnt werden – während andere Jobs entweder tiefer abgegolten werden oder sogar ganz wegfallen.

Umgekehrt sind die relativ zu anderen Branchen deutlich höheren Löhne bis heute ein wichtiges Argument für einen Finanzjob. Mit welchen Anreizen muss die Branche künftig operieren, um die besten Talente an sich zu binden?

Wie in jeder Organisation geht es darum, Talente zu fördern und ihnen Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Bei jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern steht dies an erster Stelle. Ein attraktives Vergütungspaket reicht nicht aus.

Einige Stimmen schliessen aber gerade aus dem Kampf um Talente, dass die Boni in der Finanzbranche künftig nicht verschwinden, sondern noch steigen werden. Was ist Ihre Erwartung?

Die Förderung und Entwicklung von Talenten hängt nicht von der Vergütungsstrategie ab. Allerdings wird bei strategisch wichtige Positionen im Unternehmen die variable Vergütung auch künftig ein wichtiges Vergütungselement bleiben, um diese Mitarbeitenden am Erfolg zu beteiligen.


Sacha Cahn ist seit Anfang 2019 als Director Rewards bei der Beratungsfirma Willis Towers Watson in der Schweiz zuständig für Management-Vergütungspläne. Er verfügt über 15 Jahre Erfahrung in jenem Fach und war zuvor schon bei Beratungsunternehmen wie Kienbaum, Aon Hewitt, Mercer und beim Versicherer Zurich tätig.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.61%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.6%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.21%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.07%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.52%
pixel